von Emily Schuhmann (Donnerstag, 29.09.2016 - 11:24 Uhr)
Rollenspiele gibt es viele, aber nicht jedes bekommt so viel Unterstützung wie Divinity - Original Sin 2. Es befindet sich seit zwei Wochen in der "Early Access"-Phase und hat schon jetzt einiges zu bieten.
Spiele von Spielern finanzieren zu lassen ist keine neue Idee. Shenmue 3 kam so in einer Rekordzeit von sieben Stunden, an die anvisierten zwei Millionen US-Dollar (beachtliche knapp 1,8 Millionen Euro). Auch Divinity - Original Sin 2 knackte die Zwei-Millionen-Marke, wenn auch erst gegen Ende der Kickstarter-Kampagne. Bereits nach zwölf Stunden, hatte es die ursprünglich geplante Summe von 500.000 Dollar erreicht.
Das Rollenspiel aus der Vogelperspektive spielt ein Jahrtausend nach Divinity - Original Sin, das mehrere "Game of the Year"-Auszeichnungen und Nominierungen einheimsen konnte. An diesen Erfolg wollen die belgischen Entwickler von Larian Studios natürlich anknüpfen. Seit dem 15. September befindet sich das Spiel offiziell in der "Early Access"-Phase. Der darin enthaltene erste Akt der Handlung soll über acht Stunden Spielzeit bieten. Die Veröffentlichung des fertigen Spiels ist für nächstes Jahr geplant. spieletipps hat das Werk für euch mal angespielt.
Im Gegensatz zum ersten Teil könnt ihr diesmal statt nur als oller Mensch auch als Elf, Zwerg und Echse spielen. Später sollen noch Untote hinzukommen, ein Bonus-Ziel der Kickstarter-Aktion. Chris Avellone, der unter anderem auch an Fallout - New Vegas mitgearbeitet hat, ist für diese Rasse verantwortlich.
Es gibt zwei Arten von Spielfiguren. Zum einen wären da die frei anpassbaren Helden, zum anderen die Charaktere mit "Origin-Story". Letztere haben eigene Hintergrundgeschichten, die sich im Laufe des Spiels entfalten. Damit verbunden sind einzigartige Missionen und Dialoge, auf die die normalen Charaktere verzichten müssen. Im Gegenzug haben Origin-Charaktere vorgegebene Rassen, Geschlechter und Namen.
Optische Anpassungen sind in beiden Fällen möglich und auch eure Basisklasse ist nicht vorgeschrieben. Zwölf davon stehen euch im Editor zur Wahl und selbst wenn ihr euch entschieden habt, könnt ihr euren Spilstil später noch ändern. Eine interessante Neuerung ist auch die Wahl eines Leitinstruments für euren Protagonisten. Dieses übernimmt in bestimmten Situationen und im Kampf die Hauptrolle in der musikalischen Begleitung.
Alle Helden haben eins gemeinsam: Sie sind Quellenmagier und starten ihr Abenteuer an der Küste eines Gefangenenlagers. Ihr seid also das, worauf ihr im ersten Teil als Quellenjäger Jagd gemacht habt. Die Kirche der göttlichen Ordnung versucht euch mit allen Mitteln von der gefährlichen Quellenmagie zu reinigen. Ob ihr damit einverstanden seid, ist ihnen dabei egal. Erster Punkt auf der Tagesordnung also: Nichts wie weg!
Bei Divinity - Original Sin musste der Tiefgang der Geschichte und der Charaktere einiges an Kritik einstecken. Die Dialoge und das erste Kapitel im jetzigen Teil lassen dahingehend wenig zu wünschen übrig. Besonders spannend ist, dass so gut wie jedes Gespräch auf euren Charakter eingeht. Glücklicherweise kann eure Gruppe aus bis zu vier Haupthelden bestehen. Damit habt ihr zwei Plätze mehr als im Vorgänger und mehr Optionen bei Unterhaltungen.
Die anderen Mitglieder eurer Truppe steuert entweder der Computer oder eure Mitspieler. Mit einem einzelnen Helden zu reisen, ist nur bedingt zu empfehlen. Nicht nur, dass ihr Dialoge verpasst, manche Kämpfe haben es ganz schön in sich. Und das, obwohl die beiden schwersten Modi, Taktiker und Ehre, noch nicht mal verfügbar sind. Entdecker und Klassik sind jedoch auch kein Zuckerschlecken.
