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Escape from Tarkov | Keine Soldatinnen: Wo ist das Rückgrat der Entwickler?

In der Lore von Escape from Tarkov gibt es keine Soldatinnen - die Frage bleibt, warum?
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Der Multiplayer-Shooter Escape from Tarkov löste eine Diskussion über Frauen in Games aus: Die Einen reagieren auf das Thema mit Seufzen und die Anderen mit Unverständnis. Das wirklich gelungene Spiel wird so traurigerweise von Unruhen überschattet. Ich finde, dass die Entwickler nicht um den heißen Brei reden sollten.

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Als Frau weigere ich mich, Escape from Tarkov zu spielen

Wir alle sind uns wohl einig, wenn ich sage: Wir lieben Videospiele. Und eines davon, Escape from Tarkov, erfreut sich im Moment zurecht einer großen Beliebtheit. Denn das Spiel ist mit einem klasse Gameplay und einem noch grandioserem Spielprinzip ausgestattet. Die Entwickler sind also durchaus in der Lage, etwas Großartiges zu unserer Gaming-Welt beizutragen. Das ist schön.

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Schade aber ist, dass das Spiel von einem großen Teil der Gamer nicht gänzlich genossen werden kann - oder besser gesagt viele es nicht wollen. Auch ich möchte es gerne spielen, kann es aber nicht. Das regt mich auf. Spieler, denen die fehlenden Soldatinnen egal sind, mögen das nicht nachvollziehen können. Ich habe aber gute Gründe, das so zu sagen.

Eine fiktive Welt ist zu hart für fiktive Frauen?

Ein Grund dafür ist für mich simpel: Ein Spiel mit einer solchen Reichweite in seiner Popularität zu unterstützen, dessen Entwickler eine große Masse an Menschen aus der geliebten Gaming-Welt ausschließt und damit verärgert oder auch traurig stimmt, kann ich nicht mit mir vereinbaren. Denn Fakt ist: Viele Spieler und Spielerinnen fühlen sich ausgeschlossen und verzichten auf Spiele, wenn das weibliche Geschlecht darin nicht spielbar ist.

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Aber anstatt auf diejenigen Gamer aus dem vermeintlich “feindlichen“ Lager loszugehen, denen egal ist, welche Geschlechter im Spiel repräsentiert sind, versuche ich nach dem Auslöser für die Spaltung der Community zu suchen. Denn im Fall von EFT ist es vor allem die Art des Verzichts auf Soldatinnen, die Gamer verärgert.

Die Reise zu diesem Auslöser beginnt bei einem Interview aus dem Jahre 2016. In diesem Interview erwidert ein Mitarbeiter von Battlestate Games die Frage nach spielbaren Soldatinnen mit einer Antwort, die mich als Frau traurig stimmte. Frauen seien nicht erlaubt, dem virtuellen Krieg nicht gewachsen. Mein Geschlecht sei zu schwach, als dass es verdient hätte, im Spiel repräsentiert zu werden.

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Nicht nur sind Frauen in der Welt des Spiels also nicht erlaubt, sie würden auch den Stress nicht aushalten - einfach weil sie Frauen sind. Okay, die fiktive Welt von Escape from Tarkov ist sehr hart und wahrscheinlich würde zumindest ich, wäre das Szenario real, dem wirklich nicht standhalten. Aber seien wir mal ehrlich: Die meisten Männer, die auf ihrer Couch vor der Konsole sitzen, genauso wenig. Kaum jemand würde diesem Stress, der in der Welt von Escape From Tarkov dargestellt wird, gewachsen sein - unabhängig vom Geschlecht.

Wenn es sich also um eine fiktive Welt handelt, die sowieso zu hart für die meisten Männer und Frauen wäre, in der nur gut ausgebildete Soldaten überleben können - warum dann auf Soldatinnen verzichten? Diese Frage stellten viele Spieler und Spielerinnen nach der Veröffentlichung des Interviews, wodurch EFT das erste Mal in diesem Zusammenhang in Misskredit geriet. Die Aussagen des Entwicklers waren schlichtweg sexistisch.

