von Sergej Jurtaev (Dienstag, 25.10.2022 - 15:00 Uhr)
Es sind mittlerweile fünf Jahre seit der Ankündigung von Bayonetta 3 vergangen. Lange mussten Fans auf ein Lebenszeichen der Umbra-Hexe hoffen und befürchteten gar, dass sie in der Entwicklungshölle gelandet ist. Am 28. Oktober 2022 ist die Hexenzeit aber endlich gekommen und Bayonetta 3 erscheint exklusiv auf Nintendo Switch. Ob sich die Warterei gelohnt hat, erfahrt ihr in unserem Test.
Überblick zu Bayonetta 3
Spielzeit: circa 15 Stunden
Multiplayer: nein
Switch-Online-Funktionen: ja
Speicherdaten-Cloud: kompatibel
amiibo-Support: nein
Was bislang in Bayonetta passiert ist, wollen wir an dieser Stelle nicht zusammenfassen. Gut, zugegeben, können wir auch gar nicht. Diese Reihe ist schließlich nicht nur für das actiongeladene Gameplay, sondern auch für die abgedrehte Story bekannt. Bayonetta 3 macht sich leider nicht die Mühe, neue Spielerinnen und Spieler abzuholen, sodass Neulinge mit vielen Begriffen und Charakteren erst einmal nichts anfangen können.
Nichtsdestotrotz könnt ihr der neuen Geschichte gut folgen, da die Entwickler sich für einen einfachen Aufbau entschieden haben. Der neue Widersacher nennt sich Singularity und zerstört nach und nach die Welten im Multiversum. Die Nachwuchshexe Viola sucht Bayonetta in einer anderen Welt auf und bittet sie um Hilfe. Um Singularity aufzuhalten, müsst ihr durch verschiedene Welten reisen und insgesamt fünf Chaos-Getriebe finden. Ein wenig vergleichbar mit der Struktur in Zelda-Spielen. Dieses klare Ziel sorgt dafür, dass ihr bei der Story nicht den Faden verliert, aber die Geschichte ist keine Stärke des Spiels.
Wobei es zahlreiche Zwischensequenzen gibt, die die Handlung und Figuren gut in Szene setzen. Allerdings ist hier und da auch jede Menge Theatralik dabei, die nicht jedem gefallen wird. Die laszive Hexe hält sich mit ihrem Kameraspiel in diesem Teil übrigens etwas zurück. Dazu passt, dass es einen neuen Naiver-Engel-Modus gibt, der die nackte Haut während Bayonettas Dämonenbeschwörungen verdeckt. Das Pixelblut fließt auch nicht mehr so wie in den Vorgängern. Das liegt daran, dass die neuen Feinde die Homunkuli sind. Das sind vom Menschen geschaffene Biowaffen, die wie Androiden wirken und bei ihrem Ableben in türkiser Flüssigkeit zerplatzen. Insgesamt ist Bayonetta 3 also zugänglicher und will mehr Spieler ansprechen.
Technisch ist Platinum Games eine Glanzleistung gelungen. Es ist nicht das bestaussehendste Switch-Spiel, gehört aber definitiv zu den hübscheren Games und bietet zudem Gameplay, das flüssig in 60 Bildern pro Sekunde läuft (Zwischensequenzen in 30 FPS). Die hohe Bildrate ist vor allem für das Kampfsystem unabdingbar, denn das ist das Highlight von Bayonetta 3.
Serientypisch könnt ihr in den butterweichen Kämpfen ein Feuerwerk an beeindruckenden Kombinationen abfeuern, die mit tollen Animationen dargestellt werden. Bayonetta verfügt über ein ganzes Arsenal an abgedrehten Waffen, die euren Bildschirm in Partikeleffekten explodieren lassen. Die Kombos wollen natürlich gelernt sein, aber auch mit Button-Mashing kommt ihr zu einem befriedigenden Ergebnis. Als wäre Bayonetta nicht schon mächtig genug, kann sie ihre Dämonen jederzeit beschwören, die ihr dann steuert – die Möglichkeiten sind vielfältig. Nur die Kamera fällt manchmal negativ auf, die es euch dann schwer macht, das komplette Kampfgeschehen im Auge zu behalten.
