Steelrising

Test Steelrising: Lineares Soulslike mit eingebauter Cheat-Mechanik

von Jens-Magnus Krause (Mittwoch, 07.09.2022 - 09:00 Uhr)

Steelrising: Gameplay-Trailer

Die Greedfall-Macher bedienen sich für ihr Action-RPG bei Dark Souls und Nioh. Der größte Unterschied ist der Assist-Modus. Und das Setting. Denn ihr müsst in einem alternativen Paris die Französische Revolution vor königlichen Maschinen retten.

Bekannter Schauplatz mit kreativer Variation

Paris. 1789. Ende Juni. Die Französische Revolution ist in vollem Gange. Doch bevor der Sturm auf die Bastille startet und dieser Text besser in einem Geschichtsbuch gelandet wäre, greift König Ludwig der XVI. hart durch.

Um die drohende Niederlage abzuwenden, setzt er eine Armee aus Maschinen und Robotern ein. Diese Automaten genannte Folgschaft des Königs unterdrückt die Bevölkerung, wortwörtlich bis aufs Blut. Danach ist die Stadt nahezu menschenleer.

Die häufig vorkommenden Feuer und die verbarrikadierten Fenster sorgen für eine feindliche und zugleich bedrohliche Atmosphäre. Perfekte Voraussetzungen für euch, mit dem Roboter-Hauptcharakter Aegis durchzustarten.

Hauptcharakter Aegis ist ebenfalls ein Roboter, im Gegensatz zu den fiesen Gegnern jedoch mit Frieden bringendem Auftrag.
Hauptcharakter Aegis ist ebenfalls ein Roboter, im Gegensatz zu den fiesen Gegnern jedoch mit Frieden bringendem Auftrag.

Eure Aufgabe ist simpel: als Leibwache der Königin müsst ihr lediglich die Revolution retten und auf dem Weg dorthin zahlreiche Feinde besiegen und euren eigenen Schöpfer und Ingenieur Vaucanson finden. Er hat die Automatenarmee erschaffen. Nur er kann sie zerstören.

Betrunkener Hauptcharakter in Steelrising

Bevor ihr auf die ersten Gegner trefft, verpasst ihr Aegis eine Oberflächenfarbe, ein Gesicht und eine Perücke. Weiter zur Auswahl einer von vier Klassen: Bodyguard (schwere Waffe und Schild), Soldier (Fernkampfwaffe), Dancer (leichte Waffe und flink) oder Alchemist (Frostgewehr).

Die Klasse legt nur eure Startwaffen und Attribute wie Power, Ausdauer oder Alchemie-Fähigkeiten fest. Später könnt ihr jede Waffe freispielen und eure Attribute in jede Richtung entwickeln.

Auch wenn Aegis sich optisch wie eine Betrunkene bewegt, reagiert sie direkt auf eure Eingaben. Seid ihr nach dem langgestreckten Tutorial mit dem Boot endlich in Paris angekommen, fallen euch etliche Wahrzeichen auf.

In Steelrising entdeckt ihr die Wahrzeichen von Paris gegen Ende des 18. Jahrhunderts.
In Steelrising entdeckt ihr die Wahrzeichen von Paris gegen Ende des 18. Jahrhunderts.

Egal ob Louvre, Notre-Dame oder Bastille. Hier hat der Entwickler ein Atmosphäre-Plus erschaffen, wenngleich es sich nicht um eine historisch korrekte Eins-zu-Eins-Umsetzung der Stadt handelt.

Während der Story, die in Zwischensequenzen und Dialogen mit Antwortmöglichkeiten voranschreitet, trefft ihr auf historische Charaktere wie den Marquis de La Fayette oder die Königin Marie-Antoinette.

Träge Kämpfe mit großer Waffenvielfalt

Am Anfang reichen gegen die Dextral Prototypen, Roboter in Ritterrüstung mit einem Degen bewaffnet, noch zwei leichte oder eine schwere Attacke.

Später müsst ihr mit perfektem Timing eure Fähigkeiten – wie Ausweichen, Blocken und Springen – miteinander kombinieren. Ansonsten seht ihr häufig den witzigen Deathscreen: „Aegis is broken.“

Auch wenn ihr euch immer besser auf die unterschiedlichen Gegner einstellt, nervt die träge Kampfsteuerung in brenzligen Situationen. Die Schlag-Animation dauert zu lange, genauso wie ein Waffenwechsel.

Solche Boss-Gegner bezwingt ihr nur nach mehreren Versuchen. Die Soundkulisse ist dabei immer brachial und positiv vereinnahmend.
Solche Boss-Gegner bezwingt ihr nur nach mehreren Versuchen. Die Soundkulisse ist dabei immer brachial und positiv vereinnahmend.