Gemeinsam mit anderen macht das Erforschen der detailreichen Welt Rivellon aber sowieso mehr Spaß. Die Mehrspieler-Erfahrung liegt den belgischen Entwicklern sehr am Herzen. Neben Dialogen zwischen Gruppenmitgliedern soll das fertige Spiel auch Beziehungsoptionen enthalten. Sogar mit anderen Spielern könnt ihr euch dann auf eine Romanze einlassen. Die Entwickler haben aber auch viele Möglichkeiten eingebaut, um gegeneinander vorzugehen. Es liegt an euch, ob ihr eure Macht egoistisch oder für das Wohl der Gemeinschaft einsetzt.
Eure Kräfte haben aber nicht nur einen kriegerischen Nutzen. Truhen lassen sich zum Beispiel, statt mit einem Schlüssel oder Dietrich, auch mit einem Feuerball öffnen. Für die meisten Aufgaben im Spiel gibt es unterschiedliche Ansätze und Lösungswege, was den Wiederspielwert enorm erhöht. Nicht, dass ihr mit den unzähligen Geheimnissen und Nebengeschichten zu wenig zu tun hättet.
Divinity - Original Sin 2 übernimmt das Kampfsystem des Vorgängers und baut es aus. Wie im ersten Teil kommandiert ihr eure Helden rundenweise. Mit genug Aktionspunkten könnt ihr Zauber wirken, euch fortbewegen oder direkt angreifen. Ihr könnt auch eure Umgebung in das Geschehen einbeziehen oder euch mit anderen Spielern Kombinationen ausdenken. Einer lässt es regnen, der andere nutzt einen Eiszauber und schon gibt es Gegner am Stiel.
Charaktere haben nun getrennte Rüstungswerte gegen Magie und physischen Schaden. Erst wenn der dazugehörige Balken auf Null sinkt, können Gegner mit einem entsprechenden Angriff eure Lebenspunkte senken. Das schicke Halsband, dass ihr zu Beginn der Geschichte tragt, hat aber keinen positiven Rüstungseffekt. Ganz im Gegenteil blockiert es eure größte Macht: die Quellenmagie. In diese neue Fähigkeitsgattung fallen eure mächtigsten Tricks. Um sie nutzen zu können, müsst ihr Quellenpunkte sammeln. Elfen können diese Punkte auch erhalten, wenn sie das Fleisch ihrer Artgenossen essen. Lecker.
In der Arena hingegen seid ihr uneingeschränkt in der Lage, eure Quellenmagie aufzuladen und einzusetzen. In einem rundenbasierten Rollenspiel erwartet man nicht unbedingt kurzweilige Partien gegen andere Spieler. Tatsächlich ist es aber enorm unterhaltsam, gegen menschliche Kontrahenten zu taktieren und ihre Reaktionen zu kontern. Bis zu vier Spieler können in den kompakten Gebieten in verschiedenen Modi gegeneinander antreten.
Wie die meisten Spiele im Early Access, ist auch Divinity - Original Sin 2 noch ein gutes Stück von seiner Fertigstellung entfernt. Plötzliche Glatzen wenn ihr den Helm ausblendet oder Gegenstände ohne Namen, sind momentan noch eher die Regel als die Ausnahme. Larian Studios arbeitet aber eng mit der Spielerschaft zusammen, um ihr Spiel zu optimieren.
Die Kickstarter-Kampagne hat mehr als das vierfache des geplanten Betrags und somit sämtliche Zielsummen für zusätzliche Inhalte erreicht. Das Knacken der Millionen-Marke beispielsweise schaltete rassenspezifische Fähigkeiten frei. Weitere solcher Bonus-Ziele sind die Möglichkeiten von Modifikationen und ein Modus, in dem ein Spieler quasi Gott sein kann. Zur finalen Veröffentlichung sollen Spieler auch lokal auf einem geteiltem Bildschirm spielen können. Weitere Text-Sprachen zur englischen Vertonung und eine mögliche Konsolenvariante sind nicht ausgeschlossen. Die nächsten Monate haben die Belgier noch einiges an Arbeit vor sich.
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