von Jens-Magnus Krause (Donnerstag, 16.02.2023 - 16:00 Uhr)
Das Action-Rollenspiel Wild Hearts ist wie die Monster-Hunter-Reihe – nur von EA. In einem Fantasy-Japan kämpft ihr mit Waffen und Holzbauwerken gegen riesige Naturbiester. Neben einigen Schwächen ist ein Spielmodus das Ass im Ärmel.
Wild Hearts spielt in einer Fantasy-Welt namens Azuma. In einem altertümlichen, fiktiven Japan stellt ihr euch den 21 ehemals friedfertigen Monstern, die hier Kemono heißen. Diese zerstören scheinbar grundlos Landschaften und Menschenleben gleichermaßen.
Als Jäger ist es eure Aufgabe, das Gleichgewicht der Region wiederherzustellen. Auf dieser Reise trefft ihr auf warmherzige, witzige oder skurrile Charaktere. Dem mysteriösen Musiker Mujina begegnet ihr als eurem philosophischen Mentor häufiger. Und die Schmiedin Natsume verbessert immer wieder eure Waffen und Rüstungen.
Die Story ist leicht verständlich, für Spannung fehlt ihr aber Tiefgang. Im Gegensatz dazu sind viele der überspringbaren Dialoge zu lang und langatmig eingesprochen.
Als Ausgangspunkt für alles dient die Stadt Minato. In der dortigen Schatzkammer könnt ihr Ressourcen erwerben oder im Hafenkai Nebenmissionen annehmen oder den Umgang mit neuen Waffen in optisch spartanischen, aber interaktiven Training-Sessions erlernen.
Für visuelle Frische sorgen die Entwickler der Dynasty-Warrior-Reihe, Omega Force, durch die Aufteilung der Spielwelt in vier Regionen, in der jeweils eine andere Jahreszeit herrscht.
Per Schnellreise könnt ihr blütengesäumte Feldwege im Startgebiet sehen oder ihr kämpft bei sommerlichen Temperaturen auf der Insel Natsukodachi.
Auch die Kemono unterscheiden sich optisch und durch ihre Angriffsmuster. Dadurch spielt sich jeder Kampf anders und fordert euch aufs Neue heraus. Spürt ihr in einer Hauptmission den flugfähigen und wendigen Smaragdgleiter auf, müsst ihr flott ausweichen.
Der Floragrunzer, ein mit Moos überwuchertes Wildschwein, ist viel behäbiger, verursacht beim Trampeln aber deutlich mehr Schaden. Jedes Kemono ist einzigartig und begeistert euch, wenn ihr ihm zum ersten Mal begegnet.
Allgemein sind die Kämpfe ein Mix aus Lust und Frust. Es ist ein überschwängliches Gefühl, im fünften Anlauf ein riesiges Ungetüm zu besiegen. Das beflügelt und motiviert. Gleichzeitig kommt während der fünf- bis 25-minütigen Duelle Frust auf. Und das hat mehrere Gründe.
Obwohl die Kämpfe leichter als in Monster Hunter sind, sterbt ihr häufig. Das ist in Ordnung in einem Hunting Game, nicht jedoch die Gründe dafür, wie es dazu kommt.
Die Kamera versagt, wenn euch ein Monster in eine Ecke drängt oder ihr an ihm entlangkrabbelt. Fallt ihr dann aus einem Meter Höhe auf den Boden, seid ihr halbtot, was lachhaft ist.
An Baumwurzeln bleibt ihr hängen, mal ist euch für zehn gestoppte Sekunden (!) schwindelig und ihr seid bewegungsunfähig. Häufig reagiert euer Charakter auch nicht auf den Tastendruck für Heilwasser.
Da ihr keinen Schwierigkeitsgrad wählen könnt, die Monster keine Lebensleiste haben und nach Verwundungen abhauen, fühlen sich viele Kämpfe nach Arbeit an.
Grafisch enttäuscht Wild Hearts. Der bunte Stil ist ansehnlich, aber auf PS4-Pro-Niveau. Zusätzlich ruckelt es in den Kämpfen auf der PS5 im Performance-Modus. Und die regelmäßig vorkommenden Ladebildschirme reißen aufgrund ihrer Dauer und Omnipräsenz aus der Immersion raus.
