von Thomas Stuchlik (Mittwoch, 20.04.2016 - 11:58 Uhr)
Darauf mussten PlayStation-Anhänger aber lange warten: Mit Ratchet & Clank kommt endlich ein 3D-Hüpfspiel für PS4, das Neulinge wie Kenner begeistert. Erfahrt im Test, was euch erwartet.
Das Genre des Hüpfspiels ist eigentlich eine Domäne von Nintendo - Super Mario sei Dank. Entsprechend mager sieht das Angebot auf anderen Plattformen aus. Wenige Beispiele, wie die hervorragende Rayman-Serie, bilden hier die Ausnahme. Doch nun erhalten PS4-Besitzer ein vollwertiges Hüpf-Abenteuer mit allen Schikanen, das es mit den Großen aufnimmt.
Dabei ist der Name eigentlich altbekannt: Denn das eingespielte Duo Ratchet & Clank hat bereits zu PS2- und PS3-Zeiten die Sony-Konsolen erfolgreich aufgemischt. Doch für den neuesten Teil mit dem simplen Titel Ratchet & Clank hat sich Entwickler Insomniac Games besonders viel Zeit gelassen. Und das ist gut so! Denn hier erwartet euch weit mehr als eine simple Neuauflage.
Trotz ihres hohen Alters haben es die beiden Helden immer noch drauf. Ratchet gehört der fiktiven Spezies der Lombax an und begeistert durchwegs mit seiner sympathischen wie tollpatschigen Art. Obendrein weiß er, wie man mit einem Schraubenschlüssel - oder besser gesagt seinem universellen Omni-Schlüssel - umgeht. Der unterkühlte Roboter Clank dagegen besticht mit trockenen Sprüchen und seiner Vorliebe für das Hacken. Entsprechend teilen sich die beiden die Arbeit in den Levels auf. Doch die meiste Zeit seid ihr als Ratchet unterwegs, während Clank an dessen Rücken geschnallt ist.
Der grobe Spielablauf gestaltet sich ganz ähnlich zum ersten Teil der Reihe von 2002. Wie schon in Ratchet & Clank auf PS2 rennt und hüpft ihr durch teils lineare, teils verzweigte Abschnitte, in denen viel geboten wird.
Mit dem besagten Omni-Schlüssel zertrümmert ihr Kisten, um Bolzen einzusammeln. Ebenso haut ihr das Werkzeug anrückenden Gegnern um die Ohren. Schnell jedoch reicht die Nahkampfwaffe nicht mehr aus und ihr kauft euch bei hiesigen Gadgetron-Händlern neue Utensilien (dazu gleich mehr).
Typischerweise ist Geschicklichkeit in den Sprungpassagen gefordert. Dank Doppelsprung überwindet ihr Vorsprünge und zieht euch mittels Kletterhaken an schwebenden Knotenpunkten hoch. Kollege Clank fungiert zwischendurch auch als Mini-Rotor. Damit fliegt ihr an Steilwänden hoch und gleitet bis zur nächsten Plattform.
Daneben hangelt sich Ratchet an Geländern entlang, um weiter zu kommen und versteckte Boni ausfindig zu machen. Die Steuerung klappt einwandfrei, auch wenn sie nicht ganz so präzise wie bei den Genre-Referenzen ausfällt. Seltene Ausrutscher bleiben euch hier und da nicht erspart.
Mit eurem Raumschiff besucht ihr verschiedene Planeten, die mit Feindesscharen vollgestopft sind. Mit genug gesammelten Bolzen kauft ihr euch Waffen, um der Lage Herr zu werden.
Mit Schmelzgranaten und Blaster-Kanone geht es zur nächsten Ballerei. Sucht euch schnell eine Deckungsmöglichkeit, denn viele Gegner feuern zurück. Die verschiedenen Gegnerarten erfordern angepasste Taktiken. Manche stellt ihr im Nahkampf, manche mit gezielten Explosionen. Ebenso rücken einige Fieslinge in Hubschraubern an. Im Waffenarsenal finden sich nach und nach auch Flammenwerfer, Plasmakanone und der Verpixler. Selbiger macht Feinde zu 2D-Pixelfiguren, die ihr einfach zerschmettert. Der Groovitron dagegen bringt alle Gegner zum Tanzen und sie werden so zum leichten Ziel.
