Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung

Test Hyrule Warriors 2: Fans von Breath of the Wild werden "Zeit der Verheerung" lieben

von Sergej Jurtaev (Mittwoch, 18.11.2020 - 15:00 Uhr)

Als The Legend of Zelda: Breath of the Wild die Spieler vor gut drei Jahren begeisterte, war der Wunsch nach einem Nachfolger groß. Mindestens genauso viele Fans wollten hingegen mehr zur Vorgeschichte erfahren. Nun, es kommt beides. Während sich Nintendo selbst um das Sequel kümmert, dürfen die Schnetzelexperten von Koei Tecmo die Ereignisse von vor 100 Jahren aufarbeiten. Wie gut das Warriors-Konzept dazu passt, klärt unser Test!

Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung erscheint am 20. November 2020 exklusiv für Nintendo Switch.
Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung erscheint am 20. November 2020 exklusiv für Nintendo Switch.

Überblick zu Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung
• Spielzeit: ca. 15 Stunden die Haupt-Story
• Multiplayer: ja
• Switch-Online-Funktionen: nein
• Speicherdaten-Cloud: kompatibel
• amiibo-Support: ja
• Versionen: Standard, Standard (digital)

Ist das wirklich die Vorgeschichte?

In The Legend of Zelda: Breath of the Wild erwacht Link aus einem tiefen Schlaf und findet ein seelenloses Hyrule vor, das nach einem verheerenden Krieg gegen Ganon eine Dystopie darstellt. Den Ablauf dieses Kriegs erzählt Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung, doch nicht so, wie ihr es vielleicht erwartet. Woran das liegt, konntet ihr bereits in einer kostenlosen Demo erfahren: Als Hyrule dem Untergang geweiht ist, reist ein kleiner Wächter in die Vergangenheit und übermittelt Zelda, Link und Co., was geschehen wird. Mit den neuen Erkenntnissen will sich Hyrule noch besser auf die drohende Gefahr vorbereiten.

Das wird nicht jedem Fan gefallen, vor allem nicht denjenigen, die sich eine „bodenständigere“ Nacherzählung wünschen. Wenn Zeitreisen aus der Trickkiste geholt werden, ist nun mal alles möglich. Andererseits ist es aber erfreulich, neue Ereignisse zu erleben und auf neue Figuren zu treffen – wie zum Beispiel den Antagonisten des Spiels, der in Breath of the Wild nicht vorkam.

Besuch aus der Zukunft: Der kleine Wächter will Zelda, Link und die anderen warnen.
Besuch aus der Zukunft: Der kleine Wächter will Zelda, Link und die anderen warnen.

Dabei ist die Präsentation und Inszenierung eine der größten Stärken des Spiels. Es gibt unzählige hochwertige Zwischensequenzen, die turbulente wie auch ruhige Szenen zeigen. Schöne Szenen. Traurige Szenen. Ihr dürft endlich die Charaktere besser kennenlernen, die in der Vorlage nur kurze Auftritte hatten. Jedem „Breath of the Wild“-Fan wird das Herz aufgehen! Die Zwischensequenzen sind unter anderem auch auf Deutsch vertont. So viel wurde in einem Zelda-Spiel noch nie gesprochen.

Der Look überzeugt auch innerhalb der Spielwelt und der Levels. Die Vorlage wurde sehr gut adaptiert und überragt den Vorgänger Hyrule Warriors auf Wii U optisch bei Weitem. Etwas ernüchternd ist jedoch die Gestaltung der Spielwelt. Sie ist genauso trist, karg und leer wie die Vorlage. Viele der markanten Orte, die ihr aus Breath of the Wild kennt, wurden zudem fast 1:1 übernommen. Es wirkt leider nicht so, als würde das Spiel 100 Jahre vor einem katastrophalen Krieg spielen. Dabei wäre es so interessant gewesen, ein etwas anderes Hyrule zu bereisen – schade.

