von Daniel Boldt (Freitag, 02.12.2022 - 06:00 Uhr)
Mit The Callisto Protocol feiert Dead-Space-Vater Glen Schofield in diesem Jahr seine Rückkehr zum Survival-Horror. Wir haben den brutalen Terror-Trip auf der PlayStation 5 durchgespielt und können euch beruhigen: Splatter-Freunde und Horrorfans werden auf ihre Kosten kommen.
Überblick zu The Callisto Protocol
Multiplayer: Nein
Plattformen: PC, PS4, PS5, Xbox Series X/S
Genre: Survival-Horror
Entwickler: Striking Distance Studios
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Für viele Horrorfans gilt Dead Space als herausragendes Beispiel für nervenzerfetzenden Survival-Horror. 14 Jahre später will The Callisto Protocol diesen Erfolg wiederholen. Selbe Formel, neues Studio.
Wer also bereits Dead Space oder einen der beiden Nachfolger gespielt hat, der wird die vielen Parallelen sofort erkennen. Das führt aber auch zu einem markanten Problem. Aber ganz langsam!
The Callisto Protocol versetzt euch in die Rolle von Jacob Lee, der durch ein Unglück im Hochsicherheitsgefängnis Black Iron landet, welches sich auf dem Mond Callisto befindet. Kurz nach seiner Inhaftierung bricht in dem Weltraumknast allerdings eine mysteriöse Seuche aus, die ihre Opfer in mutierte Freaks und andere Monstrositäten verwandelt. Eure Aufgabe als Spieler ist klar: Raus aus dem Höllenloch!
In den darauffolgenden 8 bis 10 Stunden schleicht und kämpft ihr euch durch stählerne Korridore, unterirdische Anlagen und deckt dabei Stück für Stück das dunkle Geheimnis von Callisto auf. Handfeste Überraschungen bleiben allerdings aus, da sich The Callisto Protocol in erster Linie aus bekannten Story-Elementen zusammensetzt: Geheime Experimente, Wissenschaftlicher und Konzerne die Gott spielen, sowas halt. Nett, aber nichts Weltbewegendes.
Ein echter Kracher ist dagegen die Präsentation! The Callisto Protocol sieht nämlich umwerfend gut aus und ist toll inszeniert. Der Wechsel von der Zwischensequenz zum Gameplay ist fließend und erinnert an vielen Stellen an die One-Shot-Kamera von God of War (2018).
Besonders beeindruckend sind aber die extrem realistischen Charaktermodelle von Jacob Lee und Dani Nakamura, die von den Hollywood-Schauspielern Josh Duhamel (Transformers) und Karen Fukuhara (The Boys) verkörpert werden. Da kommt echtes Next-Gen-Feeling auf!
Fast noch großartiger ist allerdings das Sounddesign. Hier haben die Entwickler von Striking Distance Studio wirklich aus den Vollen geschöpft. Wenn das Metall der Anlage bedrohlich ächzt oder Rohrleitungen böse zischen, dann jagt euch das regelmäßig einen unbehaglichen Schauer über den Rücken. The Callisto Protocol mit aufgedrehten Kopfhörern zu spielen ist also Pflicht.
Ihr merkt es wahrscheinlich schon, aber technisch ist The Callisto Protocol ein echtes Brett. Und auch in Sachen Gameplay weiß das Horrorspiel zu überzeugen, was vor allem daran liegt, dass die Entwickler sich 1:1 an Dead Space orientiert haben. Mit dem Unterschied, dass The Callisto Protocol wesentlich mehr auf Nahkampf setzt.
So bekommt ihr recht früh im Spiel eine Art elektrischen Metallschläger, der fortan euer bester Freund ist. Mit dem Knüppel in der Hand prügelt ihr die fiesen Monster der Reihe nach zu Matsch. Es gibt zwar auch diverse Schusswaffen im Spiel, die sich auch an einem 3D-Drucker modifizieren lassen, aber Munition ist ein seltenes Gut und euren Schläger müsst ihr nicht nachladen.
