von Martin Hartmann (Mittwoch, 23.02.2022 - 16:00 Uhr)
Gnadenlose Bosse, tödliche Monster und fiese Fallen. Kaum ein Entwickler kann mit der Aussicht auf Frust und Qualen so einen Hype auslösen wie FromSoftware. Mit Elden Ring wird diese bekannte "Dark Souls"-Formel jetzt um eine gewaltige Open World erweitert. In unserem Test beantworten wir die Frage, wie gut diese Fusion funktioniert hat.
Nach der ersten Ankündigung auf der E3 2019 haben sich viele Fans gefragt, was Elden Ring denn jetzt genau sein wird. Inzwischen wissen wir es: Es ist Dark Souls, aber noch viel größer! Erstmals in der Reihe habt ihr eine richtige offene Welt vor euch, die ihr nach Belieben erkunden könnt. Die Souls-Formel musste dafür einige Änderungen erfahren. An anderen Stellen bleibt jedoch alles beim Alten.
Elden Ring startet wie so viele Souls-Spiele mit einem kryptischen Intro. Die Story, an der sogar der "Game of Thrones"-Schöpfer George R. R. Martin mitgearbeitet hat, bleibt allerdings im Hintergrund. Anders als noch in Sekiro: Shadows Die Twice, gibt es keine geradlinige Geschichte, der es zu folgen gilt. Wenn ihr wissen wollt, warum und gegen wen ihr kämpft, müsst ihr euch dieses Wissen durch NPC-Dialoge, Itembeschreibungen oder Lore-Schnipsel in der Welt selbst aneignen.
Auch das Gameplay wird Veteranen direkt bekannt vorkommen. Blocken, Ausweichen und Zuschlagen funktioniert wieder exakt so wie in Dark Souls 3. FromSoftware hat für Elden Ring hier das Rad nicht neu erfunden, aber dafür an den Details gefeilt. Die Animationen sind flüssiger, es gibt mehr Spezialattacken und besonders die Zaubersprüche sahen nie besser aus.
Elden Ring ist trotz alldem so viel mehr als nur ein neues Dark Souls. Das zeigt sich spätestens dann, wenn ihr die offene Welt betretet. Viele "Open World"-Spiele tappen hier in eine Falle: Die Größe einer Weltkarte ist schließlich nur dann beeindruckend, wenn es auch etwas zu entdecken gibt. Elden Ring macht es genau richtig. Die Welt fühlt sich groß an und es dauert seine Zeit, um von einem Ort zum nächsten zu kommen. Gleichzeitig sind überall auffällige Sehenswürdigkeiten verteilt. Dort kann eine Schatztruhe mit Loot oder ein heftiger Kampf warten. Die Reise lohnt sich also in jedem Fall.
Für die effektive und bequeme Erkundung könnt ihr euch auch auf euer treues Reittier schwingen. Mit einem Doppelsprung kann es nicht nur Klippen überwinden. Auch die meisten Kämpfe sind hoch zu Ross bestreitbar. Zusätzlich ist auch euer Charakter in Elden Ring dank einer vernünftigen Sprungtaste deutlich wendiger und kann effektiver erkunden und im Kampf manövrieren. Die Fortbewegung hat in noch keinem Souls-Spiel so viel Spaß gemacht.
Abseits der Open World erwarten euch sogenannte Legacy-Dungeons. Hier besinnt sich FromSoftware besonders stark auf Dark Souls. Anders als in der offenen Welt habt ihr hier kein Reittier und könnt Gegner auch nicht einfach umgehen. Cleveres Level-Design mit coolen Abkürzungen und natürlich die epischen Bosskämpfe stehen im Vordergrund.
Bekannte Souls-Elemente wie Leuchtfeuer (Orte der Gnade) und Estus-Heilflaschen (Flasche mit Purpurtränen) sind ebenfalls zurück. Allerdings wurden sie clever an die offene Welt angepasst. Die Orte der Gnade senden beispielsweise einen goldenen Schimmer aus, der euch die Richtung zum nächsten Speicherpunkt weist. Zusätzlich sind vor fast allen größeren Kämpfen jetzt kleine Statuen platziert, an denen ihr nach eurem Ableben wiederbelebt werdet. Das frustrierende "Zurück zum Boss rennen" ist damit endgültig Geschichte. Genauso praktisch ist es, dass eure Heilflaschen Aufladungen zurückbekommen, wenn ihr eine Gegnergruppe ausschaltet. Dadurch könnt ihr immer weiter in die Welt vorstoßen, solange ihr nur Kämpfe gewinnt.
