Videospielkultur

Eiserne Regel: Warum ich nur Spiele anfange, die ich auch beende (Kolumne)

von Michael Sonntag (aktualisiert am Montag, 12.07.2021 - 09:51 Uhr)

Ich wurde begraben. Von dutzenden Plastikhüllen. Der Reichtum, nach dem ich einst gestrebt habe, hatte sich in meinen größten Feind verwandelt. Und nein, ich erzähle euch hier gerade nicht von meinem gestrigen Alptraum, sondern von dem Kampf gegen meinen Pile of Shame und davon, wie ich ihn zwar nicht besiegen, aber zumindest bändigen konnte.

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Es wollte nicht mehr aufhören, die Liste der Spiele, die ich noch spielen musste. Die unheilvolle Phrase, die dafür gesorgt hatte, dass ich vollkommen den Überblick verloren habe, lautete nicht wie sonst „Would you kindly ...“, sondern „Ich könnte doch mal reinspielen“. Ich warne euch, gewöhnt euch das niemals an - und wenn es schon längst passiert ist, lest weiter!

Ein release-starker Monat und mehrere gute Sales später fand ich mich als Lamborghini fahrender Zombie-Jäger wieder, der durch die Welt von The Witcher 3 ritt und dabei Orks rekrutierte, um endlich mit seinem Bruder die mexikanische Grenze zu erreichen.

Ich konnte den Handlungen der Spiele nicht mehr folgen, ich brachte Steuerungen komplett durcheinander, was sich darin äußerte, dass ich jemandem in einem reinem Dialog-Spiel einen Takedown verpassen wollte. Mir ging es nicht mehr wirklich darum, in einem Spiel anzukommen, sondern nur noch darum, keinen Reiz mehr auszulassen.

Diese Spielweise hatte ihren Reiz, es war nicht länger nötig, an einer Sache festzuhalten, da ich ja sofort zu einer anderen, frischen springen konnte. Für eine Weile dachte ich, dass man so der gefürchteten Langeweile für immer entgehen könnte, aber Fakt ist, dass man sich irgendwann noch schneller zu langweilen beginnt als sonst. Man sieht den Spaß vor lauter Spielen nicht mehr.

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Die Lösung

Selbstverständlich, Grenzen sind langweilig. Aber ich musste etwas tun, um diesem mich begrabenden Berg ein Ende zu setzen. Also setzte ich mir eine Regel, die folgendermaßen lautet: „Fange nur noch Spiele an, die du auch beendest.“ Selbstverständlich sind davon Spiele ausgenommen, die ich aus beruflichem Gründen spiele, aber somit bekomme ich zumindest wieder mein privates Spielen in den Griff.

Was das bedeutet: Sämtliche "Open World"-Spiele sind von meiner Liste geflogen, ebenso alle Spiele, bei denen ich den Trailer interessanter als das Gameplay finde oder diejenigen, bei denen ich nicht zu 100 Prozent erklären kann, warum sie mich begeistern. Das ist streng, ermöglicht es mir aber, den wirklichen Schätzen ihre verdiente Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.

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Von meinem Pile of Shame ist ein kleiner Haufen in der Größe eines Maulwurfhügels übrig geblieben. Faszinierenderweise fühlt es sich weder wie eine Diät noch eine Bestrafung an. Im Gegensatz zu früher kann ich in diesem Hügel mich selbst wiedererkennen, meine Interessen und meine Eigenschaften als Spieler.

Davor besaß diese Sammlung an zukünftigen Abenteuern kein Gesicht oder Ziel. Ich glaube, das wichtigste als Spieler ist nicht zu entscheiden, was das nächste Spiel sein könnte, sondern welches Spiel ausgelassen werden sollte. Man sollte immer offen für Neues sein, aber dabei nicht seinen Geschmacksnerv komplett auflösen.

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