von Micky Auer (Montag, 30.03.2020 - 17:00 Uhr)
Es ist soweit: Für den Test von Resident Evil 3 Remake haben wir einen der schreckhaftesten Redakteure gewählt, um herauszufiltern, ob der Survival Horror noch immer dafür sorgt, dass ihr beim Spielen über euren eigenen Herzschlag stolpert. Begleitet uns in die Zombie-Apokalypse von Raccoon City ...
<infobox header="" bulletpoints="Überblick zu Resident Evil 3 Remake|| Größe: 23,8 GB (PS4), ca. gleich viel zusätzlich für den Multiplayer "Resistance"|| Umfang: 10 bis 12 Stunden Hauptquest, 6 Stunden oder weniger, wenn ihr "rusht"|| Sprachausgabe: Wahlweise Dialoge in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch oder Japanisch. Bildschirmtexte in all diesen und noch weiteren Sprachen verfügbar.|| Erscheint am 3. April 2020 für PS4, PC und Xbox One"/>
Bevor es losgeht, ein wichtiger Hinweis:
Mit Resident Evil 3 Remake erhaltet ihr auch einen eigenständigen Multiplayer namens Resistance. Dieser konnte während der Vorbereitungen für diesen Test noch nicht in einer Form gespielt werden, die aussagekräftig genug ist. Auf jeden Fall wäre eine Bewertung ohnehin nicht in den Test eingeflossen, da - wie bereits erwähnt - der Mehrspieler-Modus vom Hauptspiel getrennt ist und diesem nichts hinzufügt oder wegnimmt. Eine Inhaltsangabe und einen ersten Eindruck (basierend auf einem Anspiel-Event) findet ihr dennoch ganz zum Schluss.
Die "Drei" im Titel verrät es schon größtenteils: Das Original, Resident Evil 3 Nemesis, erschien im September 1999 für die erste PlayStation. Umsetzungen für weitere Plattformen folgten. Es handelt sich dabei um den dritten Teil der "Resident Evil"-Reihe. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen Jill Valentine und Carlos Oliveira, die jeweils bestimmte Kapitel der Geschichte im Alleingang bestreiten. Zeitlich ist der Inhalt kurz vor und nach den Geschehnissen von Resident Evil 2 angesetzt.
Ort des Geschehens von Resident Evil 3 Remake ist die von Zombies überrannte Metropole Raccoon City. Der Ausbruch der Zombie-Apokalypse ist ein direktes Resultat der Geschehnisse aus den Vorgängern. Zusätzlich zu den wandelnden Toten begegnen die Protagonisten noch weitaus schrecklicheren Mutationen, deren einziges Ziel ist, alles auf brutale Weise zu töten, was ihnen begegnet. Doch damit nicht genug! Denn neben all diesen Schrecknissen treibt auch noch eine monströse Kampfmaschine namens Nemesis ihr Unwesen. Das Monstrum scheint es vor allem auf Jill abgesehen zu haben. Veteranen wissen warum, Neueinsteigern wird an dieser Stelle natürlich noch nichts verraten.
Die Spielmechanik orientiert sich dabei am klassischen "Survival Horror"-Prinzip. Das bedeutet, ihr kämpft in Echtzeit gegen die zahlreichen Untoten und Monster, verwaltet eure streng limitierten Ressourcen (Munition, Heilung), löst größtenteils recht einsteigerfreundliche Rätsel (Finde Objekt A, nutze es an Stelle B) und versucht, den Horror zu überleben. Daher auch der Name des Genres, den Resident Evil quasi begründet hat: Survival Horror.
Das Original-RE3 ist - genau wie seine beiden Vorgänger - eine recht starre, oftmals hakelige Angelegenheit. Das kann man vom Remake absolut nicht mehr behaupten. Vorbei sind die Zeiten der "Panzer-Steuerung" in starren, vorgerenderten Kulissen. Die Bewegung eurer Spielfiguren in der 3D-Umgebung entspricht dem heutigen Standard. Das Zielen mit den verschiedenen Waffen, die ihr im Laufe des Abenteuers findet, erfordert Geduld, eine ruhige Hand und teils gute Reaktionen. Jedes Upgrade, das ihr aufstöbert, verbessert eure Chance, eure Ziele auch wirklich zu treffen. Neu ist auch die Möglichkeit, eure wichtigsten Waffen auf eine Schnellauswahl zu legen. Wählt stets die richtige Waffe für den Job! Pistole, Schrotflinte oder lieber doch den Granatwerfer? Das Spiel gibt euch sogar ein paar kleine Hinweise, gegen welche Maßnahmen bestimmte Gegner besonders anfällig sind. Und wer auch nur das geringste Wissen über Zombies mitbringt, der weiß: Zielt auf den Kopf!