Ein weiteres traditionelles Souls-Element ist die mysteriöse Atmosphäre, die über der gesamten Spielwelt hängt und sich in Item-Beschreibungen und NPC-Dialogen niederschlägt. Auch Elden Ring gelingt es wieder problemlos, eine packende Atmosphäre zu erzeugen.
Dadurch leidet allerdings die Zugänglichkeit von Elden Ring. Es gibt kein Quest-Tagebuch oder Quest-Marker und auch viele Crafting-Items lassen praktisch keine Rückschlüsse darauf ziehen, was man überhaupt mit ihnen anfangen könnte. Das bedeutet, dass ihr euch besser merken solltet, wo der NPC jetzt genau stand, der euch aufgetragen hat, seine Burg zu befreien. Immerhin könnt ihr die Position auf eurer Karte markieren.
Die Freiheit in der Open World wirkt sich auch auf den Schwierigkeitsgrad aus. Die endgültige Entscheidung darüber, wie oft ihr in Elden Ring den virtuellen Tod sterben wollt, legt FromSoftware nämlich in eure Hand. Harte Gegner in der Welt könnt ihr jetzt problemlos umgehen, gegnerische Spieler können euch nicht länger ohne eure Zustimmung überfallen und es gibt mehr Möglichkeiten, um Verbündete in Kämpfen zu beschwören. In unserer Preview haben wir uns noch etwas genauer damit beschäftigt, wie sich die neuen Spiel-Elemente auf den Schwierigkeitsgrad auswirken.
Letztendlich ist Elden Ring keine große Revolution. Dafür hat das Grundgerüst des Spiels einfach zu viel mit Dark Souls gemeinsam. Stattdessen ist FromSoftware die fast perfekte Fusion aus Alt und Neu gelungen. Die Welt ganz ohne künstliche Schranken bereisen zu dürfen, fühlt sich so natürlich an, dass es schon jetzt nicht mehr aus der Reihe wegzudenken ist. Gleichzeitig erden das bekannte Gameplay und die Legacy-Dungeons das Spiel für Veteranen. Elden Ring verspricht Großes für die Zukunft von FromSoftware und liefert gleichzeitig genau das, was die Fans von einem Souls-Spiel erwarten.
Für wen lohnt sich Elden Ring?
Fans, die von Dark Souls nicht genug bekommen können
Fleißige Erkunder, die gerne jeden Meter einer Welt genau untersuchen
Spieler, die auf abgefahrene Gegner- und Umgebungsdesigns stehen
Für wen lohnt sich Elden Ring nicht?
Leute, die eine geradlinige Geschichte erleben wollen
Gamer, die sich leicht von vielen Toden frustrieren lassen
Souls-Fans die auf eine Gameplay-Revolution gehofft haben (so wie es Sekiro: Shadows Die Twice getan hat)
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Am Anfang war ich skeptisch. Dark Souls mit einer Open World, kann das wirklich funktionieren? Ich habe mir Sorgen gemacht, dass das Souls-Prinzip, in dem es eigentlich immer um geradlinige Problemlösung ging, durch diese Weitläufigkeit an Biss verlieren könnte.
Elden Ring hat mich dann aber doch schnell in seinen Bann gezogen. FromSoftware hat es geschafft, die eigene Formel so anzupassen, dass eine ganze Open World hineinpasst, ohne dabei die eigenen Kernprinzipien aufzugeben. Auf meiner Reise durch die düstere Welt hatte ich so viele Wow-Momente, in denen ich mich kaum entscheiden konnte, in welche Richtung es als Nächstes gehen soll.
Gerade in Kombination mit den Legacy-Dungeons, die dann wieder stärker das verwinkelte Level-Design und die bombastischen Bosskämpfe in den Vordergrund rücken, wirkt Elden Ring einfach wie eine logische Weiterentwicklung, auf die die FromSoftware-Spiele nur gewartet haben.
spieletipps meint: Elden Ring ist die Weiterentwicklung von Dark Souls. Bewährte Elemente wurden verfeinert und die Open World ist eine willkommene Neuerung.
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