Es ist unglaublich, wie abwechslungsreich und kreativ Bayonetta 3 ist. In jedem Kapitel erwartet euch etwas Neues. Vor allem die Abschlusskapitel mit ihren brachialen Monsterkämpfen sind spektakulär. Nicht nur, dass es immer größer und abgedrehter wird, auch die Spielelemente ändern sich und wissen zu überraschen. Jeder Bosskampf in Bayonetta 3 wäre in anderen Spielen der Endboss, wenn überhaupt.
Dank der Dämonenmaskerade kann sich Bayonetta in ihre Höllendämonen verwandeln und erhält Fähigkeiten, die beim Erkunden der Spielwelt helfen. Madama Butterfly kann langsam in der Luft gleiten, während ihr als Monsterspinne Phantasmaraneae and Wänden entlanglaufen könnt. Die Fähigkeiten sind äußerst hilfreich, denn in Bayonetta 3 stürzt ihr euch nicht von einem Kampf in den nächsten. Die Gebiete sind teilweise sehr groß und weitläufig. Es gibt viele Sammelobjekte zu finden und auch ein paar geheime Herausforderungen zu entdecken. Und es lohnt sich, die Spielwelt zu erkunden. Sammelt ihr die drei Blutränen, die in jedem Kapitel versteckt sind, schaltet ihr ein Bonuskapitel frei.
Rätsel sind zwar Mangelware, aber an einigen Stellen gibt es gute Einfälle, bei denen ihr eure Dämonen einsetzen müsst. So müsst ihr zum Beispiel den Weg für euren Höllenzug zeichnen und so alle Gegner gleichzeitig ausschalten oder ihr überquert mit der Riesenkröte Baal einen Giftsumpf und drückt Schalter, die den Weg für Bayonetta freilegen.
Neben Bayonetta gibt es noch weitere spielbare Charaktere. Da ist zunächst Viola zu nennen, die ihr durch einige Hauptkapitel steuert. Sie ist mit einem Katana bewaffnet und erfordert im Kampf eine andere Herangehensweise. Während ihr mit Bayonetta ausweichen müsst, um die Hexenzeit (Zeitlupe) auszulösen, müsst ihr mit Viola zum richtigen Zeitpunkt den Block ansetzen.
Zwischen der Haupthandlung gibt es außerdem Nebenkapitel, in denen ihr Bayonettas Hexenfreundin Jeanne steuert. Sie ist auf der Suche nach dem Wissenschaftler Sigurd, der der Gruppe bei Rettung der Welt helfen kann. In diesen kurzen Nebenkapiteln ändert sich das komplette Genre. Aus einer seitlichen 2D-Perspektive müsst ihr eine Basis infiltrieren und euch möglichst unauffällig an den Gegnern vorbeischleichen. Das Gameplay ist nicht sonderlich komplex, aber als Auflockerung zwischen den Hauptkapiteln eignet es sich gut.
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Wow, ich bin wirklich begeistert. Hack and Slay ist eigentlich nicht mein Genre, weil es mir schnell zu eintönig wird, aber die Bayonetta-Spiele habe ich immer bis zum Ende motiviert gespielt. Bayonetta 3 ist da keine Ausnahme. Durch die zahlreichen Waffen, Monster und Moves, die ihr sukzessive freischaltet, gibt es immer etwas Neues auszuprobieren. Aber auch abseits der Kämpfe gibt es viel zu entdecken und durch die unterschiedlichen Spielelemente sowie die anderen spielbaren Charaktere wird es eigentlich nie langweilig.
Nur die Geschichte hat mich desinteressiert zurückgelassen. Das wäre eigentlich halb so wild, denn deswegen spiele ich Bayonetta nicht. Aber da es viele Zwischensequenzen gibt, die meine Aufmerksamkeit einfordern, hätte ich mir mehr gewünscht. Wenn ihr keine Ansprüche an die Story habt, dürft ihr euch ansonsten auf ein Action-Meisterwerk freuen!
spieletipps meint: Spektakuläre und abwechslungsreiche Action, die sich in jedem Kapitel übertrifft – Bayonetta in Bestform!
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