In Wild Hearts kämpft ihr mit einer von acht herstellbaren Waffen. Neben dem Katana und einem Bogen, macht der Sonnenschirm namens Wagasa die Unterschiede deutlich: nur mit ihm könnt ihr gegnerische Angriffe parieren.
Das Verbessern der Waffen verkommt zum Grind. Wenn ihr euer Katana auf Stufe Drei leveln möchtet, müsst ihr dafür drei Mal dasselbe Kemono töten.
Der größte Unterschied im Vergleich zu Monster Hunter sind aber die Karakuri. Das sind Konstruktionen aus Holz, die ihr wie in Fortnite von Zauberhand im Kampf bauen könnt.
Ihr könnt einen Kistenstapel erklimmen und aus der Luft angreifen. Oder ihr baut aus mehreren Kisten eine Bollwerk-Wand. Rennt das Kemono dagegen, ist es kurz betäubt. Ihr könnt auch eine Sprungefeder, einen Riesen-Hammer oder Segel zum Umhergleiten bauen.
Neben diesen Basis-Karakuri, gibt es auch Drachen-Karakuri. Mit diesen könnt ihr an jeder Stelle ein Lager bauen, zu dem ihr schnellreisen könnt. Oder eine Flugleine spannen, um große Strecken oder Höhenunterschiede zu überwinden.
Der Einsatz von Karakuri kostet Ressourcen. Die dafür notwendigen Fäden findet ihr überall in der Spielwelt verteilt, dennoch kommt es im Kampf zu Knappheit.
Und so gut das Karakuri-System funktioniert, so bitter ist der folgende Moment: Wenn ihr ein Bollwerk aus sechs Kisten baut und das Wildschwein es sofort mit einer Bewegung plättet. Fast schon Ironie, dass ihr vom Hauptmenü aus Karakuri kaufen könnt.
Wild Hearts hat ein entscheidendes Ass im Ärmel: seinen Koop-Modus. Mit drei Spielern fallen viele Kritikpunkte kaum noch ins Gewicht.
Die Kemono-Robustheit skaliert zwar mit, aber ihr habt zwei entscheidende Vorteile: ihr könnt euch gegenseitig wiederbeleben und ein Spieler kann die Aufmerksamkeit des Monsters auf sich ziehen, während die anderen beiden entspannter angreifen können.
Sogar mit den langsamen Distanzwaffen wie dem Bogen, habt ihr dann viel gemeinsamen Spaß an Wild Hearts.
Einziger Nachteil: Die Handlung des Spiels verläuft gemäß dem Spielfortschritt des Hosts.
Wild Hearts erscheint am 17. Februar 2023 für PC, PS5 und Xbox Series X|S.
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Wild Hearts ist für mich auf jeder Ebene ein mutiges und eigenwilliges Action-Rollenspiel. Und genau deshalb überhaupt nicht für jeden geeignet.
Im Koop-Modus mit insgesamt drei Spielern genieße ich die herausfordernden Kämpfe gegen 21 liebevoll gestaltete und unterschiedliche Monster. Hier hat das Spiel seine Stärken.
Als Einzelspieler habe ich mir an manchen Kemono die Zähne ausgebissen. Trotz der für das Genre neuen und mutigen Möglichkeit, mit gebauten Holzkonstruktionen noch facettenreicher angreifen zu können. Und der repetitive Spielablauf und das Grinding beim Verbessern der Waffen sind Spielspaßreduzierer.
Gut gefallen hat mir die behutsame Einführung in das Spiel. Im Gegensatz zu Monster Hunter fühle ich mich hier nicht von unendlichen Mechaniken überflutet.
Der größte Schwachpunkt für mich sind die frustigen und nicht selbst verschuldeten Spieltode. Bleibe ich an einer Wurzel hängen und an der anderen nicht, regt das auf. Dann bringt mich nur die wunderschön klingende Titelmusik wieder runter.
spieletipps meint: Wild Hearts funktioniert im Koop-Modus gut, als Einzelkämpfer offenbaren sich zu viele Gameplay-Schwächen. Empfehlung für Monster-Hunter-Fans!
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