von Jens-Magnus Krause (Dienstag, 07.02.2023 - 11:40 Uhr)
Das Action-RPG Hogwarts Legacy überzeugt mit spielerischer Abwechslung und glaubwürdigen Charakteren in einer offenen Spielwelt. Darin stören nur wenige Design-Entscheidungen, auf die ihr fluchend den Zauberspruch Reparo zum Reparieren anwenden möchtet.
Dieser Test zu Hogwarts Legacy funktioniert nur, wenn ihr euch zu der Kritik gegenüber dem Spiel ein eigenes Bild gemacht habt. Fest steht: J.K. Rowling fällt als Autorin der Harry-Potter-Romane immer wieder durch transfeindliche Aussagen auf.
Die Autorin ist zwar nicht an der Entwicklung von Hogwarts Legacy beteiligt, verdient über Umwege aber mit. In unseren News findet ihr auch deshalb drei Gründe für einen möglichen Boykott und auch alle Details zur Antisemitismus-Debatte.
Ihr entscheidet eigenverantwortlich, wie ihr mit diesen Themen umgehen möchtet. Alle folgenden Zeilen drehen sich um das Spiel als solches.
Die Handlung von Hogwarts Legacy spielt sich ungefähr 100 Jahre vor der Zeit von Harry Potter ab. Ihr startet als Fünftklässler in der schottischen Zauberschule Hogwarts, nachdem ihr euch einen Charakter im übersichtlichen Editor erstellt habt.
Euer Mentor Professor Fig erlebt mit euch, dass ihr anders seid. Unerklärlicherweise könnt ihr die sogenannte alte Magie wirken. Nur ihr habt Zugang zu Portalen, die euch an geheime Orte führen.
Auch deshalb werden der Kobold Ranrok als Oberbösewicht und Victor Rockwood, dessen Vorfahren Hogwarts-Vergangenheit haben, auf euch aufmerksam. Ihr könntet ja ihre Weltherrschaftspläne durchkreuzen.
Das Faszinierende an der Story sind die unterhaltsamen und humorvollen Dialoge. Im Deutschen etwas zu künstlich, nehmt ihr den englischen Sprechern jedes Gefühl ab. Ihr fühlt mit und versteht euch dadurch als zugehöriger Teil zum Ganzen.
Genau dieses Zugehörigkeitsgefühl sorgt für Immersion. Es führt dazu, dass ihr 30 bis 40 Stunden vollen Main-Quest-Spaß habt und nicht mehr aufhören möchtet.
Zu Beginn ist die Karte der Open-World in Nebel gehüllt, aber ihr seid ja gerade erst in Hogwarts zu eurer Einschulung angekommen. Nach und nach versteht ihr den abwechslungsreichen Spielablauf, der euch auch nach über zehn Stunden noch in neue Funktionen einführt.
In Hogwarts nehmt ihr an Unterrichtsstunden der Professoren teil und erlernt in unterhaltsamen Mini-Games neue Zaubersprüche. Auch das Herstellen von Tränken, das Züchten von Pflanzen oder das in engen Bereichen zu direkt auf Steuereingaben reagierende Fliegen mit dem Besen oder Hippogreif, gehören zu eurer Schulausbildung.
Parallel verfolgt ihr die Hauptgeschichte, die durch spannende Zwischensequenzen fortschreitet und euch in 14 Areale führt. Der verbotene Wald und das malerische Dorf Hogsmeade, mit Geschäften für eure Ausstattung, sind mit dabei.
Gleichzeitig wirken viele NPCs leblos und gehen erst ihren Routinen nach, wenn ihr euch nähert. Ansonsten ist die optisch überzeugende Wald- und Wiesen-Kulisse wenig belebt. Ihr sichtet Tiere und Feinde, aber ein Angler oder Menschenmengen sind Fehlanzeige.
Überall in der Spielwelt könnt ihr zeitsparende Schnellreisepunkte aktivieren. Um diese zu finden, müsst ihr die verschachtelte und unkomfortabel zu bedienende Karte im Menü verwenden.
Auch die angezeigten Ladebalken auf manchen Türen und die damit verbundene Wartezeit, reißen euch kurz aus dem hohen Immersionsgrad.
Der Spielablauf nutzt sich zwar über die Gesamtdauer minimal ab, aber die Entwickler von Avalanche Software sorgen für Abwechslung abseits der Hauptquests. Es gibt Nebenmissionen, in denen ihr mit vielen Schülern kleinere Abenteuer erlebt und eure Beziehungen zu ihnen stärkt oder in denen ihr auch einfach nur mal Zaubertränke ausliefert.
