Sifu

Test Sifu: Das Action-Spiel ist härter als Kung Fu selbst

von Mandy Strebe (Samstag, 12.02.2022 - 10:00 Uhr)

Was hat das Kampfspiel Sifu auf dem Kasten? Bild: Sloclap.
Was hat das Kampfspiel Sifu auf dem Kasten? Bild: Sloclap.

Das neue Kampfspiel der Absolver-Macher ist seit kurzem für Spieler auf dem PC und den PlayStation-Konsolen verfügbar. Was Entwickler Sloclap bei Sifu alles richtig macht und für wen das Beat ‘em up geeignet ist, verraten wir euch in unserem Test.

Überblick zu Sifu
• Multiplayer: nein
• Plattformen: PS4, PS5 und PC via Epic Games
• Genre: Action, Kampfspiel
• Entwickler: Sloclap

Sifu lässt euch in die Rolle eines Kung-Fu-Kämpfers schlüpfen, der nach dem Tod seines Vaters auf Rache sinnt. Dafür kämpft ihr euch in der Third-Person-Perspektive durch fünf verschiedene Areale und lineare Level. Am Ende jedes Abschnitts wartet ein mächtiger Widersacher auf euch, dessen Bezwingung euer Verlangen nach Vergeltung befriedigen soll.

Der Kung-Fu-Kunst so nah

Das Kampfsystem ist das Kernstück von Sifu und es ist wirklich fantastisch ausgearbeitet. Es ist fordernd, komplex und bestraft mit seiner Mechanik all diejenigen, die auf reines Button-Mashing vertrauen, belohnt dafür jene, die bereit sind zu lernen. Bei cleverem Einsatz der Möglichkeiten winken Spezialattacken, mehr Erfahrungspunkte und ein schnelleres Auflösen der gegnerischen Verteidigung. Das animiert, die volle Palette der Möglichkeiten auszuschöpfen.

Gerade der Einsatz von Waffen und das Einbeziehen der Umgebung kann dem Kampfgeschehen eine flüssige und spaßige Dynamik verleihen. Leider kamen die wirklich unterhaltsamen Passagen in unseren Spieldurchläufen viel zu kurz, da nur ständige Übung und das Meistern der Steuerung für solche Momente sorgen. Die unterschiedliche Stärke der Gegner führt zudem zu einem Ungleichgewicht im Spielerlebnis.

Bei schwachen Kontrahehten ist die Herausforderung schnell dahin und nur die schiere Masse an Gegnern kann dann noch etwas Nervenkitzel hervorrufen. Im Kontrast dazu warten dann so schwere Widersacher auf euch, die in Schnelligkeit und Verteidigung dermaßen hart sind, dass schnell wieder Frustration und ein Besuch im Trainingsmodus rufen. Das unterbricht den Spielfluss schon enorm. In diesem Aspekt nimmt Sifu die Kampfkunst des Kung Fu sehr ernst, vergisst dabei aber in weiten Teilen, dass ein Spiel auch Spaß bereiten sollte.

Ein großes Alleinstellungmerkmal von Sifu dürfte sicherlich die erbarmungslose Schwierigkeit sein. Nicht umsonst erhielten alle Reviewer einen Speicherstand mit freigeschalteten Leveln und Fähigkeiten, um überhaupt das Endgame sehen zu können – uns eingeschlossen.

Das Spiel selber bietet in seinen unterschiedlichen Leveln nämlich keine einladende Lernkurve oder stetige Möglichkeiten der Verbesserung. Es liegt an eurer eigenen Disziplin, die Kombos zu lernen und die Angriffsmuster der Gegner zu studieren.

Sifu ähnelt vielmehr einer Kampfsimulation als einem unterhaltenden oder leichtfüßigen Spiel. Eines ist klar: Wer Sifu bezwingen möchte, muss viel Ausdauer, Anstrengung und Konzentration beweisen.

Sifu: Offizieller Launch-Trailer

Die Sache mit dem Tod

Die Todesmechanik in Sifu legt auf die Schwierigkeit noch eine Schippe drauf. Denn während ihr in anderen Spielen sterbt und an einen sicheren Checkpoint zurückverfrachtet werdet, schmeißt euch dieses Kampfspiel an Ort und Stelle ins Geschehen zurück. Ein magischer Talisman gewährt euch eine begrenzte Anzahl an Auferstehungen. Doch als Tausch für jeden Neustart werdet ihr um so viele Jahre altern, wie die aktuelle Zahl auf eurem Todeszähler angibt. Sprich: Ihr habt sieben Mal euer Leben in Sifu ausgehaucht, daher altert ihr beim nächsten Versuch um sieben Jahre.

Ein erhöhtes Alter bringt Vorteile, aber auch Nachteile mit sich. Es liegt an euch, die Lebensanzeige gefüllt und den Todeszähler niedrig zu halten. Versucht nicht zu sterben, denn dies wird auf den gesamten Spielverlauf addiert und für Schwierigkeiten in späteren Bereichen sorgen.

Sobald alle magischen Auferstehungen aufgebraucht sind, startet ihr nämlich das gesamte Level von vorne – ohne Gnade. Somit seid ihr angehalten, jeden Treffer zu vermeiden und alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die Alterung zu verlangsamen. Das Freischalten von Fähigkeiten und besonders das Niederringen von Feinden hilft euch dabei.

Dieses Todes-System animiert dazu, sich immer weiter zu verbessern. Denn umso jünger ihr einen Spieldurchlauf schafft, umso besser. Diese Mechanik kann allerdings auch sehr frustrierend sein, wenn man nur einige gemütliche Stunden mit einem Action-Spiel verbringen will. Denn Sifu strebt nach Perfektion. Wenn anhaltende Konzentration und Anspannung zu viel für euch sind, solltet ihr lieber die Finger von dem Beat ‘em up lassen.