Die einzelnen Spielareale sind nicht besonders verwinkelt. Solltet ihr dennoch mal den Überblick verlieren, so hilft die schnell aufrufbare und leicht zu lesende Übersichtskarte. Dies pausiert auch das Geschehen, so dass ihr im schlimmsten Zombie-Getümmel auch mal kurz Luft holen und euren nächsten Schritt planen könnt. Das funktioniert auch, wenn ihr euer Inventar aufruft. Das werdet ihr aller Voraussicht nach oft tun, gehört es doch zur integralen Spielerfahrung von Resident Evil 3 Remake. Warum? Ihr habt nicht unendlich viel Platz.
Jeder Schritt im Spiel könnte euer letzter sein. Umso wichtiger ist es, mit euren Ressourcen vernünftig umzugehen und Platz im Inventar frei zu halten, für den Fall, dass ihr das nächste lebensrettende Heilkraut findet. Glücklicherweise gibt es an speziellen Speicherorten auch Vorratskisten, in denen ihr getrost Items ablegen und später an jeder anderen Kiste wieder aufnehmen könnt. Hinzu kommt, dass ihr im Spiel verteilt Erweiterungen für euer Inventar findet. Dennoch bleibt bis ganz zum Schluss ein ordentliches Ausrüstungs-Management stets im Fokus!
Apropos speichern: Im Original musstet ihr Farbbänder für die altmodischen Schreibmaschinen finden, an denen ihr euren Fortschritt speichern konntet. Das ist nun nicht mehr nötig. Ihr speichert, so oft ihr wollt. Zusätzlich gibt es auch noch eine Auto-Speicherfunktion, die euren Fortschritt an Schlüsselstellen aufzeichnet. Zugegeben: Das nimmt dem Geschehen durchaus etwas den Druck und den Nervenkitzel, jedoch werdet ihr das Feature zu schätzen wissen, wenn euch hinterrücks ein Zombie anfällt und euch das letzte Bisschen Lebensenergie raubt.
Und dann gibt es noch zwei Techniken, die ihr unbedingt so schnell wie möglich verinnerlichen solltet: Jill kann Angreifern per Knopfdruck ausweichen, Carlos kann sie umrempeln. Gelingt euch das mit dem perfekten Timing, verlangsamt sich kurz die Zeit und verschafft euch einen kleinen, aber oft entscheidenden Vorteil. Diese Techniken gab es bereits im Original, sie wurden für das Remake nochmal erweitert und verfeinert.
Im Vergleich zu vielen anderen Zombie-Spielen legt RE3 Remake eine wesentlich ruhigere Gangart an den Tag. Im Vergleich zu seinen eigenen Vorgängern hingegen ist es erstaunlich actionreich. Somit markiert das Spiel ein Bindeglied zwischen dem Herrenhaus-Horror des ersten Teils und dem Hollywood-Geballere, wie ihr es vielleicht aus den Teilen 5 und 6 kennt. Alles in allem kommt die gruselige Atmosphäre für eher abgebrühte Spieler etwas zu kurz. Jump Scares werden aber auch den kühlsten Kopf nochmal kalt erwischen. Glücklicherweise werden diese recht sparsam eingesetzt.
Das soll nun nicht bedeuten, das RE3 Remake nicht mehr schrecklich genug ist. Im Gegenteil! Die allgegenwärtige Bedrohung durch den schier unbezwingbaren Nemesis sitzt euch ständig im Nacken. Wenn ihr seine schweren Schritte hinter euch hört, wollt ihr gar nicht mehr so genau wissen, wie dicht er euch im Nacken sitzt, sondern nur schnell die nächste Stahltür zwischen ihn und euch bringen! Nur, um dann festzustellen, dass der Kerl gerne mal direkt durch die Wand kommt!
Das Szenario geizt auch nicht mit jeder Menge Blut und Eingeweiden. Dank des gelungenen Beleuchtungsmodells entsteht oftmals der Effekt, dass ihr euch vor eurem eigenen Schatten erschreckt. Wenn ihr so schreckhaft seid wie ich, werdet ihr vermutlich bald dazu übergehen, auf dem Boden liegenden Leichen einen Kopfschuss zu verpassen. Denn oftmals sind die gar nicht so tot! Selbst der simpelste Standard-Zombie ist ein ernstzunehmender Gegner, wenn ihr zulasst, dass er euch zu nahe kommt.
Manchmal könnt ihr auch schon durch Fenster, Zäune oder andere Abtrennungen einen Vorgeschmack darauf erhaschen, was euch als nächstes anfallen könnte. Dies sorgt für das Gefühl: "Ich will da jetzt aber wirklich nicht rein!" - Ihr müsst aber. Zumindest, wenn ihr im Spiel weiterkommen wollt. RE3 Remake erfordert ein gründliches Abgrasen alles Örtlichkeiten, um eure Ressourcen aufzustocken, wichtige Gegenstände zu finden und in Aufzeichnungen mehr über die Hintergründe der Schrecknisse zu erfahren - und so manchmal auch über die eine oder andere nützliche Kampftaktik zu stolpern.
