Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin

Test Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin – Ein Dark Souls für alle

von Daniel Boldt (Donnerstag, 24.03.2022 - 13:38 Uhr)

Protagonist Jack ist davon besessen Chaos zu vernichten. (Bild: Square Enix)
Protagonist Jack ist davon besessen Chaos zu vernichten. (Bild: Square Enix)

Die traditionsreiche "Final Fantasy"-Reihe ist dafür bekannt, sich mit jedem Teil neu zu erfinden. Da bildet auch das Spin-off Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin keine Ausnahme. Das macht schon der Name deutlich. Mit Stranger of Paradise besinnt sich Publisher Square Enix auf die eigenen Anfänge zurück und wagt einen ungewöhnlichen Neustart. Denn ein brutales Final Fantasy mit "Dark Souls"-Mechanik, ist auch für Serien-Veteranen unbekanntes Terrain.

Überblick zu Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin
• Multiplayer: Ja
• Plattformen: PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One, Xbox Series, PC
• Genre: Action-Rollenspiel, Souls-like
• Entwickler: Team Ninja

Der Anfang einer Legende

Die grundlegende Geschichte von Stranger of Paradise ist schnell erzählt. Chaos, das personifizierte Böse, bedroht den Frieden in der Welt. Protagonist Jack zieht mit seinen beiden Gefährten Jed und Ash los, um Bösewicht Chaos zu stoppen. Oder anders gesagt: Die Story von Stranger of Paradise ist die meiste Zeit sehr klassisch gehalten. Fast schon trivial. Kein Wunder, denn immerhin dient das Ur-Final-Fantasy von 1987 als Grundlage.

Erst in den letzten Spielstunden erfahrt ihr mehr über die Hintergründe von Chaos, der Welt und Protagonist Jack. Durch die fragmentierte Erzählung werden aber vor allem "Final Fantasy"-Neulinge Schwierigkeiten haben der Geschichte zu folgen. Der sprichwörtliche Aha-Moment setzt nämlich nur ein, wenn man das Original von 1987 kennt oder generell im "Final Fantasy"-Universum bewandert ist. Alle anderen sind wohl gezwungen, sich die Story zusammenzureimen oder auf Wikipedia nachzulesen.

Stranger of Paradise: Final Fantasy Final Trailer

Problematisch ist dabei, dass die Geschichte sich so stark auf die Suche nach Chaos fokussiert, dass kein Raum für zwischenmenschliche Aspekte bleibt. So erfahrt ihr zum Beispiel so gut wie nichts über eure Mitstreiter.

Das hat zur Folge, das dramatische Momente an Gewicht verlieren, weil ihr keinerlei Bindungen und Sympathien zu den einzelnen Figuren entwickeln könnt. So bietet die Geschichte zwar eine bittere Tragik, aber es mangelt ihr schlichtweg an großen Gefühlen. Was schade ist, denn die entsprechenden Bausteine sind alle da, sie werden aber nicht ausgespielt.

Eure Gefährten begleiten euch zwar ständig, aber wirklich kennenlernen werdet ihr sie nie.
Eure Gefährten begleiten euch zwar ständig, aber wirklich kennenlernen werdet ihr sie nie.

Brachiale Kämpfe und tonnenweise Loot

Die größte Stärke von Stranger of Paradise ist das brachiale Kampfsystem. So durchstreift ihr mit Jack und seinen beiden Gefährten verschiedene Dungeons, bekämpft diverse Kreaturen aus dem "Final Fantasy"-Kosmos und levelt euch zur ultimativen Kampfmaschine hoch. Dafür stehen euch bis zu 27 Klassen, die sogenannten Jobs zur Auswahl.

Vom Krieger bis zum Samurai und Schwarzmagier ist fast alles dabei. Jeder Job verfügt über einen eigenen Skilltree und eigene Vorzüge. Eine Hauptmotivation des Spiels ist es diese Jobs vollständig zu leveln, um neue Techniken zu erlernen, Boni zu erhalten und neue Jobs freizuschalten. Im Kampf könnt ihr dann aktiv zwischen zwei Jobs wechseln, um so mächtige Kombos zu erschaffen.