Nahkampf ist aber auch deswegen so wichtig, weil Wegrennen selten von Erfolg gekrönt ist. Das liegt vor allem daran, dass Jacob sich recht schwerfällig und träge steuert. Das ist zwar durchaus realistisch, kostet aber auch etwas Eingewöhnung. Besonders der Waffenwechsel ist so quälend langsam, dass ihr unter aller Garantie ein paar Mal sterben werdet, weil Jacob nicht schnell genug die Schrotflinte gezückt hat.
In so einer Situation werdet ihr dann in aller Regelmäßigkeit mit einer brutalen Kill-Animation beglückt und alter Schwede, diese Kills sind teilweise echt extrem. Vor einigen Jahren wäre The Callisto Protocol für solche Szenen mit Sicherheit indiziert oder aber zumindest geschnitten worden. Aber keine Sorge: In Deutschland erscheint das Spiel komplett unzensiert und mit einer Altersfreigabe ab 18.
Und ihr werdet mit absoluter Sicherheit eine ganze Palette von diesen Kills sehen, denn selbst auf dem einfachsten von drei Schwierigkeitsgraden ist The Callisto Protocol eine knackige Angelegenheit. Manch eine Stelle wird euch sogar regelrecht unfair vorkommen, aber wer die Zähne zusammenbeißt, seine Munition gut einteilt und die Umgebung mit in seine Strategie einbezieht, der sollte jede Hürde meistern. Einige Tode und wildes Fluchen vor dem Bildschirm inbegriffen.
Kommen wir aber nun aber zu dem Elefanten im Raum. Denn auch wenn The Callisto Protocol so ziemlich alles liefert, was ihr von einem Survival-Horrorspiel erwartet, so fehlt dem Game etwas Grundlegendes und zwar eigene Ideen. Ihr werdet in dem gesamten Spiel nicht ein einziges Element finden, dass ihr nicht bereits aus Dead Space oder einem anderen Spiel kennt.
Tatsächlich bot Dead Space anno 2008 sogar wesentlich mehr Abwechslung. Erinnert ihr euch zum Beispiel noch an die Außeneinsätze auf der Außenhülle der Ishimura, wo vor allem der fehlende Sauerstoff ein echter Stressfaktor war? Oder was ist mit den Leveln, in denen ihr euch schwerelos im Raum bewegen konntet? Solche denkwürdigen Wow-Momente fehlen The Callisto Protocol leider.
Für den einen oder anderen Leser wird das sicherlich Meckern auf hohem Niveau sein, immerhin muss nicht jedes Spiel das sprichwörtliche Rad neu erfinden – etwas mehr Mut und Innovation wären trotzdem schön gewesen. Gerade weil The Callisto Protocol ein wirklich schickes und unbarmherziges Horrorspiel geworden ist.
Abschließend wollen wir euch verraten, für wen sich das Survival-Horrorspiel eignet und für wen nicht.
The Callisto Protocol ist ein klares Must Buy,
The Callisto Protocol ist eher nichts für euch,
Anmerkung der Redaktion:
Fragwürdig ist allerdings die Ankündigung der Entwickler, dass im kostenpflichtigen Season Pass weitere Kill-Animationen enthalten sein werden. Wurde hier Content vorab enfernt? Die Entwickler verneinen diese Behauptung. Dennoch bleiben berechtigte Zweifel, weshalb wir drei Prozentpunkte von der Endwertung abziehen. Solche Inhalte gehören hinter keine Paywall.
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The Callisto Protocol ist eine herrliche Wiedergeburt und wunderbar gnadenlos! Hier wird geschrien, gerannt und gemetzelt. Die tolle Optik, der wuchtige Sound und die bestialische Gewalt werden für Begeisterung sorgen.
Zum Meisterwerk hat es aber leider nicht gereicht, dazu fehlt es dem Horrorspiel an eigenen Ideen. Dennoch, wer Dead Space mochte, der wird The Callisto Protocol vermutlich lieben.
spieletipps meint: The Callisto Protocol ist ein tolles Survival-Horrorspiel! Nicht perfekt, aber auf einem sehr guten Weg.
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