Das ist schade, könnt ihr doch neun Waffen in 40 Variationen einsetzen und aufleveln, was für viel Abwechslung sorgt. Hier ein Doppelschwert, dort ein Streitkolben und an anderer Stelle euer Schild, um gegnerische Angriffe zu parieren.

Oder ihr greift zum Gewehr, welches mit alchemistischen Wirkstoffen arbeitet. Den Gegner einfrieren, mit Feuer oder Explosionen bekämpfen? Kein Problem! Gleichzeitig ist diese Möglichkeit fast übermächtig: Friert ihr eure Gegner ein und wiederholt das ein paar Mal, sind alle Kämpfe gut zu meistern.

In Steelrising kommt es auf die Ausdauer an

Ein zentrales Element in den Kämpfen ist eure Ausdauerleiste. Ausweichmanöver, Blocks oder Attacken leeren den grünen Balken. Gut, dass sich die Entwickler eine Mechanik bei Nioh abgeschaut haben.

Da die Ausdauerleiste in Steelrising eher ein Kühlsystem ist, könnt ihr euren Charakter vor Überhitzung schützen. Sobald ihr bei null ankommt, pfeift Aegis aus dem letzten Loch. Übertreibt ihr es, könnt ihr kurzfristig gar nichts mehr.

Wer im richtigen Moment die Dreieck-Taste drückt, kann seine Ausdauer wiederherstellen. Geht das schief, friert ihr für kurze Zeit ein. Aber dieses Risiko solltet ihr eingehen.

Optisch ist das Spiel auf den Konsolen weit entfernt von einem Demon's-Souls-Remake. Dennoch ist die atmosphärische Licht-Stimmung schön anzusehen.
Optisch ist das Spiel auf den Konsolen weit entfernt von einem Demon's-Souls-Remake. Dennoch ist die atmosphärische Licht-Stimmung schön anzusehen.

Bitter ist, dass ihr alle Objekte ebenfalls mit der Dreieck-Taste aufsammelt. Im Kampf kann es euch immer wieder passieren, dass ihr das Cool-Down-Timing eurer Ausdauer versemmelt, weil ihr aus Versehen ein Objekt aufhebt.

Apropos Steuerung: Das Parieren ist kein fester Bestandteil eurer Tastenbelegung. Ihr könnt gegnerische Angriffe nur parieren, wenn die Waffe explizit die Spezialfähigkeit „Konterangriff“ besitzt.

Gegnervielfalt und Kameraprobleme

Auch wenn die ersten Feinde tollpatschig sind, ist ihr Design hübsch anzusehen. Leider könnt ihr sie optisch kaum voneinander unterscheiden. Alle glänzen golden, egal ob Nahkampf-Ritter oder Fernkampf-Lancer.

Zusätzlich trefft ihr anfangs auf die immer gleichen Gegnertypen, was sich repetitiv anfühlt. Zur Abwechslung macht es Spaß, sich von hinten anzuschleichen und via Schultertaste einen Stealth-Angriff auszuführen.

Kämpft ihr nicht gerade gegen Roboter, könnt ihr dank Kutsche die Schnellreisefunktion zwischen den Stadtvierteln nutzen.
Kämpft ihr nicht gerade gegen Roboter, könnt ihr dank Kutsche die Schnellreisefunktion zwischen den Stadtvierteln nutzen.

Später kämpft ihr auch gegen Widersacher, die Metallkugeln an Ketten schwingen. Oder Hunde aus Zinn. Oder dickbäuchige, schwebende Phoenix, die sich selbst zerstören und euch mit in den Tod reißen. Jeder Gegnertyp erfordert den Einsatz passender Waffen und auch Gegenstände, wie Feuer- oder Frostgranaten.

Problematisch ist das Kämpfen gegen mehrere Feinde gleichzeitig. Nicht nur wegen der Anzahl, sondern auch wegen der Kamera, die sich nicht immer richtig positioniert. Und stellenweise funktioniert der Wechsel zwischen markierten Gegnern nicht einwandfrei. Die Markierung wechselt leider nicht immer zu dem, der es eurer Logik nach sein sollte.

Wer ist hier der Boss? Und wer nutzt Cheats?

Wie auch bei Dark Souls oder Nioh, trefft ihr auf Bossgegner. Diese gewaltigen Maschinen, im Spiel Titanen genannt, fordern unzählige Versuche und jede Menge Geduld und Geschick.

Egal ob ihr gegen den Metzger oder den Bischof kämpft: probieren geht über studieren. Letzterer bekämpft euch aus einer rollenden Kugel heraus, an der rotierende Sägeblätter montiert sind. Dazu vermöbelt er euch mit einer angeketteten Bibel und hinterlässt Feuerspuren.

Die Bosskämpfe gegen die Titanen sind jeweils ein Highlight für sich. Das Gegner-Design der Entwickler Spiders ist gelungen.
Die Bosskämpfe gegen die Titanen sind jeweils ein Highlight für sich. Das Gegner-Design der Entwickler Spiders ist gelungen.

