von Marina Hänsel (Freitag, 28.08.2020 - 00:05 Uhr)
Während der Sommer vor sich hin tropft – im Schweiße unseres Angesichts – halten sich die großen Publisher mit Spielen bedeckt. Zeit also, den kleinen Dingen im Leben mehr Aufmerksamkeit zu schenken: Windbound ist kurz, wunderschön und bringt heimelig bekannte Spielmechaniken mit, die euch besonders dann verzaubern werden, wenn ihr ein Spiel zum Abtauchen braucht. Lest in unserem Test, wie es das schafft.
Überblick zu Windbound
Genre: Survival, Action-Adventure
Spielzeit: ca. 5 bis 10 Stunden für die Hauptstory
Multiplayer: nein
Plattformen: PC, PS4, Xbox One und Nintendo Switch
Ich sehe sie schon am Horizont: Die nächste Insel, ein paar Bäume, ein Turm. Ich setze die Segel, suche jene Windrichtung, die mich vorantreibt und gleite über die Wellen, als eine feine, sanfte Klaviermelodie beginnt, die mich bis zur fremden Küste begleitet. Windbound ist ein Spiel über Stille. Nein, Musik. Es ist auch ein Spiel, in dem ihr überleben müsst – in dem ihr eine fremde Zivilisation erforscht, ein wenig wie Journey. Oder die Zelda-Reihe, mit Survival.
5 Lives Studios Survival-Adventure schickt euch auf eine Reise in zufällig generierte Meere mit Inseln, die ihr nach und nach per Kanu oder Segelboot erforscht: Wilde Tiere bieten euch Kämpfe und Nahrung, seltsam leuchtende Steine erhöhen eure Lebensenergie und mystische Türme sprechen über eine vergangene Zivilisation von Meeresgiganten. Die junge Kara wurde von ihrem Stamm und ihrer Segelflotte getrennt, als ein heftiger Sturm über das Meer peitschte. Jetzt ist sie schiffsbrüchig auf den Verbotenen Inseln, doch aus der Ferne scheint etwas zu ihr zu sprechen, ihr vielleicht sogar zu helfen?
Windbound ist ein Spiel über Neugier: Was erwartet euch als nächstes? Ihr braucht Bambus, Fleisch, Holz: Wird es das auf der nächsten Insel geben? Windbound ist spielend einfach und dann doch wieder gnadenlos, denn sobald ihr verhungert, ertrinkt, sterbt, verliert ihr euer Boot und euren Fortschritt – wie viel Fortschritt, das entscheidet sich je nachdem, ob ihr im Story- oder Überlebens-Modus spielt.
Ich empfand es als hart aber fair, ebenso wie das Segeln gemein aber realistisch war: Das Wichtigste in eurer Welt als Kara ist euer Boot, ein Kanu oder ein größeres Gefährt mit Segel. Das Segelboot ist schneller, aber auch schwieriger zu handhaben: Es wird, wie es auch sein sollte, mit Wind betrieben. Kitzelt euch der Wind im Nacken, klappt alles wunderbar – nicht jedoch, wenn ihr gegen den Wind segeln wollt. Gegen den Wind zu segeln ist Mist. Es macht keinen Spaß.
Aber es macht dann wiederum doch Spaß, wenn ihr es geschafft habt. Irgendwie fühle ich mich nach Windbound, als könne ich wirklich segeln gehen, was ohne Frage ein netter Trugschluss ist.
Windbound ist wirklich ein schönes Spiel für Zwischendurch. Es wird euer Leben nicht umkrempeln, es wird euch nicht mit nagelneuen Spielmechaniken überrennen oder in euch ein Gefühl erwecken, als hättet ihr noch nie so etwas gesehen!
Ihr habt solche Spiele schon gesehen, und es erinnert tatsächlich an Journey oder auch Zelda, würden wir es mit einer Prise Survival würzen. Windbound spielt sich wie ein heimeliger Abend am Kaminfeuer, nur, dass ihr am Strand sitzt und dort euer Abendessen bratet.
Die Hungermechanik ist gerade so weit ausgebaut, dass sie euch in die Welt hineinzieht und alles irgendwie realistischer werden lässt, ohne euch auf die Nerven zu gehen. Das Crafting verhält sich ähnlich: Es ist einfach, komplex genug, um spannend zu bleiben und es bietet teils mehr Tiefe, als die Story gebraucht hätte. Was nicht schlimm ist: Ich war nur schon am Ende von Karas Reise, ehe ich alle Rezepte ausprobieren konnte. Vielleicht habe ich mir nicht genug Zeit genommen?
Ihr könnt das aber. Euch Zeit nehmen. Und das solltet ihr auch, denn gerade die Details in Windbounds wunderschöner Welt sind es, denen ihr eure Aufmerksamkeit schenken solltet: Gegner poltern oder flöten mit unterschiedlichen Melodien, wenn ihr in ihrer Nähe seid. Summende Grabsteine sprechen von der Vergangenheit und Portale schicken euch in neue Welten. Hier ist irgendwie alles ein bisschen mystisch und falls ihr nicht verlernt habt, neugierig zu sein, so wird euch Windbound vielleicht genauso wie mich bis an sein Ende fesseln.
Ihr mögt euch die Frage stellen, ob euch Windbound langweilen oder faszinieren wird, und vielleicht auch, ob ihr für ein so kurzes Spiel Geld ausgeben wollt. Windbound kostet auf allen Plattformen 29,99 Euro, diese Entscheidung müsst ihr also selbst fällen. Was ich euch sagen kann: Ihr werdet Windbound wahrscheinlich genießen, wenn ...
Windbound dürfte nichts für euch sein, falls ...
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Ich denke gern an Windbound zurück. An dieses Gefühl, neu in einer neuen Welt zu sein, alles erforschen zu dürfen, die Segel zu setzen. Oder eben nachts am Strand zu hocken, vor mir ein Feuer, über dem ich mir einen Fisch brate.
Insgesamt habe ich Windbound sicherlich nur etwa acht Stunden gespielt, ehe es zu Ende gewesen ist – und vielleicht ist das auch meine Kritik am Spiel: Es hätte länger sein sollen, es hätte vielleicht auch ein wenig deutlicher sein können, in dem, was es erzählt.
Letztendlich gehört es aber für mich, in diesem seltsamen Spielejahr, zu jenen Spielen, an die ich sicher noch eine Weile zurückdenken werde. Und das sind gar nicht so viele.
spieletipps meint: Windbound ist das Spiel, das ihr braucht, wenn ihr eine Auszeit vom hektischen Leben benötigt: Klein, ruhig und schön.
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