von Marina Hänsel (Montag, 21.11.2022 - 15:00 Uhr)
Einmal bin ich mit meinem Charakter durch einen dunklen Gang gelaufen, als sein Kopf sich plötzlich mehrmals im Kreis drehte und mich dann Exorzisten-like angestarrt hat. Es war natürlich ein Bug, aber es war wirklich gruselig. Warum The Devil In Me trotz seiner Macken irgendwie spaßig ist, erfahrt ihr in unserem Test.
Überblick zu The Dark Pictures Anthology: The Devil In Me
• Spielzeit: 9 - 10 Stunden
• Genre: Horror, Slasher
• Modi: Singleplayer, Koop-Modus (2 Spieler), Party-Modus (5 Spieler)
• Plattformen: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series, PC
• Preis: aktuell 39,99 Euro
Man sollte sich vielleicht eines fragen: Warum spielen wir The Dark Pictures Anthology? Weil die Stories so gut sind? Nah. (House of Ashes ist eine Ausnahme.) Weil wir die Charaktere so sehr lieben? Nicht wirklich. Weil es – äh, gruselig ist? Das ist eine rhetorische Frage.
Ich weiß zumindest, warum ich die The-Dark-Pictures-Anthology-Reihe spiele: Um die Manipulation des Spiels zu durchschauen und so die richtigen Entscheidungen zu treffen, damit meine Leute überleben.Wegen dem Adrenalin. Und ein bisschen, weil mir die Charaktere manchmal wirklich ans Herz wachsen, obwohl sie meistens alle Idioten sind.
Was erwartet euch in The Devil In Me? Schaut selbst in den Trailer:
The Devil In Me war in meiner Version (PS5 / Solo) ziemlich verbuggt, was so weit ging, dass manchmal einfach entscheidende Inventarobjekte, die ich besaß, nicht angezeigt wurden. Aber ich wusste, dass sie dort waren und habe sie trotzdem benutzt. Manchmal muss man sich einfach mit den Bugs arrangieren und dem Spiel ausweichen, wenn es einem eine Ohrfeige geben will.
Der beste Bug erinnerte mich an den Film Der Exorzist. Mein Charakter verdrehte Kopf und Körper immer weiter, bis er in einem dunklen, ominösen Gang stand, die Taschenlampe verdreht nach hinten zeigte und mit dem Rücken nach vorne lief, den Kopf um 180 Grad gedreht. Das war einer der besten Momente in The Devil In Me. Und ich meine das nicht einmal ironisch: Ich hatte wirklich Spaß mit dem Spiel.
Lonnit Entertainment will einen Film über den ersten und berüchtigsten Serienmörder in den USA drehen: H.H. Holmes, der Hunderte in seinem Mörderhotel umgebracht haben soll. Die Filmcrew besteht aus fünf Leuten, von denen der Regisseur Charles Lonnit verzweifelt auf einen baldigen Durchbruch hofft. Als die kleine Truppe von einem mysteriösen Anrufer in ein abgelegenes Haus eingeladen wird, das H.H. Holmes' Mörderhotel nachahmt, erhoffen sie sich Material für einen wohl sonst zum Scheitern verurteilten Film. Einziges Manko: Das Mörderhotel ist echt und ein Mörder hat es auf sie abgesehen. Schockierend.
Alle Charaktere in The Devil In Me sind ein bisschen dumm. Der Killer versucht die Crew auf absolut offensichtliche Art zu manipulieren und es klappt sogar. Weil er eine Maske trägt und oftmals ein Messer dabei hat, rennen alle panisch vor ihm weg, selbst wenn es sich um einen gegen vier handelt. Zudem scheint er einen sechsten Sinn zu haben, was die Präsenz seiner Opfer angeht – stets dreht er sich ominös in die Richtung der spielbaren Charaktere, sobald sie sich vor ihm verstecken. Manchmal geht er sogar ein paar Schritt auf sie zu, langsam, bedrohlich; ganz so, als wüsste er genau, wo er sein Messer reinstecken müsste.
Im letzten Moment jedoch entscheidet er jedes Mal, dass da sicherlich niemand hinter dem Regal hockt und er keine zwei Schritte vergeuden muss, um nachzusehen. Was für ein Creep.
Die meisten in der Filmcrew hassen sich, weil die meisten von ihnen auch einfach unsympathisch sind. Es gibt etwa die kühle, ein bisschen gemeine Schauspielerin, den Kameramann ohne jegliches Rückgrat, den narzisstischen Regisseur, der in allem versagt, was er anfasst, und die harte Lichttechnikerin, die eigentlich ganz okay ist. Da wäre auch noch Erin, die ziemlich süß und freundlich ist, was aber durch ihre Dummheit ausgeglichen wird.
