von Deekmaen (Montag, 26.12.2016 - 08:00 Uhr)
Puh! 2016 ist vorbei. Und das ist in mancherlei Hinsicht auch gut so. Denn nicht alles, was dieses Jahr in der Spielewelt passierte, war toll. Wir regen uns auf. Zum letzten Mal im Jahr.
2016 - was für ein Jahr. Ein Jahr, in dem zum Beispiel "1 alternative Schreibweise vong Lustigkeit her" die Runde machte. Während Rechtschreibfetischisten darüber wenigstens noch lachen konnten (außer Micky), gab es so manches Ereignis, das eher traurig machte. Oder wütend. Oder beides.
Klar: 2016 hat viel Gutes für Spieler gebracht. Insgesamt, unterm Strich, hätte 2016 vielleicht sogar eine gute 80er-Wertung bekommen. Dennoch: Heute wird gemeckert. Denn das ist befreiend. In diesem Artikel findet ihr eines jeden Redakteurs persönlichen Motzgrund Nummer eins an 2016.
Ihr seid herzlichst eingeladen, euch noch einmal über all den Mist des Jahres gemeinsam mit uns aufzuregen. Noch einmal, bevor mit 2017 der heiß erwartete Nachfolger erscheint - und wir alle ausgemeckert und ausgeruht anfangen können, das neue Jahr toll zu finden. In diesem Sinne: $%&$ dich, 2016. Noch ein letztes Mal.
Meine größte Spielenttäuschung 2016 ist im Grunde, dass Ubisoft immer noch keinen Nachfolger zu meinem Lieblingshüpfspiel Rayman Legends angekündigt hat. Hallo, Ubi, nur bei Assassin's Creed hattet ihr es mit der Menge an Nachfolgern übertrieben, nicht beim Knuddel-Rayman! Doch wenn ich nach veröffentlichten Spielen gehe, musste ich bei Mafia 3 ein paar Tränchen verdrücken. Ich vergöttere die Reihe und noch kurz vor dem Erstverkaufstag präsentierte sich das Spiel von seiner besten Seite. Am Ende erwartete mich dann jedoch eher Durchschnittliches und stellenweise sogar Langeweile, siehe Test „Mafia 3: So hätte es nicht veröffentlicht werden dürfen“. Sehr bedauerlich … Falls ich demnächst verhaftet werde, liegt das an den abgetrennten Pferdeköpfen, die ich für jeden Entwickler in die Weihnachtspost geschmuggelt habe.
Richtig, mit Deponia Doomsday, Silence und jüngst Shadow Tactics - Blades of the Shogun sind in diesem Jahr drei überaus gute Spiele aus Deutschland erschienen. Das Problem ist nur – alle Spiele stammen mehr oder weniger aus der Schmiede des Hamburger Herstellers und Entwicklers Daedalic Entertainment. Guckt man sich anderweitig in der hiesigen Gaming-Landschaft um, wird man außerhalb des mobilen Sektors wenig finden. Das ist traurig, jedoch eine logische Folge der teils miserablen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für deutsche Entwickler. Diese brauchen neben Luft und Liebe nämlich vor allem eins: Gelder, um ihre kreativen Projekte zu finanzieren. Man kann nur hoffen, dass sich mehr Bundesländer ein Beispiel an Nordrhein-Westfalen nehmen. Hier möchte man ein Budget in Höhe von 600.000 Euro aufwenden, um innovative Spiele und "360 Grad"-Videoprojekte zu fördern. Chapeau!
Ich war womöglich etwas naiv. Denn ich bin davon ausgegangen, die Feiertage mit angeschnalltem VR-Headset zu verbringen. Und das womöglich auf einer Reise durch den Weltraum in No Man's Sky. Wenn ich davon mal genug bekomme, so habe ich mir gedacht, verfolge ich wahrscheinlich weiter meinen Wunsch, der beste "Pokémon Go"-Spieler der Welt zu werden. Im Zuge dessen bereise ich sogar ferne Orte.
Und was mache ich stattdessen? Dota 2 spielen. Genau wie 2015. Und 2014. Und 2013.
Schade. Möglicherweise.