Im Spiel gibt es keine Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad anzupassen. Dafür haben die Entwickler aber einen optionalen Assist-Modus integriert. Man könnte ihn negativ auch Cheat nennen.

Mit diesem könnt ihr euren erlittenen Schaden um 100 Prozent reduzieren, eure Ausdauer-Regeneration um das Dreifache beschleunigen oder einstellen, dass ihr eure gesammelten Seelen (Anima Essence) nach dem Tod behalten möchtet.

Doch Obacht: Aktiviert ihr diesen Modus, könnt ihr manche Trophäen beziehungsweise Achievements nicht mehr erlangen.

Keine Open World – und das ist gut so!

In Steelrising erkundet ihr keine offene Spielwelt, sondern lineare Stadtviertel, die ihr per Schnellreise mit eurer pferdelosen Maschinen-Kutsche ansteuert. Der Vorteil: ihr könnt euch in den Arealen in Ruhe um eure Gegner kümmern. Und nicht ewig lange von A nach B wandern oder reiten.

Zudem könnt ihr euch per Kompass und nicht per Weltkarte den Weg anzeigen lassen, zwischendurch auch schwammige Kletterpassagen meistern. Später bekommt ihr einen gut funktionierenden Greifhaken, der euch höhere Ebenen erklimmen lässt.

Zwei entscheidende Nachteile gibt es im Vergleich zu den FromSoftware-Spielen: Keines der Levels strotzt vor mystischen Szenerien. Und öffnet ihr das Tor zu einer Abkürzung, erlebt ihr nie den typischen Aha-Moment: „Ah, hier komme ich also raus!“

In der Geschichte des Spiels trefft ihr auf bekannte Persönlichkeiten der Französischen Revolution. Hier zu sehen ist der Marquis de La Fayette, ein französischer General.
In der Geschichte des Spiels trefft ihr auf bekannte Persönlichkeiten der Französischen Revolution. Hier zu sehen ist der Marquis de La Fayette, ein französischer General.

Eure Attribute verbessert ihr an Vestals (Lagerfeuer in Dark Souls) mit gesammelter Anima Essence (Seelen in Dark Souls), findet in Holztruhen neue Ausrüstungsgegenstände oder erhöht eure Heilfähigkeiten.

Zusätzlich habt ihr vier Slots, in die ihr Module mit besonderen Fähigkeiten einsetzen könnt. So erhaltet ihr mehr Ausdauer oder Lebensenergie. Alle wichtigen Gegenstände wie Oil Vials (Blood Vial in Bloodborne) habt ihr in eurem Quick-Access-Belt und könnt diesen per Digitalkreuz durchschalten.

Steelrising erscheint am 8. September 2022 für PC, PS5 und Xbox Series X|S.

Spiele, die ihr nicht so spielt wie vom Entwickler gedacht

Spiele, die ihr nicht so spielt wie vom Entwickler gedacht
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Bewertung von Jens-Magnus Krause

Das größte Alleinstellungsmerkmal von Steelrising ist für mich die kreative Setting-Idee. Es fühlt sich gut für mich an, in ein alternatives Paris zu reisen, wo die Französische Revolution ganz anders abläuft. Das ist bekannt und aufregend neu zugleich.

Mit diesem Robo-Revolution-Setting hat Entwickler Spiders in meinen Augen schonmal eine neue Soulslike-Nische kreiert, die sich von Beginn an authentisch und nachvollziehbar anfühlt.

Ansonsten hätte jeder Teil des Spiels noch mehr Feinschliff benötigt. Die Kämpfe steuern sich zu träge, die Story verzettelt sich durch zu viele genannte Namen in zu kurzer Zeit und die Menüs sind optisch unübersichtlich.

Zusätzlich sind manche Kämpfe extrem schwer, später folgende dagegen gar nicht. Hier passt das Balancing nicht. Und bei den schwammigen Klettereinlagen hält sich Aegis ein paar Mal hintereinander einfach nicht am Vorsprung fest und im Wasser geht sie unter. Alles kein Beinbruch, hat bei mir aber manchmal dennoch zu Frustreaktionen geführt.

So gesehen ist es gut, dass die Entwickler viele Elemente aus Dark Souls und Nioh kopiert haben, weil diese zu einem schlüssigen Gesamtspiel führen. Als gelangweilter Soulslike-Liebhaber ohne aktuellen Nachschub würde ich einen Blick riskieren. Ansonsten ist Steelrising in keiner Disziplin überragend.

70

spieletipps meint: Steelrising ist ein Soulslike mit Ecken und Kanten. Das Setting überzeugt, die Kampfsteuerung jedoch nur bedingt. Hilfreicher Assist-Modus für Neueinsteiger.

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