Mit dem umfangreichen Job-System könnt ihr euch euren perfekten Kämpfer basteln.
Mit dem umfangreichen Job-System könnt ihr euch euren perfekten Kämpfer basteln.

Und das ist auch durchaus notwendig, denn wie eingangs erwähnt, ist Stranger of Paradise ein Souls-like-Game und entsprechend fordernd. Schon die kleinste Unachtsamkeit kann euch das Leben kosten und gerade die Bosse erfordern "Dark Souls"-typisch Geduld und ein grundlegendes Verstädnis der Spielmechanik. Allerdings unterscheidet sich das Spiel in drei essentiellen Punkten von den bockschweren Souls-Spielen, sodass im Prinzip fast jeder Spieler Stranger of Paradise problemlos meistern kann.

Was macht Stranger of Paradise so zugänglich?

Punkt 1: Das Spiel bietet drei Schwierigkeitsgrade. Während Stranger of Paradise auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad eine moderate Herausforderung ist und vor allem bei den Bossen ein gewisses Geschick voraussetzt, ist der niedrigste Schwierigkeitsgrad ein regelrechter Freifahrtschein. Auf dieser Einstellung spielt sich das Game eher wie ein Hack and Slay.

Punkt 2: Ihr seid (fast) nie allein. Da ihr immer im Team unterwegs seid und die KI-Begleiter tatsächlich nützlich sind, werden viele Kämpfe vereinfacht. Oftmals konzentrieren sich die Gegner nämlich nur auf eure Begleiter. Das funktioniert sogar bei Bossen. Ihr könnt das Spiel übrigens auch mit zwei Freunden durchspielen.

Punkt 3: Der "Dark Souls"-typische Frust bleibt aus. Sterbt ihr in den Souls-Spielen, dann verliert ihr auch eure gesammelte Erfahrung. Das ist bei Stranger of Paradise nicht der Fall. Es gibt viele Speicherpunkte, auch direkt vor Bossen, und ihr behaltet beim Tod eure Erfahrung und eure Ausrüstung. Eine Niederlage fühlt sich also nie wie eine Bestrafung an.

Am Ende eines jeden Dungeons erwartet euch stets ein knackiger Boss-Kampf.
Am Ende eines jeden Dungeons erwartet euch stets ein knackiger Boss-Kampf.

Solltet ihr aber doch den anspruchsvollen Weg wählen, dann ist ein wesentlicher Schlüssel zum Sieg die gelbe Willens-Leiste der Gegner. Brecht ihr diese mit Spezial-Angriffen eurer jeweiligen Klasse, könnt ihr mächtige Finisher einsetzen, die eure Gegner vernichten.

Das Kampfsystem zu verinnerlichen und zu meistern ist also ein wesentlicher Bestandteil von Stranger of Paradise. Dazu passt auch, dass es abseits der zahllosen Kämpfe keinerlei Nebenaktivitäten gibt. Es gibt zwar Nebenmissionen, aber die bestehen fast immer daraus bekannte Areale nach bestimmten Gegnern abzusuchen. Und auch die Dungeons folgen einem festen Muster.

So erwartet euch in jedem Gebiet eine spezielle Herausforderung. In einem Dungeon werdet ihr zum Beispiel von einer Strahlenkanone permanent unter Druck gesetzt. Das ist eine willkommene Abwechslung, um die an sich recht linearen Bereiche etwas aufzulockern.

Es gibt zwar immer mal wieder Abzweigungen, die nach wenigen Sekunden zu einer Kiste führen, aber generell wird Erkundung in Stranger of Paradise kleingeschrieben. Es gibt keine Oberwelt, keine Städte oder Dörfer. Nur die Dungeons und ihre zahllosen Gegner.

Über das Menü wählt ihr eure nächste Mission aus. Eine offene Spielwelt oder Städte gibt es nicht.
Über das Menü wählt ihr eure nächste Mission aus. Eine offene Spielwelt oder Städte gibt es nicht.

