von Sergej Jurtaev (Mittwoch, 06.10.2021 - 15:00 Uhr)
Wer hätte gedacht, dass Metroid Dread tatsächlich noch das Licht der Gaming-Welt erblicken würde? Der fünfte Teil der 2D-Metroid-Reihe war einst für Nintendo DS geplant, konnte trotz mehrerer Versuche aber nicht zufriedenstellend realisiert werden. Mit seiner Arbeit an Metroid: Samus Returns überzeugte der Entwickler Mercury Steam Nintendo davon, Metroid Dread für Nintendo Switch umzusetzen. Ob das Comeback geglückt ist, verrät euch unser Test.
Überblick zu Metroid Dread
Spielzeit: ca. 8 bis 10 Stunden für die Hauptstory
Multiplayer: nein
Switch-Online-Funktionen: nein
Speicherdaten-Cloud: kompatibel
amiibo-Support: ja
In Metroid Fusion vernichtet Samus die X-Parasiten auf dem Planeten SR388, die ebenso wie die Metroids eine Gefahr für die Galaxie darstellten. Darauf anschließend erhält die Galaktische Föderation in Metroid Dread eine Videobotschaft mit unbekanntem Absender, die auf die Existenz von X-Parasiten auf dem Planeten ZDR hindeutet. Um den Hinweisen auf den Grund zu gehen, werden sieben E.M.M.I.-Roboter nach ZDR entsandt. Als die Rückmeldung ausbleibt, nimmt sich Samus der Sache an und untersucht den Planeten. Sie stößt dabei auf einen mysteriösen Chozo-Krieger, der ihr in einem Kampf alle Kräfte raubt. Wer dieser Krieger ist, warum er Samus am Leben gelassen hat und was auf ZDR vor sich geht, gilt es infolgedessen herauszufinden.
Metroid Dread startet etwas ernüchternd. Die Vorgeschichte wird nämlich mit lieblosen Texteinblendungen erzählt. Metroid Fusion ist fast 20 Jahre her, etwas mehr Aufwand, um neue Spieler in das Metroid-Universum einzuführen, wäre nicht verkehrt gewesen. Im weiteren Verlauf erwarten euch aber immerhin tolle Zwischensequenzen. Im Spiel wird zwar nicht allzu viel geredet, aber es sei erwähnt, dass die Dialoge über eine deutsche Sprachausgabe verfügen. Insgesamt erweitert Dread die Metroid-Geschichte mit interessanten neuen Erkenntnissen.
Aber ganz ehrlich: Auch wenn die Metroid-Lore spannend ist und Fans sich über die neuen Puzzleteile freuen werden, so ist die Geschichte bei einem Metroid doch zweitrangig. Im Mittelpunkt steht das „Metroidvania“-Gameplay, das die Reihe selbst begründet hat. Ihr erkundet die unterschiedlichen Areale von ZDR, stoßt auf Sackgassen, sammelt neue Upgrades und öffnet damit neue Pfade.
Anders als in Super Metroid, wo euch vor allem dank des unendlichen Wandsprungs unzählige Wege offenstanden, sorgen Restriktionen dafür, dass sich auch neue Spieler in Metroid Dread gut zurechtfinden. Es gibt von Anfang bis Ende einen klaren roten Faden und ihr erkennt sofort, was als Nächstes zu tun ist. Trotz einer großen Karte mit zahlreichen Arealen schaffen es die Entwickler dank einer kohärenten Spielwelt einen flüssigen und motivierenden Spielablauf zu kreieren. Wenn ihr zum Beispiel ein neues Upgrade erhaltet, habt ihr die Tür, die ihr damit öffnen könnt, kurz zuvor gesehen. Dass ihr lange Wege backtracken müsst, um in der Geschichte voranzuschreiten, kommt nicht vor.
Das heißt aber nicht, dass es keine Geheimnisse zu erkunden gibt. Ganz im Gegenteil. Abseits des Hauptpfads gibt es unzählige kleine Upgrades in Form von Energie-Tanks und Missile Containern zu finden. Dabei müsst ihr mitunter knifflige Tricks anwenden, um die Sammelobjekte zu erhalten. Erfahrene Metroid-Spieler können mit etwas Geschick an einigen Stellen den erwähnten roten Faden zudem ignorieren, um bestimmte Bereiche früher zu betreten.
Für das bestmöglich Metroidvania-Erlebnis fehlt aber eine Zutat: gute Musik! Metroid-Spiele verwöhnen Spieler für gewöhnlich mit Ohrwürmern, die die unterschiedlichen Gebiete musikalisch perfekt voneinander abgrenzen. In Metroid Dread fällt die Musik leider nicht auf und bleibt selten im Gedächtnis.
