von Sergej Jurtaev (Dienstag, 23.03.2021 - 16:00 Uhr)
Viele Jahre war Monster Hunter exklusiv auf Nintendo-Plattformen vertreten, bis schließlich MH World den längst überfälligen Ausflug zur technisch stärkeren Konkurrenz wagte und einen frischen Neuanstrich bekam. Mit Monster Hunter Rise erscheint der neueste Teil der Serie wieder auf einer Nintendo-Konsole. Dabei wollen die Entwickler auf dem Gerüst von World aufbauen und dieses mit neuer Mobilität verfeinern.
Überblick zu Monster Hunter Rise
Spielzeit: ca. 40 Stunden für die Hauptstory
Multiplayer: ja
Switch-Online-Funktionen: ja
Speicherdaten-Cloud: kompatibel
amiibo-Support: ja
Das Dorf Kamura schwebt in großer Gefahr, denn eine neue „Randale“ bahnt sich an. Dabei handelt es sich um eine große Horde aggressiver Monster, die das Dorf verwüsten wollen. Aus welchem Grund die Randale immer wieder auftaucht, gilt es herauszufinden. Als Neuling erstellt ihr zunächst euren eigenen Charakter und werdet langsam zu einem erfahrenen Jäger ausgebildet, um das Dorf zu beschützen.
Eine besonders tiefgründige Geschichte konnte Monster Hunter noch nie vorweisen, wobei World inszenatorisch durchaus Ambitionen hatte, mit vielen Zwischensequenzen punktete und sogar eine deutsche Sprachausgabe bot. Bei Rise köchelt die Handlung hingegen auf Sparflamme. Immer mal wieder werden Gespräche mit dem Ältesten Fogen eingestreut, der von einem neuen Monster berichtet, das im Zusammenhang mit der Randale steht und das ihr unter die Lupe nehmen sollt. Mehr als den Vorwand, euch auf die Jagd zu schicken, hat die Story von MH Rise nicht zum Ziel.
Das Dorf Kamura dient euch als Hub-Welt, in der ihr euch auf die nächste Jagd vorbereitet. Die Größe des Dorfes ist überschaubar, aber so sollte es auch sein. Der Schmied, der Händler, die Kantine, die Quest-Tafel, all die wichtigen Stopps sind nur wenige Schritte voneinander entfernt. Dabei wurden auch einige Funktionen zusammengefasst, um euch Laufwege zu ersparen (z. B. stellt der Schmied auch Dekorationen her). Kamura ist zwar nicht so hübsch und atmosphärisch wie beispielsweise Astera (Hub von MH World), aber auf Dauer werdet ihr das schlichte Layout wertschätzen.
Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Quests: Auf dem Dorfplatz nehmt ihr „Dorf-Quests“ an. Das sind reine Singleplayer-Aufgaben, mit denen auch die Geschichte startet. Ihr solltet euch zunächst um die Dorf-Quests kümmern, bevor ihr euch mit den schwierigeren „Stätten-Quests“ befasst. Das sind Quests, die ihr auch im Multiplayer mit anderen Spielern bestreiten könnt. Hierfür müsst ihr euch zu einem separaten Bereich, der Versammlungsstätte, begeben. Hier gibt es übrigens auch alles, was ihr für die Vorbereitung benötigt (Schmied, Händler, Kantine etc.)
Nach euren Vorbereitungen geht ihr schließlich auf die Jagd. In fünf großen Gebieten werdet ihr auf über 30 unterschiedliche große Monster treffen. Zusätzlich gibt es noch viele kleine Monster und sogenannte Helferwesen, die die Spielwelt beleben. Die Variation der Jagdgebiete ist mehr oder weniger das, was ihr erwarten würdet: Wald, Schnee, Wüste, Dschungel, Lava – nichts Extravagantes. Viele Untergrund- und Gebirgsebenen sorgen aber dafür, dass die neuen „Seilkäfer-Funktionen“ gut zur Geltung kommen.
Ein wenig wie Spider-Man verschießt ihr Seile, um euch in der Luft hin- und herzuschwingen. Zielt ihr auf eine Felswand, könnt ihr diese anschließend hinauflaufen, sodass für ausreichend Erkundungspotenzial gesorgt ist, da ihr damit fast jedes Hindernis überwindet. Eure Mobilität ist aber mit Einschränkungen verbunden, denn ihr könnt maximal drei Seile nacheinander verschießen. Das ist notwendig, da ihr die Seilkäfer auch für verschiedene Techniken im Kampf benutzt. Es gibt zwar leider keine neuen Waffen, aber die 14 Waffengattungen haben alle individuelle Seilangriffe spendiert bekommen, sodass sie sich trotzdem frisch spielen.
