von Sergej Jurtaev (Montag, 16.03.2020 - 16:00 Uhr)
Am 20. März erwacht Nintendo endlich aus dem Winterschlaf – und wie! Dann erscheint mit Animal Crossing: New Horizons nämlich das vielleicht wichtigste „Nintendo Switch“-Spiel des Jahres. Fans der Reihe müssen sich von einem Test nicht überzeugen lassen. Sie warten seit sieben Jahren auf einen neuen Teil und bereits im Vorfeld zeichnete sich ab, dass die Entwickler so viele Fan-Wünsche wie möglich umsetzen wollten. Interessanter ist die Frage, ob neue Spieler mit der Serie warm werden, denn das Spielprinzip ist nicht für jedermann.
Überblick zu Animal Crossing: New Horizons
Spielzeit: bis die Lust vergeht
Multiplayer: ja
Switch-Online-Funktionen: ja
Speicherdaten-Cloud: nicht kompatibel
amiibo-Support: ja
Versionen: Standard, Standard (digital)
So könnte man den Start in euer neues Leben durchaus zusammenfassen. Aber eins nach dem anderen. Bevor es auf die verwaiste Insel geht, dürft ihr euch noch am Flughafen mit einem simplen Editor euren Charakter erstellen. Eine schöne Neuerung, die in ihrer Auswahl stark limitiert ist, aber keine Sorge: Im Spielverlauf werdet ihr – wie gewohnt – etliche Frisuren und Kleidungstücke freischalten können, um euch weiter zu individualisieren.
Jetzt kann der Urlaub endlich beginnen, oder etwa nicht? Eure neue Heimat sieht nicht allzu einladend aus. Eure Insel ist überwuchert mit Unkraut und abgesehen von ein paar Bäumen, Steinen und Flüssen gibt es nicht viel zu sehen. Immerhin hat es auch zwei weitere Bewohner auf die Insel verschlagen – die soziale Interaktion ist gesichert.
Nachdem ihr euer Zelt aufgeschlagen habt, folgt am nächsten Tag der Schock: Der gierige Tom Nook, der von seinen beiden Neffen unterstützt wird, stellt euch Unsummen in Rechnung. Da die Einnahmemöglichkeiten zu Beginn noch etwas beschränkt sind, dürft ihr euer Zelt statt mit Sternies (Standardwährung) mit der neuen Währung „Meilen“ bezahlen.
Dabei handelt es sich um besondere Erfolge (z. B. „mache ein Foto“) oder fortlaufende Aufgaben (z. B. „fange X Fische“), die ihr abschließen könnt. Später schaltet ihr zudem „Nook-Meilen+“-Aufgaben frei. Das sind kleine Aufträge, die ständig rotieren und im Nu beendet werden können. So bietet New Horizons speziell für Spieler, denen Animal Crossing sonst zu Aufgaben-arm war, mehr Abwechslung. Ihr könnt täglich gut und gerne mehrere Stunden damit verbringen, euren Meilen-Kontostand zu vergrößern. Das ist vor allem deswegen reizvoll, weil ihr mit Meilen exklusive Gegenstände kaufen könnt, an die ihr sonst nicht rankommt.
Nachdem ihr euer Zelt abbezahlt und auf ein Haus umgestiegen seid, geht es mit der Inselverwandlung so richtig los: Das Unkraut muss weg. Ihr müsst Äste und Steine sammeln, um simple Werkzeuge wie eine Schaufel, Axt oder Angel zu craften. Damit baut ihr Ressourcen wie Erz und Holz ab, um weitere Gegenstände oder Möbel zu craften. Darüber hinaus fangt ihr Fische/Insekten und sucht nach Fossilien, um ein prächtiges Museum aufzubauen. Nebenbei sammelt ihr massenhaft Sternies, denn mit zunehmender Spielzeit werden Preise für Objekte und Hauserweiterungen immer teurer.
Mit kleinen Schritten formt ihr eure Insel nach euren Vorstellungen. Eure Bemühungen werden schnell wahrgenommen, denn nach und nach gesellen sich neue Bewohner zu euch auf die Insel. Es gibt knapp 400 verschiedene Bewohner mit individuellen Persönlichkeiten und eigenen Dialogen. Mehr Vielfalt geht nicht. Das Spielprinzip ist unglaublich motivierend, was nicht immer nachvollziehbar ist – denn: Selbst das Unkraut zu jäten macht irgendwie Spaß … verrückt.
Obwohl New Horizons so viel mehr bietet als seine Vorgänger und zweifelsfrei den perfekten Einstieg in die Serie darstellt, bleibt es ein spezielles Spielkonzept, das nicht jedem gefallen wird. In den ersten Tagen ist noch sehr viel los, aber schon bald kehrt der Alltag ein. Nachdem ihr mit allen Bewohnern geredet, an allen Bäumen gerüttelt und alle Ressourcen gesammelt habt, gibt es eventuell nichts mehr zu tun.