Falls bis hierhin der Eindruck entstand, dass die Entwickler die Metroid-Formel für die breite Masse vereinfacht haben, müssen wir das an dieser Stelle einmal richtig einordnen. Ja, Metroid Dread ist übersichtlich, fair und motivierend. Es ist aber auch herausfordernd, um nicht zu sagen bockschwer!
Das größte Hindernis werden die Bosskämpfe sein. Die Bosse sind packend und super inszeniert. Dread hat einige der vielleicht besten Bosskämpfe der Reihe, garantiert sind es aber die schwersten. Selbst erfahrene Spieler werden verwundert etliche Tode sterben. Weil die großen Bosskämpfe so gut sind, fällt leider umso mehr negativ auf, dass Minibosse oft recycelt werden – das hätte nicht sein müssen.
Die Steuerung könnte Neueinsteiger ebenfalls überfordern. Ihr schaltet im Laufe eures Abenteuers viele Upgrades frei. Es motiviert ungemein, alle Fähigkeiten zu meistern und Samus perfekt durch die Spielwelt zu manövrieren. Es sind allerdings so viele Fähigkeiten, dass alle Tasten belegt sind und sie teilweise sogar mehrere Funktionen haben. Schade ist, dass es keine Steuerungsoptionen gibt. Den Schwierigkeitsgrad könnt ihr ebenfalls nicht anpassen. Wobei, das stimmt nicht ganz. Nach dem Durchspielen schaltet ihr einen schweren Modus frei, leichter wird es hingegen nicht.
Ein wichtiger Aspekt blieb bislang unerwähnt, und zwar die E.M.M.I., die schon in Trailern prominent vorgestellt wurden. Die auf ZDR entsandten Roboter wurden umprogrammiert und jagen Samus in bestimmten Bereichen erbarmungslos. Kontakt mit den E.M.M.I. hat fast immer den virtuellen Tod zur Folge. Ihr müsst euch entweder durch die Areale schleichen oder die nervenaufreibende Flucht in Betracht ziehen. Inspiriert von Metroid Fusion stellt Dread die namensgebende Furcht mehr in den Vordergrund und sorgt damit in den E.M.M.I.-Passagen für leichte Horroratmosphäre.
Das zeigt sich auch in den visuellen Stilmitteln. Gedämpfte Beleuchtung und ein auffälliger Schwarz-Weiß-Kontrast fangen die beklemmende Stimmung gut ein und deuten die drohende Gefahr an. Auf der Switch OLED kommt das besonders gut zur Geltung. Aufgrund der Seitenansicht und der sichtbaren Konturen der Level gibt es insgesamt viel Schwarz auf dem Bildschirm, sodass Metroid Dread mehr noch als andere Spiele vom OLED-Screen profitiert. Vermutlich kein Zufall, dass das neue Switch-Modell und Metroid Dread am selben Tag erscheinen.
Abschließend möchten wir euch kurz und knapp eine Einschätzung geben, ob sich Metroid Dread für euch lohnt, oder eben nicht. Ihr werdet mit dem Action-Adventure euren Spaß haben, wenn ...
Nicht sonderlich geeignet ist Metroid Dread für euch, wenn ...
![]()
Viel besser hätte ich mir das Comeback von Metroid nicht ausmalen können. Das durchdachte Leveldesign, die motivierende Progression und die packenden Bosskämpfe haben dafür gesorgt, dass ich Metroid Dread fast an einem Stück durchgespielt habe.
Neben den sich wiederholenden Minibossen störe ich mich persönlich nur noch am langweiligen Soundtrack. Einprägsame Ohrwurmmelodien bin ich von Metroid gewohnt und diese vermisse ich stark in Metroid Dread. Zusätzliche Steuerungs- und Schwierigkeitsgradoptionen wären ebenfalls nicht verkehrt gewesen.
Wenn ihr die Herausforderung nicht scheut und schon immer mal ein Metroid ausprobieren wolltet, ist Metroid Dread eine gute Wahl. Für Fans der Reihe ist es sogar eine ausgezeichnete Wahl!
spieletipps meint: Geheimnisvoll, herausfordernd, düster. Das ist Metroid in Bestform! Einige repetitive Bosskämpfe und ein schwacher Soundtrack schmälern den Gesamteindruck.
Du willst keine News, Guides und Tests zu neuen Spielen mehr verpassen? Du willst immer wissen, was in der Gaming-Community passiert? Dann folge uns auf Facebook, Youtube, Instagram, Flipboard oder Google News.
Die Entwickler von Firaxis Games haben schon mit XCOM bewiesen, dass ihnen taktische Strategie liegt. Mit Marvel's (...) mehr