von Mandy Strebe (Mittwoch, 02.10.2019 - 16:44 Uhr)
Sobald nur der Hauch eines Dark Souls zu erkennen ist, erklingen auch schon bald Begriffe wie Soulslike, Klon oder Kopie aus allen Ecken der Videospielwelt. Dark Souls mit Schusswaffen lautet der gängige Konsens, doch ist Remnant: From the Ashes bei weitem mehr als ein simpler Klon.
In dem schier unendlichen Angebot an Videospielen ist es als Spieleentwickler fast unvermeidlich Dinge aufzugreifen oder zu verwenden, die schon dagewesen sind.
Auch Videospiele fallen unter die Rubrik Kultur, und ganz spezielle Vertreter können gewissermaßen sogar als Kunst betrachtet werden. Daher ist es keine Schande, sich von Vorbildern inspirieren zu lassen oder sich an diesen zu orientieren.
Bei einer differenzierteren und genaueren Beobachtung von Remnant: From the Ashes wird deutlich, dass die Entwickler in weiten Feldern des Spiels auf bekannte, funktionierende und beliebte Features oder Stile zurückgegriffen haben. So entstand ein buntes Potpourri an etablierten Konzepten von erfolgreichen Action-Spielen der letzten Jahre.
Im Verlauf des Spiels fällt auf, dass die Entwickler von Gun Games offenbar nicht nur explizit bei Spielen nach Inspiration für ihre Ideen gesucht haben.
Dieser Kritik kann nicht gänzlich widersprochen werden. Der erbarmungslose Schwierigkeitsgrad oder auch die Einteilung von Gegnertypen in schwache und in Massen auftretende Gegner und die einzigartigen Bossgegner mit ihren speziellen Eigenschaften, die es durch eine ausgeklügelte Taktik zu bezwingen gilt, sind altbekannte Prinzipien.
Ganz stark abgeschaut, gewissermaßen kopiert, hat Remnant bei der Gestaltung des Energiesystems, den Checkpoints, die die Energie wieder aufladen und Gegner wiederherstellen, den Boss-Items oder auch der klassischen "Dark Souls"-Nebelwand vor Bosskämpfen.
Doch schafft es Remnant in einer schönen Art und Weise, einen eigenen Stil im Kampfsystem zu etablieren, indem es die interessante Komponente von Schusswaffen einfügt. Dabei ist die Implementierung von Schusswaffen in das Kampfgefüge so elegant umgesetzt, dass die starke Anlehnung an Dark Souls fast vergessen scheint und verziehen ist.
Woher kenne ich das nochmal? Diese Frage könnt ihr euch beim Spielen des Action-Spiels ziemlich oft stellen. Diese kleine Zusammenstellung an Screenshots soll verdeutlichen, wie oft Parallelen zu bekannten Spielen oder anderen kulturellen Werken auffallen.
Neben diesem Bildschirm erinnern ganze Level-Abschnitte an den apokalyptischen Rollenspiel-Shooter. Der Eingang in eine U-Bahn-Station lässt fast glauben, dass ihr gerade durch Fallout 4 wandelt.
Auch das "Science-Fiction"-Genre bleibt von Remnant nicht verschont. Neben dem Klassiker Alien aus der Filmwelt, sehen andere Spielelemente einem zentralen Inhalt aus dem Stargate-Universum ziemlich ähnlich.
Folgende Charakter-Designs haben sich scheinbar an beliebten Fantasy-Epen bedient.
Sogar namentlich greifen sie auf bekannte Fantasy-Figuren zurück.
Würde nur ein Spiel oder eine bestimmte Komponente kopiert worden sein, könnte von einem Plagiat oder eventuell auch einem Zufall gesprochen werden. Betrachtet ihr allerdings die Summe dieser Vorkommnisse, liegt der Gedanke nahe, dass die Entwickler das Ziel verfolgt haben, diese Art der Anlehnung an bekannte Elemente als Stilmittel oder Referenz zu verwenden.
Die Verwendung von auffälligen Easter Eggs wie eine Erwähnung eines “Indiana Jones“-Zitats ("Nur der bußfertige Mann wird bestehen") würde diese Annahme zumindest stützen. Es erwartet euch als Spieler sogar eine besondere Belohnung, wenn ihr dieses Easter Egg entdeckt. In einer zufallsgenerierten Welt, wie bei Remant: From the Ashes ein ziemliches Glück.
Da Remnant: From the Ashes nicht bloß stumpf kopiert und bei der Umsetzung der Spielelemente auch immer wieder durch eine eigene Handschrift glänzen kann, ist es während des Spielens fast unmöglich, dies den Entwicklern übel zu nehmen.
Denn was sie kopieren, kopieren sie hervorragend, erweitern es durch raffinierte neue Komponenten und schaffen es, dass ihr euch während des Spielens auf weitere Entdeckungen von bekannten Universen freuen könnt. Vergleichbar mit einem Suchbild voller beliebter und bekannter popkultureller Werke.
Gewissermaßen eine Hommage und gleichzeitig eine tiefere Metaebene, die dann nicht mehr einfachem Kopieren gleicht, sondern einer Honorierung außerordentlicher Werke anderer ehrenwürdiger Kreativer und Künstler.
Remnant: From the Ashes garantiert abwechslungsreichen Spielspaß und führt viele Elemente klug zusammen, sodass die Bezeichnung und Kritik als "Dark Souls"-Klon (im negativen Sinn) bei genauerer Betrachtung völlig deplatziert wirkt und im Endeffekt das “Kopieren“ auf ein gänzlich neues und innovatives Level gehoben wird.
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