Verschiedene Vorteile und Fähigkeiten helfen euch in Sifu, den Todeszähler und damit euer Alter im Zaum zu halten.
Verschiedene Vorteile und Fähigkeiten helfen euch in Sifu, den Todeszähler und damit euer Alter im Zaum zu halten.

Stylisch und Pragmatisch

Wenn es um Sachen Optik und Atmosphäre geht, kann Sifu auftrumpfen. Der besondere Comic-Look in satten Farben, die musikalische Untermalung der einzelnen Szenen und auch die Inszenierung der Erlebnisse sind fesselnd. Besonders das Level-Design ist hervorzuheben. Dieses ist simpel, erfüllt aber völlig seinen Zweck, denn im Mittelpunkt von Sifu stehen die herausfordernden Kämpfe, nicht die Welt in der ihr euch bewegt.

Allerdings scheint hier auch mögliches Potential liegengelassen worden zu sein. Denn die integrierte Pinnwand, die euch in eurem Menü vorliegt, listet alle Fundstücke auf und schafft sogar Verbindungen zwischen einzelnen Elementen – ähnlich einem Ermittlungs-Board. Leider schafft die spärlich befüllte und lineare Welt aber wenig Anreiz, dieses Feature zu benutzen.

Sammelgegenstände, Abkürzungen und Geheimnisse sind in Sifu zwar vorhanden, haben zum großen Teil aber keinen wirklichen Einfluss auf den Spielverlauf. Das Bekämpfen eines optionalen Gegners bringt zum Beispiel einen Schlüssel hervor, der eine Truhe öffnet. Darin befindet sich aber lediglich ein Sammelgegenstand, der ein Mikrobruchstück zur sowieso im Hintergrund stehenden Story offenbart. Diese dient nämlich lediglich als Mittel zum Zweck. Sie schickt euch eben auf eure Rache-Reise. Wirklich spannend oder mitreißend ist sie nicht.

Oftmals bietet das Öffnen von Abkürzungen nur einen Vorteil für spätere Spielverläufe, die in Sifu sicherlich erwünscht und vielleicht beim Scheitern sogar mehrfach nötig sind. Ebenso oberflächlich verhält es sich mit den Dialogoptionen, die Entscheidungsgewalt vorgaukeln, aber selten Auswirkungen oder Konsequenzen mit sich ziehen.

Elemente wie diese stylischen Sidescroll-Einlagen, können gelegentlich für nette Abwechslung in Sifu sorgen.
Elemente wie diese stylischen Sidescroll-Einlagen, können gelegentlich für nette Abwechslung in Sifu sorgen.

Für wen ist Sifu geeignet? Für wen eher nicht?

Zum Schluss möchten wir euch noch eine knappe Einschätzung darüber geben, für wen sich das Kampfspiel von Sloclap lohnt und für welche Art Spieler eher nicht. Ihr werdet eure Freude mit Sifu haben, wenn ...

  • ihr eine große Faszination für Kung Fu und dessen Disziplinen habt
  • euch Herausforderungen in Spielen nicht zu groß sein können
  • ihr kein Problem damit habt, Abschnitte immer und immer wieder zu spielen
  • das Perfektionieren von Attacken, Kombos und der Steuerung euch Freude bereitet

Weniger geeignet ist Sifu für euch, wenn ...

  • eure Frustrationstoleranz sehr gering ist
  • ihr gemütlich abschalten und leichtfüßige Action erleben wollt
  • wenn euch immersive Spieltiefe wichtig ist

Bewertung von Mandy Strebe

Als ich die ersten Bilder zu Sifu sah und die ersten Abschnitte selbst erproben durfte, war ich ganz hin und weg von dem Kampfspiel. Der Stil, das clevere Konzept mit dem Todes-System und die knallharte Herausforderung waren mir gleich sympathisch. Mit Zugang zum gesamten Spiel wendete sich das Blatt leider etwas. Als Gesamtpaket funktionierte dieses Konzept nicht mehr wirklich, da es selbst meinen Ehrgeiz in die Knie zwang (Und mich haben hohe Deathcounter in Dark Souls 3 selten demotiviert).

Während das Lernen der Kombinationen und Attacken wirklich animieren kann, gerade wenn man nun endlich über einen Gegner oder Abschnitt triumphiert, ist der eigentliche Spielspaß oft gestört. Zu oft regnet es Niederlagen und die Frustration steigt. Die Lernkurve für die nötigen Fähigkeiten ergibt sich selten aus dem Spielverlauf, sondern klappte in meinem Fall nur im Trainingsmodus.

Fehlende Checkpoints in einem Spiel mit hartem und komplexem Gameplay funktionieren meiner Meinung nach nicht. Gerade der komplette Neustart eines ganzen Levels, nachdem ich mit großer Mühe beim Endboss angekommen bin, hat die Frustration ins Unermessliche steigen lassen.

Ich sehe unglaublich viel Potential in Sifu und feiere die Grundidee enorm, leider weist die Ausführung zu viele Schwächen auf, sodass es sich zu oft nach Arbeit anfühlt. Ich wollte es sehr gerne mögen, leider hat es nur selten Spaß bereitet.

76

spieletipps meint: Sifu ist fordernde Action, die mehr einer Simulation als einem Spiel gleicht. Wer reine Herausforderung zum Kräftemessen sucht, ist hier gut beraten.

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