1987 ist die Krise überwunden. Nintendo hat nicht nur die Vorbehalte der Amerikaner gegenüber Videospielen getilgt, sondern ein Drittel der Bevölkerung zu willfährigen Nintendo-Jüngern gemacht.
1990, kurz nach Nintendos 100-jährigem Firmenjubiläum, steht in jedem dritten amerikanischen Haushalt ein NES. Im selben Jahr löst Nintendo Toyota als erfolgreichstes japanisches Unternehmen ab. Das NES beherrscht 90 Prozent des Spielemarkts. Der Erfolg in Amerika macht Yamauchi, Nintendos Hauptaktionär, zum Milliardär. Noch heute zehrt der Konzern von den gewaltigen Kapitalreserven, die das NES geschaffen hat.
Hinter der angeblichen Familienfreundlichkeit lauert aber auch eine harte Geschäftspolitik. „Keiner kann uns aufhalten“, sagt Yamauchi. Kaum einer traut sich, das auch nur zu versuchen, denn das Nintendo-Imperium sichert sich die Marktführerschaft durch Einschüchterung bis an die Grenze zur Nötigung. Yamauchi bindet Dritthersteller wie Konami, Capcom, Hudson Soft, Namco und Irem durch Knebelverträge an sich.
Die Firmen verpflichten sich, Spiele exklusiv für Nintendo zu entwickeln und nicht mehr als fünf pro Jahr. Sie müssen aber jeweils mindestens 10.000 Spielkassetten bei Nintendo produzieren lassen und zahlen.
Lange Zeit lässt Yamauchi alle NES-Module nur von firmeneigenen Maschinen fertigen, um die Kontrolle darüber zu behalten. Außerdem diktiert Nintendo die Preise. Ein Händler, der Konkurrenzprodukte anbietet oder von den vorgegebenen Preisen abweicht, ist die längste Zeit Nintendo-Händler gewesen. Der sogenannte 10NES-Chip in der Konsole unterbindet die Spieleproduktion ohne Lizenz. Fehlt ein korrespondierender Chip im Spielmodul, gibt sich das NES als beleidigte Diva und streikt.
So ein restriktives System gab es bei noch keiner anderen Konsole zuvor. Die Dritthersteller fügen sich zähneknirschend, aber Nintendo macht sich viele Feinde in dieser Zeit. Manche von ihnen umgehen die Fünf-Spiele-Klausel dadurch, dass sie sich einen zweiten Markennamen zulegen. So entwickelt etwa Konami nun auch unter dem Pseudonym Ultra.
Amerika sieht derweil die Anti-Trust-Gesetze verletzt. Die Kartellbehörde leitet Ermittlungen gegen Nintendo ein. Doch der Konzern zieht sich nonchalant aus der Affäre, indem er stillschweigend seine Firmenpolitik entschärft, bevor es zu einem Urteil kommt.
Als Nintendos Dominanz bröckelt, springen viele Entwickler aufatmend ab und wenden sich NES-Konkurrenten wie der 16-Bit-Konsole Sega Mega Drive zu.
Gleichwohl hat Nintendo mit seiner vergleichsweise brutalen Vorgehensweise einen Markt voller relativ hochwertiger Spiele geschaffen. So konnte Nintendo nachhaltig das Vertrauen der Leute nach den vielen Ramschspielen auf den früheren Konsolen (Stichwort: E.T.) zurückgewinnen. Davon profitieren auch die Hersteller späterer Konsolen, die sich übringens Nintendos Verträge mit Drittherstellern zum Vorbild nehmen: Auch heute kassieren Microsoft oder Sony für jedes Spiel auf ihren Konsolen mit.
In Japan rüstet Nintendo das Famicom doch noch durch technische Raffinessen auf, die damals zum Teil wie Science-Fiction wirken müssen. Mit "Family BASIC" können Famicom-Besitzer ab 1984 nun doch ihre eigenen Spiele programmieren und diese auf speziellen Kassettenrekordern speichern. Danach geht es noch wilder weiter ...
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Tags: Hardware
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