Für alle Quests erhaltet ihr Erfahrungspunkte, die euer Charakter-Level erhöhen. Das ist wichtig, weil jede Mission an ein Level und teilweise auch Zaubersprüche gebunden ist.
Darüber hinaus gibt es typischen Open-World-Sammelkram, Banditenlager, Spinnennester und mit Ressourcen vollgestopfte Höhlen.
Unüblich für ein Action-RPG, kommen Kämpfe gar nicht so oft vor. In den Quests, besonders in den vom Gefühl her zu langen Dungeon-Passagen, wechseln sich anspruchsvolle Rätsel und Kämpfe ab. Dabei trefft ihr auf Ritter, Zombies, Kobolde, Spinnen, Hexen und Zauberer.
Mit dem Basis-Zauberspruch Protego könnt ihr gegnerische Angriffe blocken und mit dem Basis-Angriffszauber schmerzhafte Projektile verschießen. Dazu gesellen sich 26 Zaubersprüche, die ihr euch in vier Sets mit jeweils vier belegbaren Slots ablegt.
Das ist am Anfang überfordernd, später reiht ihr Zaubersprüche aneinander, auch wenn euch die Steuerung nie ein Gefühl der vollen Kontrolle gibt und die Kämpfe herausfordernd sind. Es fühlt sich aber mächtig an, kleine Gegner mit Levioso schweben zu lassen, während ihr dem Bossgegner dank Expelliarmus den Zauberstab entreißt und mit Incendio einheizt.
Unübersichtlich sind Kämpfe gegen mehr als drei Feinde, die zu nahe Kameraperspektive verschärft dies noch. Da ihr aber vier Schwierigkeitsgrade zur Wahl habt, kommt es nie zu Frust.
Allgemein enttäuschend ist die Loot-Ausbeute. Große Zwischenbosse hinterlassen euch nichts und mit sparsam verteilten Goldmünzen, könnt ihr euch wenig bei Händlern leisten.
Günstiger, aber auch zeitintensiver ist das Brauen von Tränken. Für einen Heiltrank kauft ihr Samen und pflanzt diese in Töpfe. Bis zur Erntezeit müsst ihr zehn Minuten warten. Danach müsst ihr zu einer Tränkestation und jedes Gebräu einzeln herstellen, was jeweils 20 Sekunden dauert.
Optisch überzeugt Hogwarts Legacy auch im Performance-Modus auf den Konsolen mit flüssigen Bildraten, anmutender Darstellung verschiedener Jahreszeiten und Wetterverhältnissen. Die passende Instrumentalmusik ist märchenhaft, nervt aber manchmal mit zu verspielten Stücken.
Zum Abschluss müsst ihr über die stetig wachsende Anzahl an noch zu erledigenden Quests und Aufgaben Bescheid wissen. Manchmal ist die Liste einfach zu viel des Guten. Besonders dann, wenn ihr für das Lernen neuer Zaubersprüche im Vorfeld drei Kampfpflanzen kaufen und ausprobieren müsst. Das hält auf.
Hogwarts Legacy erscheint am 10. Februar 2023 für PC, PS5 und Xbox Series X|S (Deluxe-Edition bereits seit dem 7. Februar erhältlich). Außerdem ab 4. April für PS4 und Xbox One und ab 25. Juli für Nintendo Switch.
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Bis ich Hogwarts Legacy zum ersten Mal gespielt habe, hatte ich kein gutes Gefühl. Denn es gab zu viele Fragezeichen. Nach zahlreichen Stunden bin ich überrascht, dass mich jede auch noch so kleine Aufgabe immer noch begeistert.
Das Spiel gibt mir von Anfang an ein gutes Gefühl. Dem Tempo der Story, der Einführung neuer Funktionen und den Quests kann ich gut folgen. Und die Charaktere beziehen mich liebevoll in ihre Welt ein, was sich fantastisch anfühlt.
Und das Beste: Alles in diesem Spiel ist da, wo es hingehört und wie ich es mir als Fan wünsche. Hogwarts ist bombastisch groß, die Professoren sind ganz markante Gestalten und in Hogsmeade würde ich Urlaub machen.
Der abwechslungsreiche Spielablauf, die herausfordernden Kämpfe und Rätsel, sowie die malerische Optik, vollenden ein wunderbares Action-RPG. Die genannten Mängel, beispielsweise die sperrige Bedienung der Karte, stören zwar im Detail, aber im großen Ganzen fallen sie kaum ins Gewicht.
spieletipps meint: Dieses Action-RPG motiviert gekonnt. Story, Charaktere, Kämpfe und offene Spielwelt begeistern. Wenige Design-Schwächen im Menü und Crafting sind verschmerzbar.
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