Hyrule Warriors: Neuer Trailer für das "Zelda: Breath of the Wild"-Prequel

Gute Abwechslung auf dem Schlachtfeld mit wankender Technik

Neben der Geschichte steht selbstredend das Gameplay im Mittelpunkt. Auf den ersten Blick erwartet euch nicht allzu viel Neues. In Warriors-Manier metzelt ihr euch durch Horden wehrloser Gegner, erobert Vorposten und schaltet Anführer aus. Mit simplen Tastenkombinationen gelingen euch dabei fulminante Angriffsketten, die schön anzusehen sind. Die spielbaren Helden unterscheiden sich stark voneinander und haben einen individuellen Kniff. Während Link seinen Bogen zücken kann, besitzt Urbosa eine separate „Magie“-Leiste, mit der sie Blitzangriffe ausführt. Revali kann in die Lüfte emporsteigen, um aus dem Flug anzugreifen und Impa erschafft Illusionen von sich und belagert so Gegner von allen Seiten.

Viele Mechaniken wurden aus der Vorlage übernommen. So kann Link beispielsweise seinen Schild benutzen, um die Laserangriffe der Wächter zu reflektieren.
Viele Mechaniken wurden aus der Vorlage übernommen. So kann Link beispielsweise seinen Schild benutzen, um die Laserangriffe der Wächter zu reflektieren.

Dass die doch repetitiven Kämpfe über einen längeren Zeitraum Spaß machen, liegt an dem Shiekah-Stein und den Modulen, die aus Breath of the Wild übernommen wurden. So könnt ihr Eissäulen erschaffen, Bomben werfen, Gegner in der Zeit einfrieren oder ihre Waffen mit dem Magnet-Modul klauen. Gegen Bosse müsst ihr die passenden Fähigkeiten zum richtigen Zeitpunkt einsetzen, um Attacken zu kontern – das macht Laune. Obwohl die bekannten Hinoxe, Wächter und Leunen abwechslungsreiche Herausforderungen bieten, fehlt es mit zunehmender Spielzeit an neuen Gegnertypen. Die Gegner-Vielfalt war leider schon in Breath of the Wild dürftig und in Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung gibt es leider zu wenige neue Kreationen, um dem entgegenzuwirken.

Die Shiekah-Module sind sehr gut in die Kämpfe eingebunden, aber erneut haben es die Entwickler versäumt, mehr Rätsel in die Missionen einzubauen. Dabei ist Breath of the Wild die ideale Vorlage dafür. In der Umgebung setzt ihr die Module höchstens mal ein, um eine Felswand mit Bomben zu zerstören. So etwas wie optionale Schrein-Challenges hätten dem Spiel gut getan. Dafür gibt es aber Titanen-Missionen, in denen ihr die vier gewaltigen Titanen steuert und noch mehr Gegner plättet als sonst schon. Besonders anspruchsvoll oder unterhaltsam sind diese Abschnitte jedoch nicht.

Auch die vier Titanen haben allesamt verschiedene Angriffe, die Gegnerhorden regelrecht auslöschen.
Auch die vier Titanen haben allesamt verschiedene Angriffe, die Gegnerhorden regelrecht auslöschen.

Nach Veröffentlichung der Demo hat die Technik des Spiels für negative Schlagzeilen gesorgt. Der Eindruck bleibt in der Vollversion unverändert. Zahlreiche Pop-Ins und eine unruhige Bildrate sind an der Tagesordnung. Je mehr Gegner und Partikeleffekte ihr mit flackernden Spezialattacken über den Bildschirm wirbelt, desto auffälliger wird das Problem. Anders als zuletzt in Fire Emblem Warriors gibt es keinen Perfomance-Modus, der im Austausch für eine bessere Bildrate die Auflösung senkt. Das liegt vermutlich daran, dass die dynamische Auflösung des Spiels maximal 810p erreicht und es nicht mehr viel weiter nach unten gehen kann. Das fällt vor allem im Koop-Modus auf, in dem ihr im Splitscreen gemeinsam mit einem Freund spielen könnt. Je nachdem, wie sensibel eure Augen dafür sind, wird es euch weniger oder gewaltig stören.

Enormer Umfang trotz fehlender Modi

Im Vergleich zum Vorgänger wird euch direkt auffallen, dass euch abseits der Story keine weiteren Modi zur Auswahl stehen. Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung ist aber keineswegs ein kurzes Spiel, keine Sorge. Die Entwickler haben viel mehr alle Inhalte in den Story-Modus gepackt. Auf einer großen Karte erscheinen hier unzählige Nebenmissionen und sogenannte Hyrule-Missionen. Für Letztere benötigt ihr bestimmte Ressourcen, um Werte zu verbessern beziehungsweise neue Angriffe für eure Figuren freizuschalten. Wenn ihr das Spiel zu 100 Prozent abschließen wollt, werdet ihr weit über 50 Stunden benötigen.