Und nicht zu vergessen: tonnenweise Loot. So gut wie jeder Gegner lässt nämlich neue und zumeist bessere Ausrüstung fallen. So könnt ihr euch im Prinzip alle zehn Minuten mit neuen Waffen und Rüstungen ausstatten. Dabei lässt euch das Spiel die Wahl: Ihr könnt die Ausrüstung manuell anpassen, um die idealen Werte für euren Spielstil rauszuholen oder aber ihr drückt auf einen Button und das Spiel würfelt euch die Ausrüstung mit den besten Angriffswerten zusammen — ohne aber euren bevorzugten Spielstil zu berücksichtigen.

Schön ist anders, aber die inneren Werte stimmen

So vielseitig und unterhaltsam das Gameplay auch ist, die Technik ist wohl der größte Schwachpunkt von Stranger of Paradise. Man merkt dem Spiel leider durchgehend an, dass der experimentelle Charakter direkte Auswirkungen auf das Budget hatte.

Während die Charaktermodelle der Hauptfiguren und insbesondere der Gegner einiges hermachen, sind es gerade die Umgebungen, die einfach nur antiquiert aussehen. Trotz der unterschiedlichen Settings, gibt es kaum optische Highlights in den Dungeons und vieles wirkt wie aus der "PlayStation 3"-Zeit importiert.

Das geringe Budget hatte vor allem Einfluss auf die Umgebungen, die technisch veraltet sind.
Das geringe Budget hatte vor allem Einfluss auf die Umgebungen, die technisch veraltet sind.

Das fällt besonders stark in den Zwischensequenzen auf. Die Hintergründe sind verwaschen, trostlos und Details flimmern nicht selten unschön. Besonders kurios: In den Zwischensequenzen haben viele Figuren oftmals das selbe Gesicht.

Dafür punktet Stranger of Paradise in seiner Kernthematik, den Kämpfen. Die fühlen sich nicht nur wuchtig an, sondern feuern auch unzählige Effekte ab, die einfach nur spektakulär aussehen. Dabei läuft das Spiel die meiste Zeit ohne Ruckler oder Framerate-Einbrüche. Und zu wirklich fatalen Technikaussetzern, wie zum Beispiel Abstürzen oder dergleichen kam es während des Tests nie.

Für wen lohnt sich Stranger of Paradise? Für wen eher nicht?

Abschließend wollen wir euch verraten, für wen sich das Spiel eignet und für wen nicht.

Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin ist ein klares Must Buy,

  • wenn ihr brachiale Kämpfe und pausenlose Action liebt.
  • wenn ihr Loot und noch mehr Loot sammeln wollt.
  • wenn ihr zwei Freunde habt, die Kämpfe und Loot ebenfalls lieben.

Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin ist eher nichts für euch,

  • wenn ihr eine große, offene Spielwelt erkunden wollt.
  • wenn ihr eine Beziehung zu euren Figuren aufbauen wollt.
  • wenn ihr Abwechslung von den endlosen Kämpfen sucht.

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Bewertung von Daniel Boldt

Stranger of Paradise: Final Fantasy Origin ist kein Meisterwerk und wird im Laufe der Zeit noch viel Kritik erhalten. Vieles davon wird auch berechtigt sein, aber gleichzeitig hat das Spiel das Potenzial zum Kult-Hit. Gerade weil es so herrlich unperfekt ist. Mit einer unheimlichen Sogwirkung. Ein Spiel, dass nicht unbedingt die Massen begeistert, aber trotzdem das eine oder andere Gamer-Herz im Sturm erobern wird.

Wer also knackige Kämpfe liebt, gerne mit Klassen und Ausrüstung experimentiert und das "Final Fantasy"-Universum neu erleben möchte, für denen könnte Stranger of Paradise ein heißgeliebtes Guilty Pleasure werden.

70

spieletipps meint: Stranger of Paradise ist ein ungeschliffener Diamant. Ein Dark Souls für Alle. Mit vielen Ecken und Kanten. Aber insgesamt viel besser als erwartet.

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