Jede Waffe ist dank eigenem Technikbaum aufrüstbar. So vergrößert ihr beispielsweise Explosionsradius, Reichweite oder Schlagkraft. In der etwa zehnstündigen Kampagne ergattert ihr auch weitere Ausrüstung wie einen Dietrich, der per Minispiel Laserschlösser öffnet. Daneben greift ihr zum Hydro-Beamer, der Wasser tankt und damit Becken füllen und leeren kann. Zusätzlich sammelt ihr Karten bei besiegten Gegnern. Diese komplettiert ihr zu Decks, um Spielboni freizuschalten.
Für Abwechslung sorgen vor allem die Abschnitte, in denen ihr nicht als Ratchet zu Fuß unterwegs seid. Denn an vorgegebener Stelle huscht ihr ins Cockpit eures Raumschiffs und versucht, ein gegnerisches Schlachtschiff auseinanderzunehmen. Und zwar mit Robotern, die ihr auf den Kreuzer werft.
An anderer Stelle klettert ihr an einem rasenden Zug voran, schießt euch den Weg frei und hangelt euch an Waggons entlang. Ebenso besteigt ihr ein Hoverboard, um Wettrennen zu bestehen. Neben den Massenschlachten betretet ihr auch mal Bosskampf-Arenen, in denen viel Feuerkraft vonnöten ist.
Seltenerweise schlüpft ihr auch in die Rolle von Clank. In seinen Abschnitten geht es meist darum, andere Bots zu hacken. Also nicht wirklich zu hacken, sondern an die korrekte Stelle zu werfen. So platziert ihr Energie-Bots zum Aktivieren von Energie, damit Tore geöffnet werden. Gefederte Bots dienen als Sprungplattform und müssen zuvor nur an die richtige Position gebracht werden. Schließlich nutzt ihr Brückenbau-Roboter, um (unglaublich!) Brücken zu bauen. Schade, dass vor allem Clanks Spieleinlagen zu kurz ausfallen.
Die Neuauflage trumpft mit schicker Grafik auf. Staunend erkundet ihr die detailliert ausgearbeiteten Areale, die auch Veteranen neue Einblicke bescheren. Vor allem die Details bis hin zu entfernten Objekten sorgen für Hingucker. Auch praktisch, da ihr so schnell erkennt, was euch gleich auf den kommenden Plattformen erwartet.
Euch erwarten grüne Wiesen auf Novalis, schwindelerregende Wolkenkratzer auf Kerwan und düstere Minenanlagen auf Aridia. Oftmals lohnt sich ein abermaliger Besuch, der bisher verschlossene Bereiche öffnet. Oder falls ihr seltene Goldbolzen oder Sammelkarten übersehen habt. Die Hauptaufgaben sind schnell erledigt, doch die Sammelarbeit beschäftigt längere Zeit.
Obendrein sind das Heldenduo sowie die Nebendarsteller liebevoll animiert. In Zwischensequenzen begegnet ihr witzigen und bizarren Charakteren, die die Geschichte weiter erzählen. Selbige Geschichte wird übrigens auch im Kinofilm zum Spiel erzählt. Der Animationsstreifen kommt voraussichtlich am 28. April in die hiesigen Kinos und verspricht nette Familienunterhaltung. Genau wie im Spiel wird erzählt, wie Ratchet auf Clank trifft und wie die beiden ihr erstes Abenteuer erleben. 20 Minuten aus dem Film haben auch ihren Weg ins Spiel gefunden. Entsprechend professionell wirken die Zwischensequenzen. Dasselbe gilt für die Sprecher, die auch auf deutsch stimmig durch das Abenteuer führen.
Weiter mit: Fakten und Wertung
Wie verbessert man das Original eines Klassikers? Entwickler Motive Studios nur so: Ja! Neue Grafik-Engine, intensiverer (...) mehr
Die Spie (...) mehr