Für Link könnt ihr zudem viele der bekannten Kostüme freischalten und jede Menge verschiedener Waffen finden. Leider ist Link der einzige Charakter, der so viele Inhalte spendiert bekommen hat. Bis auf ein paar Ausnahmen gibt es keine alternativen Outfits für die anderen Helden und ihr Waffensortiment ist auch eher überschaubar. Ein Wort noch zur amiibo-Funktion: Ihr könnt bis zu fünf Figuren täglich über das Hauptmenü einscannen, um Ressourcen oder Waffen zu erhalten. Es funktioniert also so ähnlich wie schon im Vorgänger. Exklusive Inhalte, wie besondere Waffen, scheint es nicht zu geben.

Zelda Top-Liste | Vom schlechtesten bis zum besten Teil

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Für wen lohnt sich Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung? Für wen eher nicht?

Abschließend möchten wir euch kurz und knapp eine Einschätzung geben, ob sich Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung für euch lohnt, oder eben nicht. Ihr werdet mit dem Action-Adventure euren Spaß haben, wenn ...

  • ihr ein umfangreiches Spiel sucht und euch Massenschlachten und Grinden Freude machen.
  • ihr abseits von Link auch andere Charaktere des Zelda-Universums steuern möchtet.
  • ihr gerne Zwischensequenzen seht und eine emotionale Geschichte erleben wollt.

Nicht sonderlich geeignet ist Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung für euch, wenn ...

  • euch das durchaus nischige „Warriors“-Genre nicht zusagt.
  • ihr eine instabile Bildrate als sehr störend empfindet.
  • euch Zelda: Breath of the Wild nicht gefallen hat beziehungsweise ihr kein Interesse an der Geschichte und ihren Charakteren habt.
  • ihr mehr Abwechslung im Gameplay (wie zum Beispiel Rätsel) braucht und ihr denkt, dass euch Kämpfen allein schnell langweilen wird.

Bewertung von Sergej Jurtaev

Hyrule Warriors: Zeit der Verheerung und ich hatten einen holprigen Start. Der Ablauf der ersten Missionen ist ziemlich vorhersehbar und aufgrund fehlender Kombos fetzt das Kämpfen anfangs noch nicht so richtig. Je mehr Fortschritt ich machte, je mehr Angriffe und Charaktere ich freischaltete, desto mehr Spaß hatte ich zunehmend. Letztlich habe ich gut motiviert fast alles im Spiel gemacht. Der Vorgänger und auch Fire Emblem Warriors konnten mich vergleichsweise nicht so lange bei der Stange halten.

Zelda: Breath of the Wild ist eines meiner Lieblingsspiele, sodass sich das Abenteuer allein für die vielen tollen Zwischensequenzen für mich gelohnt hat. Bezüglich der Gestaltung der Spielwelt war es aber selbst mir etwas zu viel Fan-Service. Ich hätte mir ein lebendigeres Hyrule oder neue beziehungsweise abgewandelte Orte gewünscht. Stattdessen tauchen viele Levelstrukturen genauso in der Vorlage auf.

Die wankelmütige Technik hat mich persönlich nicht so sehr gestört. Wobei es ein paar Missionen gibt, die mit zusätzlichen Umgebungseffekten und großen Gegnermaßen besonders negativ auffielen. Wahrscheinlich musste dieser Kompromiss eingegangen werden, um den schönen Art-Style hinzubekommen. Ich weiß die Optik zu schätzen und bin froh, dass es nicht der generische Look des Vorgängers geworden ist. Ein Patch wäre aber definitiv angebracht, denn es wird sicherlich Spieler geben, für die das ein K.-o.-Kriterium ist. Ich empfehle deshalb jedem Interessierten, vorher die Demo auszuprobieren.

78

spieletipps meint: Großer Umfang, grandiose Präsentation und jede Menge Fan-Service. Zelda-Fans kommen auf ihre Kosten. Die schwache Technik verhindert eine bessere Wertung.

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