Neu ist auch, dass ihr neben einem Palico einen Palmute-Buddy auf die Jagd mitnehmt. Ihr könnt auf diesem hundeähnlichen Begleiter durch die Spielwelt reiten, um so schnell und bequem von A nach B zu kommen oder um von einem gefährlichen Monster zu flüchten. Insgesamt ist Monster Hunter Rise so komfortabel wie vielleicht kein Teil der Reihe zuvor. Ihr müsst als Neueinsteiger zwar immer noch Geduld mitbringen und euch in die Materie „reinarbeiten“, aber die Entwickler kommen neuen Jäger immer mehr entgegen. So könnt ihr eure Monster-Enzyklopädie mit vielen detaillierten Informationen jederzeit aufrufen. Und wenn ihr Monster fangen möchtet, zeigt euch ein Symbol an, wann eine Bestie schwach genug ist (zuvor musstet ihr die Körpersprache deuten). Nur um ein paar Beispiele zu nennen.
Das Highlight von Monster Hunter Rise sind selbstverständlich die gewaltigen Monster und die fordernden Kämpfe. Trotz technischer Einbußen überzeugen die Monster mit individuellen Eigenheiten und schönen Animationen. Der Reiz an Monster Hunter ist, das Verhalten der scheinbar überlegenen Monster zu studieren, um sie mit einer guten Taktik und passender Ausrüstung in die Knie zu zwingen. Die Herausforderung steigt von Kampf zu Kampf und ähnlich wie in Dark Souls setzt das Glücksgefühl ein, wenn ihr nach einem zähen Kampf, ein Monster gelegt habt. Das volle Potenzial entfaltet Monster Hunter Rise im Multiplayer, wenn ihr mit ein paar Freunden auf die Jagd geht. Trotz fehlender Voice-Chat-Funktion ist die Einrichtung relativ unkompliziert.
Neben herkömmlichen Jagden erwarten euch neue „Randale-Quests“, die ihr euch wie eine Art Tower Defense im „Monster Hunter“-Universum vorstellen dürft. Ihr stellt verschiedene Abwehrvorrichtungen auf und müsst dafür sorgen, dass die Monsterwellen nicht bis nach Kamura vordringen. Das Ganze wirkt ein wenig zu gewollt, um mehr Abwechslung zu bieten. Strategisch ist das auf dem Niveau eines unausgereiften Minispiels, das viel zu lang geht. Vor allem solo macht es wenig Spaß, da die Monster leicht durchbrechen und es schwer ist, alleine die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. Diese Quests sind größtenteils optional, aber im Endgame gewinnen sie zunehmend an Bedeutung, da ihr so seltene Materialien für neue Ausrüstung bekommt.
Abschließend möchten wir euch kurz und knapp eine Einschätzung geben, ob sich Monster Hunter Rise für euch lohnt, oder eben nicht. Ihr werdet mit dem Action-Adventure euren Spaß haben, wenn ...
Nicht sonderlich geeignet ist Monster Hunter Rise für euch, wenn ...
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Monster Hunter Rise hat wahrlich keine beneidenswerte Aufgabe. Nach dem optisch opulenten MH World kann es die verwöhnten Jäger auf technischer Ebene natürlich nicht sofort abholen. Die Grafik ist für „Nintendo Switch“-Verhältnisse sogar gut, aber an die 30 FPS müsst ihr euch erst mal wieder gewöhnen, wenn ihr zuvor auf PC oder PS5 gespielt habt. Als Ausgleich hätten die Entwickler vielleicht inhaltlich zulegen und mehr Monster hinzufügen können, um World in diesem Aspekt zu überbieten.
Abgesehen davon bin ich mit Monster Hunter Rise zufrieden. Ich habe circa 55 Spielstunden investiert und habe mich zu keinem Punkt gelangweilt. Die neuen Features sorgen für mehr Dynamik und Abwechslung im Kampf, das Erkunden macht mehr Spaß, es geht alles viel schneller und bequemer als zuvor. Lediglich die Randale-Quests haben mir gar nicht gefallen.
Monster Hunter Rise ist aber nicht für alle Spieler geeignet. Das lässt sich natürlich über jedes Genre sagen, trifft bei Monster Hunter, aufgrund des Gameplay-Loops, aber ganz besonders zu: Ihr erlegt Monster, erbeutet Materialien, verbessert eure Ausrüstung, erlegt stärkere Monster und so weiter. Ihr habt euch gerade erst eine Karotte geschnappt und schon hängt die nächste vor eurer Nase. Ganz simpel, effizient, aber auch etwas repetitiv. Wenn euch so etwas gefällt, dann ist Monster Hunter Rise das perfekte Spiel für euch.
spieletipps meint: Kein revolutionäres Monster Hunter, aber die Neuerungen sorgen für frische Akzente bei der Erkundung der Spielwelt und in den Kämpfen.
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