von Olaf Fries (Sonntag, 26.05.2019 - 09:00 Uhr)
Der E-Sport wächst und wächst, aber die Dopingkontrollen sind bisher nicht mitgewachsen. Wenn sich der virtuelle Sport der aktuellen Dopingliste unterwerfen würde, könnte auch die gesellschaftliche Anerkennung in der Bevölkerung wachsen.
Auftritt Kory "Semphis" Friesen, ehemaliges Mitglied der E-Sport-Organisation Cloud 9 und seines Zeichens Profi-Spieler von Counter-Strike - Global Offensive. Er gibt zu, dass er und sein Team im Rahmen des Turniers ESL One Katowice 2015 das Medikament Adderall benutzten. Dadurch wurde das Thema Doping in E-Sports prominenter.
Adderall besteht aus einer Mischung von Salzen, Dexamphetamin und Amphetamin und wird für die Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder bei Narkolepsie eingesetzt. Es wird aber auch als kognitiver Verstärker verwendet, der stimulierende, aphrodisierende und euphorisierende Eigenschaften aufweist.
2015 hat sich beispielsweise die ESL dazu entschlossen, mit der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) zusammenzuarbeiten. Die ESL erkennt die WADA- (World Anti Doping Agency) wie auch NADA-Dopingliste zwar an, führt aber keine entsprechenden Tests durch. Die NADA leistet im Zuge von Events nur Präventivarbeit. Doping-Tests werden von den Veranstaltern der jeweiligen Turniere organisiert und durchgeführt, nicht von den Anti-Doping-Agenturen.
Ein bekanntes Beispiel von Organisationen, die sich um solche Belange kümmern, ist die ESIC (E-Sports Integrity Coalition). Deren Verbotsliste weist zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Beitrags lediglich sieben Substanzen auf, bei denen es sich hauptsächlich um Psychostimulanzien handelt. Zum Vergleich: Die NADA-Verbotsliste umfasst mehr als 100 Substanzen und weitere Doping-Methoden, wie zum Beispiel Blutdoping. Alleine die verbotenen Substanzen der Stimulanzien-Gruppe umfassen 60 Stoffe. Die ESIC findet die WADA- und NADA-Verbotsliste für unangebracht.
Ich gebe zu, dass nicht alle Substanzen und nicht alle Doping-Verfahren für E-Sportler relevant sind, wie beispielsweise Wachstumshormone, aber nur sieben Substanzen sind definitiv zu wenig! Es gibt aber auch einige Doping-Substanzen die für E-Sportler verlockend sein könnten, die nicht auf der ESIC-Liste stehen.
Seien es Beta-Blocker oder vielleicht auch Substanzen zum Steigern der Ausdauerleistungsfähigkeit. Manche E-Sportler verfügen beim Spielen über einen so hohen Puls, dass dieser mit dem von Dauerläufern verglichen werden kann (laut Prof. Dr. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln via Deutsche Welle).
Der entscheidende Fehler hierbei liegt in der Annahme, dass E-Sportler nur an Psychostimulanzien interessiert seien. So wie jeder Sportler ein anderes Anforderungsprofil aufweist, findet sich dieser Aspekt auch in den verschiedenen Disziplinen und Athleten im E-Sport wieder. Es besteht nicht nur ein Unterschied in den verschiedenen Disziplinen (Spielen), sondern auch in den jeweiligen Bedürfnissen der Spieler.
Einen weiteren Nachteil sehe ich beim Testverfahren. Bis dato wird mit einem Speichelstäbchen ein Saliva-Test durchgeführt, mit der Begründung, dass andere Testverfahren zu teuer und aufwendig seien. 2017 wurden jedoch 121 Millionen US-Dollar an Preisgeldern ausgeschüttet, und 2018 gab es allein auf dem "The International 2018"-Turnier von Dota 2 ein Preigeld von circa 25 Millionen US-Dollar.
Das Geld für teurere Tests ist also anscheinend durchaus vorhanden. Zum Vergleich: Auf dem Tennisturnier French Open 2018 wurden circa 39 Millionen Euro und bei den Australian Open circa 34 Millionen Euro vergeben.
Speicheltests sind auch fehler- und manipulationsanfälliger als Urintests. Außerdem ist ein Urintest weiterhin nicht invasiv. Zwar wird die Intimsphäre beim Sportler durch einen Urintest gebrochen, aber nicht so schlimm, dass es für einen Profi-Akteur zu beklemmend wäre. Glaubt mir, ich habe solche Tests selber hinter mir und es ist wirklich nichts Schlimmes.
Ich gebe aber auch zu, dass Doping-Tests bei Online-Matches oder in der Trainingsphase im E-Sport nicht umsetzbar wären. Alleine aufgrund der Distanzen und der Schnelllebigkeit der Teams. Urintests könnten jedoch auf jedem größeren Live-Event durchgeführt werden. Hierbei müsste man Spieler randomisiert nach dem jeweiligen Match testen.
Wenn sich große E-Sport-Events näher an die WADA-Richtlinien anpassen würden, denke ich, dass damit der nächste große Schritt für den elektronischen Sport gegangen wird. Nicht nur bereits aktive Fans würden mehr Transparenz erleben, sondern auch die Gesellschaft würde, meiner Ansicht nach, einen stärkeren Bezug aufbauen können.
Wie steht ihr zur Thematik? Sollten die Dopingkontrollen bei E-Sportlern verschärft werden? Ist ein sauberer E-Sport in euren Augen wichtig? Teilt es uns mit, wir sind an euren Meinungen interessiert!
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