Unterstützt wird das Ambiente durch die RE-Engine, die das Geschehen in fühlbar hoher Bildwiederholrate darstellt und das finstere Raccoon City durch den Schein tanzender Flammen und mit kalten Lichtern von verwaisten Computern sowie schon beinahe sarkastisch farbenfrohen und glücklich stimmenden Leuchtreklamen zu untotem Leben erweckt. Auch das Sound-Design verdient ein Lob, wenngleich nichts grundlegend Neues oder Ungewöhnliches erklingt. Aber das Röcheln eines Zombies oder sonst einer Höllenkreatur zu hören, noch bevor ihr seht, womit ihr es zu tun habt, verfehlt nie seine Wirkung!
Wie bereits eingangs erwähnt, gehört auch der asymmetrische Multiplayer Resident Evil Resistance mit zum Gesamtpaket. Leider haben die Server während des Testens nicht mitgespielt, so konnte auch kein frischer Eindruck gewonnen werden. Allerdings durften wir Anfang des Jahres bei einem Anspiel-Event schon mal reinschnuppern. Unsere Eindrücke findet ihr hier in der Vorschau.
In Resistance übernehmt ihr entweder die Rolle eines "Survivors" oder die des Mastermind. Ersterer versucht mit einer Gruppe anderer Spieler aus einem tödlichen Labyrinth zu entkommen. Jede Spielfigur verfügt dabei über bestimmte Fähigkeiten, die mit zunehmender Erfahrung auch verbessert werden können. Das Mastermind hingegen beobachtet das Geschehen und platziert Fallen, Gegner und sorgt für Angst und Verwirrung unter den Spielern.
Resistance ist komplett vom Hauptspiel losgelöst. Ihr verpasst also nichts, wenn ihr euch nicht in die Online-Action stürzt. Wozu es diesen Multiplayer wirklich braucht, kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Mein Eindruck: Er soll vermutlich als Plattform für Mikrotransaktionen dienen. Allerdings kann ich das zu diesem Zeitpunkt weder bestätigen, noch dementieren. Es ist - wie gesagt - nur eine Vermutung.
Anhand dieser Stichpunkte könnt ihr euch einen schnellen Eindruck darüber verschaffen, ob ihr euch nach Raccoon City wagen solltet, oder ob der Höllentrip eher nichts für euch ist. Ihr werdet mit Resident Evil 3 Remake euren Spaß haben, wenn ...
Nicht sonderlich geeignet ist Resident Evil 3 Remake für euch, wenn ...
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Resident Evil 3 Remake steckt voller ... Resident Evil 2 Remake! Es wurde schon so einiges wiederverwendet, was Fans bereits aus dem Vorgänger kennen. Ist das nun schlimm? Rein auf den spielerischen und technischen Wert bezogen: Nein. Es bleibt eine Atmosphäre aufrecht erhalten, die stets bedrohlich, jedoch nur bedingt gruselig wirkt. Bedenkt aber, dass die Spielzeit ohnehin recht kurz ausfällt, was durch die Wiederverwertung diverser Assets auch etwas sauer aufstößt. Zum Ausgleich gibt es aber auch zahlreiche Neuerungen, die allesamt sinnvoll und gut ausgefallen sind.
Aber macht es denn auch Spaß? Oh ja, und wie! Jill Valentine ist die Frau, die ihr an eurer Seite haben wollt, wenn die Welt den Zombies zum Fraß vorgeworfen wird! Sie überlebt Raketenwerfer, Explosionen aus nächster Nähe, zahlreiche Bissverletzungen, Fleischwunden, Infektionen und Stürze aus großer Höhe. Carlos nicht minder, aber irgendwie ist Jill die Coolere von den beiden. Der typische 90er-Jahre-"Cheese" kommt auch in RE3 Remake nicht zu kurz, wirkt aber nicht ganz so lächerlich wie im zweiten Teil. Betonung liegt hier auf: "nicht ganz so", jedoch würde ich es auch aus Gründen der Nostalgie gar nicht anders wollen.
Damit ihr euch auch wie Action-Helden fühlen dürft, gibt es natürlich auch ein gerüttet Maß an absurden Situationen im Stile von: "Wir lassen diesen Tanklastwagen durch zwei aus der Hüfte abgefeuerte Schüsse explodieren. Auf fünf Meter Entfernung." Ja, es ist gänzlich realitätsfremd. Aber hey: Ihr kämpft gegen Zombies! Da darf gerne mal auch maßlos übertrieben werden.
Insgesamt empfand ich Resident Evil 3 Remake als eine etwas rundere und dynamischere Spielerfahrung als den ohnehin schon sehr guten Vorgänger. Im Grunde habe ich von Capcom nur erwartet, die nun etablierte Erfolgsformel leicht anzupassen und erneut anzuwenden. Und genau das ist geschehen. Alles richtig gemacht!
spieletipps meint: Klassischer Survival Horror im modernen Gewand. Resident Evil 3 Remake bringt die Nostalgie spielerisch gelungen in die Gegenwart.
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