Das Ding ist, ich mochte die Charaktere trotzdem. Sie sind einfach so hilflos und naiv, sodass mein Beschützerinstinkt anspringt und ich alles dafür tun würde, damit sie überleben. Sie sind außerdem keineswegs so hassenswert wie die Personen aus Little Hope, was eine sehr subjektive Meinung am Rand ist.
Die Geschichte ist ziemlich voraussehbar und es ist leidvoll, den kleinen Schäflein dabei zuzusehen, wie sie mehrere Ingame-Spielstunden brauchen, bis sie endlich erkennen, was der Spieler von Anfang an wusste. Dafür aber glänzt The Devil In Me mit den SAW-ähnlichen Fallen des Mörderhotels, in welchen ihr schnelle Entscheidungen und Quick-Time-Events richtig treffen müsst, um das Team am Leben zu erhalten. Gnade zeigt das Spiel hierbei nicht: Ihr habt einmal zu laut ausgeatmet? Okay, dann wird der Charakter zermatscht!
Das Ziel ist es, klüger als das Spiel zu sein (und schnelle Reflexe zu haben, zugegeben). Zu welcher Entscheidung versucht es euch zu manipulieren? Und welche müsst ihr wirklich treffen, um eure Charaktere zu retten? The Devil In Me – wie eigentlich alle Spiele von The Dark Pictures Anthology – bietet ein taktisches Entscheidungs-Match und als Bonus gibt es Blut und Gedärme.
Leider ist dieses Entscheidungs-Match nicht immer fair, was den größten Schwachpunkt darstellt: Wenn die wichtige Entscheidung allzu arbiträr erscheint und es einfach Glück ist, ob ihr richtig liegt, beißt sich The Devil In Me selbst in sein Hinterteil. Manche Entscheidungen oder auch Cliffhanger sorgen deshalb für mehr Frust als nötig, allerdings ist das nicht oft der Fall.
The Dark Pictures: The Devil In Me ist kein gutes Spiel – zumindest nicht in jener Version, in der ich den Schocker gespielt habe (PS5 / Solo). Die Bugs existieren wohl nicht auf jeder Plattform. Gerade der Koop-Modus soll jedoch häufig noch verbuggter sein.
Auch neben den Bugs hat The Devil In Me keine gruselige oder besonders interessante Story, der Killer ist ziemlich langweilig und die Charaktere sind alle nicht sehr schlau. Das Pacing zieht sich in der zweiten Hälfte, wo ihr eure Charaktere viel zu lange durch dunkle Korridore schleichen lassen müsst – mehr SAW-Fallen und ein widerlicherer sowie klügerer Killer hätten hier wirklich geholfen.
Letzten Endes ist The Devil In Me aber trotzdem spaßig. Allerdings kommt es vielleicht darauf an, was ihr von dem Spiel erwartet.
Solltet ihr es lieben, ständig unter Adrenalin zu stehen, weil ihr eure Charaktere retten wollt und deshalb die richtigen Entscheidungen treffen müsst, dann ist The Devil In Me trotz allem das richtige Spiel für euch. Zudem bringt es den Marvel-Effekt mit sich: Mittlerweile kennt man ja schon so viele Spiele vom Entwickler Supermassive Games, da will man auch wissen, wie es weitergeht. The Devil In Me ist nicht das schlechteste Spiel der Reihe, aber auch nicht das beste. Falls ihr Neulinge im Reich von The Dark Pictures Anthology seid, dann empfehle ich euch aber stattdessen House of Ashes.
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Wie bewerte ich ein schlechtes Spiel, mit dem ich trotzdem Spaß hatte? Die gesamte Reihe der The-Dark-Pictures-Spiele hat einen gewissen Charme, den man einfach mögen muss, um auch an The Devil In Me Spaß zu haben. Bugs gehören – leider – dazu, ebenso wie verrückte Stories, unsympathische, aber irgendwie menschliche Charaktere, Trash-Horror und gemeine Entscheidungen, die oft das Herzstück dieser Spiele bilden.
The Devil In Me ist charmant, auch wenn es nicht gut ist. Es ist wie ein Trash-Film, den ihr mochtet, obwohl ihr wisst, dass er schlecht war. Letztendlich fühlt sich The Devil In Me auch so an, als wäre es von den Entwicklern geliebt worden, obwohl sie keine Zeit hatten, es wirklich fertigzustellen. Ich will zukünftig kein weiteres The Devil In Me. Stattdessen will ich, dass Supermassive Games endlich Richtung House of Ashes gehen, ältere und ernstzunehmende Charaktere einführen und interessantere Geschichten erzählen, die darüber hinauswachsen, was The Devil In Me zu bieten hat.
spieletipps meint: The Dark Pictures: The Devil In Me ist kein gutes Spiel, aber dafür macht es überraschend viel Spaß.
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