Escape from Tarkov | In diesem Video könnt ihr die harte Welt des Survival-Shooters erleben:

Fadenscheinige Argumente: Wo ist euer Rückgrat, Battlestate Games?

Durch die wieder zunehmende Popularität des Spiels sehen sich Battlestate Games auch heute mit dem Vorwurf des Sexismus konfrontiert. In einem Tweet vom 6. Januar 2020 distanzieren sich die Entwickler nun von den Aussagen und dem Interview des Mitarbeiters. Doch auch wenn das schön zu sehen ist, bleibt für viele Spieler die Frage offen: Warum denn noch immer keine spielbaren Soldatinnen? Die Gründe für die Entscheidung gegen sie, die Battlestate heute vorbringt, hinterlassen für mich weiter einen faden Beigeschmack und sind einfach nicht überzeugend.

In einem Tweet nennen die Entwickler die Lore und den vermeintlich zu hohen Aufwand als die Hauptgründe gegen weibliche Charaktere. In Fall von Escape from Tarkov greifen diese zwei Argumente der Entwickler allerdings nicht und lassen sich sehr leicht auseinandernehmen. Sie verschleiern lediglich die eigentliche Haltung der Entwickler.

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Die Tatsache, dass es mehr Aufwand bedeuten würde, ist in der Spieleentwicklung ein alter Hut und schon mehrfach von Branchenkennern widerlegt worden. Dass die Lore, also die Geschichte und das Universum von Escape from Tarkov, es nicht zuließe, dass Frauen in das Kampfgeschehen ziehen, ist auch kein haltbares Argument. Denn die Entwickler gestalten schließlich die Lore. Sie hatten die Wahl, Soldatinnen zu implementieren und haben sie noch immer.

Anstatt sich nun hinter der Aussage zu verstecken, die Lore bestimme etwas, würde ich mir wünschen, dass die Menschen bei Battlestate Games einfach zu ihrer Haltung stehen würden. Dazu stehen, dass in ihrer Vorstellung weibliche Soldaten nicht existent sind - dass sie schlicht und ergreifend keine Soldatinnen in ihrem Spiel haben wollen. Dies würde mir als Begründung genügen. Das würde zumindest Rückgrat beweisen und es gäbe für mich einen Ausgangspunkt, von dem aus ich eine tatsächliche Position anprangern könnte, die meiner Auffassung nach im Jahre 2020 nicht mehr existieren sollte.

Stattdessen bleiben mir nun Scheinargumente, die dazu führen, dass wir um den heißen Brei herumreden und ein großer Teil der Gaming-Community offenbar davon überzeugt ist, dass die Entwickler nicht verwerflich gehandelt hätten.

tl;dr

Idealerweise hätten die Entwickler von Anfang an, wie es meiner Ansicht nach Normalität sein sollte, spielbare Frauen implementiert. Aber wenn man sich schon gegen Soldatinnen entscheidet (und dann auch noch im ersten Schritt sexistisch argumentiert), dann muss man auch das Rückgrat haben, zu dieser Entscheidung zu stehen. Und zwar nicht mit leicht zu entkräftenden Scheinargumenten, sondern der einfachen Tatsache, dass man keine Frauen im Spiel haben möchte. Denn, wenn wir dann streiten, dann zumindest über die selbe Sache.

Auch ich muss die Entscheidung der Entwickler akzeptieren, denn wir leben in einer Gesellschaft, in der zum Glück auch Spieleschaffende sich in ihren Werken gegen weibliche Charaktere entscheiden können. Doch hoffe ich, dass sich Spieleentwickler mehr und mehr dieser nun aufgekommenen Kritik annehmen, damit wir uns als Community wieder auf die schöneren Dinge fokussieren können: Das eigentliche Spielen von Spielen zum Beispiel. Und nicht auf die Diskussion von Missständen in Videospielen.

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