Animal Crossing orientiert sich an der echten Zeit und Aktivitäten „respawnen“ am nächsten Tag. Wenn ihr ein neues Gebäude baut, dann dauert es ebenfalls einige Tage, bis es fertiggestellt ist. Ihr spielt jeden Tag ein bisschen und freut euch über kleine Fortschritte. Wenn ihr euch darüber nicht freuen könnt und zur Ungeduld neigt, dann wird Animal Crossing: New Horizons einen schweren Stand bei euch haben. Es besteht die Möglichkeit des Zeitspringens (Uhrzeit der Konsole ändern), aber davon ist abzuraten, da ihr euch damit um die Faszination betrügt.
New Horizons ist viel komfortabler als die Vorgänger, aber es gibt trotzdem ein paar Dinge, die nicht nur ungeduldige Spieler nerven werden. Zu Beginn müsst ihr euch etwa mit Werkzeugen herumplagen, die ständig kaputtgehen. Beim Craften neuer Objekte müsst ihr jedes Items einzeln herstellen. Wenn ihr z. B. 20 mal Fischfutter für euren Angelausflug craften möchtet, müsst ihr den Vorgang 20 Mal durchführen. Einige Items können gestapelt werden, andere müllen das Inventar voll, weil es nicht geht. Und wollt ihr über einen Fluss springen, müsst ihr ständig das passende Tool aus dem Inventar holen. Da hätte auch ein einfacher Knopfdruck genügt. Klingt banal, aber da man damit ständig konfrontiert wird, fällt es irgendwann negativ auf.
Animal Crossing: New Horizons verfügt über einen tollen Koop-Modus. Wenn eure Freunde oder Familienmitglieder sich einen eigenen Spielstand auf eurer Konsole erstellen, ziehen sie automatisch auf eure Insel. Ihr teilt euch den Fortschritt und arbeitet gemeinsam an einer Insel. Das geht zeitlich unabhängig voneinander, aber eben auch gemeinsam im Koop.
Einer ist dabei der leitende Spieler, der alle Aktionen durchführen kann und ein Anderer ist der Unterstützer, der nur Werkzeuge verwenden kann. Beim Unterstützer gehen die Werkzeuge nicht kaputt. Dieser kann dann z. B. Ressourcen abbauen, während der leitende Spieler die Items einsammelt. Wenn ihr den Controller schüttelt, tauscht ihr die Rollen. Ihr könnt also gemeinsam alle Aufgaben auf der Insel erledigen, wenn ihr das möchtet.
So ganz optimal ist es aber auch nicht, dass es nur eine Insel pro Konsole gibt. Das bedeutet, dass andere Konsolennutzer nicht die Wahl haben, eine eigene Insel zu bauen. Dafür wurde Nintendo im Vorfeld zurecht kritisiert. Des Weiteren sollte der Inselbesitzer seinen Spielstand nicht löschen – die Insel ist nämlich an ihn gebunden. Wenn der Besitzer seinen Spielstand löscht, werden automatisch alle anderen Spielstände entfernt.
Abschließend möchten wir euch kurz und knapp eine Einschätzung geben, ob sich Animal Crossing: New Horizons für euch lohnt, oder eben nicht. Ihr werdet mit der Lebenssimulation euren Spaß haben, wenn ...
Nicht sonderlich geeignet ist Animal Crossing: New Horizons für euch, wenn ...
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Animal Crossing: New Horizons ist für Fans ein Muss und für Neulinge der perfekte Einstieg in die Serie! In diesem charmanten Inselabenteuer gibt es so viel Inhalt und so viel zu entdecken. Und das sage ich, obwohl ich in der Testphase nur an der Oberfläche kratzen konnte.
Zeitreisen war nicht gestattet, sodass ich einige Features, wie das neue Terraforming (Flüsse bauen, Wege abrunden, Wände einreißen etc) für den Test nicht ausprobieren konnte. Dafür verweise ich gerne auf unsere Vorschau, in der mein Kollege Nathan das Potenzial der Neuerung hervorhebt, aber auch die Steuerung kritisiert. Die Bedenken kann ich nachvollziehen. Im Umgang mit der Schaufel kam es z. B. vermehrt vor, dass ich nicht an der gewünschten Stelle gegraben habe, weil Markierungen am Boden fehlten. Grundsätzlich stehen eurer Kreativität mit dem Terraforming aber alle Türen offen.
Ich selbst war lange Zeit kein großer Fan und immer, wenn ich mir das Spielprinzip erklären ließ, konnte ich den Reiz nicht begreifen. Glücklicherweise habe ich nicht nur studiert, sondern auch probiert. Testet das Spiel vielleicht vorher bei einem Freund, wenn ihr ob des speziellen Konzepts unsicher seid. Sicher ist nämlich, dass Animal Crossing: New Horizons ein sehr entschleunigtes Spiel ist. Eben ein virtueller Inselurlaub, auf den ihr euch einlassen müsst. Wenn ihr das tut und euch das "Animal Crossing"-Fieber packt, wird euch das Spiel aber Monate, wenn nicht gar Jahre begleiten!
spieletipps meint: Charmante Lebenssimulation, die viel Inhalt bietet und zum kreativen Spielen einlädt. Der bis dato beste Teil der Reihe.
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