Unterm Strich sind jedenfalls all die großen Revolutionen, die ich mir dieses Jahr von der Spieleindustrie gewünscht habe, entweder gescheitert oder sie lassen noch auf sich warten. VR entpuppt sich als zu teuer für Otto Normal und die erhältliche Software rechtfertigt für mich persönlich noch nicht den Preis. Pokémon Go war toll – aber wurde nach einiger Zeit zur „Free 2 Play“-Tretmühle. Und No Man’s Sky … No Man’s Sky war wie ein hervorragender Kart-Fahrer, dem irgendein Marketing-Mensch befohlen hat, in der Formel 1 mitzufahren. Und am Ende waren alle sauer, dass er mit Geschwindigkeiten von 400 Stundenkilometern nicht klarkam.
Da stehe ich nun, Ende 2016, habe das Banner der Revolution gesenkt und spiele Dota 2. Aber ich bin womöglich immer noch etwas naiv. Denn ich sehe mich jetzt schon mit jenem Banner wedelnd 2017 auf den verspäteten (?) Durchbruch von VR hoffen. Sehe mich lechzend nach Nintendos neuer Switch. Und sehe die nächsten Versprechungen von Visionären, und seien sie noch so verrückt, mich in ihren Bann ziehen. Auf dass 2017 alles so anders wird, wie 2016 es versprochen hat.
Ich möchte an The Division erläutern, was meiner Meinung nach 2016 ordentlich schief gegangen ist. Es erscheint also ein vermeintlich neues Spiel. Die Entwickler bauen an einem detailgetreuen New York. Sie nehmen Stunden an Dialogen auf, platzieren überall NPCs, die verstört wirken. Sie entwerfen eine Klangkulisse, die gerade mit Kopfhörern unglaublich stark ist. Und dann wird das ganze in ein spielmechanisches Korsett gezwängt, das angestaubter kaum sein kann. Repetitive Missionen, Endgegner, die genauso funktionieren wie normale Gegner, nur mehr Kugeln einstecken können. Alles unglaublich uninspiriert, schon dagewesen, öde. Und dieser Trend zieht sich durch das komplette Jahr. Entweder es kommen gar keine neuen Spiele - erkennbar an den vielen Zahlen am Ende der Spieletitel, hallo Fortsetzungen - oder neue Spiele bieten eben nichts Neues.
Im Falle von The Division kommt erschwerend hinzu, dass die Geschichte unglaublich eindimensional und stupide ist. Die Entwickler haben entschieden: Das sind die Guten, das sind die Bösen. Wieso das so ist, wird nicht erläutert. Wieso ihr die ganze Zeit "Aufständische" tötet? Egal, tut es einfach. Das wird einer so realitätsnahen Spielwelt wie The Division sie bietet nicht gerecht.
Das Jahr 2016 hat ganz schön viele Hater aus den dunklen und braunen Löchern der Spielegemeinschaft getrieben. Denn einige Entwickler maßen sich doch tatsächlich an, in ihren Spielen nicht auf einen weißen, männlichen Protagonisten alls alleinigen Heilsbringer und Actionheld zu setzen. Nein, ihr werdet es kaum glauben, sie gehen sogar so weit, dass weiße Spieler einen schwarzen Charakter spielen müssen ... Oh mein Gott, das ist wirklich total schlimm. So kommt es zumindest rüber, wenn ich mir die Kommentare in den sozialen Medien, auf Youtube oder unter Artikeln durchlese. In Fifa 17 und Watch Dogs 2 sind schwarze Männer in der Hauptrolle - und Spieler regen sich über die Bevormundung auf. Sie könnten sich mit so einer Figur nicht identifizieren. Dann folgt meist der obligatorische Satz: "Ich bin kein Rassist, aber ..."
Andere Entwickler entscheiden sich dafür, dass Spieler die Rolle einer Frau übernehmen wie etwa in Recore oder Uncharted - The Lost Legacy. Oder es taucht - wie in Baldur's Gate - Siege of Dragonspear - eine transidente Figur im Spiel auf. Wieder lässt es sich dieser Mob nicht nehmen, seinen hassgefärbten Sermon dazu zu geben - das Geschrei geht los. Wenn ich mir die Ergüsse dieser Zeitgenossen durchlese, scheine ich in einer völlig anderen Welt zu leben. Sind wirklich so viele Zocker auch heutzutage noch so ignorant?
Jahrzehnte setzen uns Publisher einen weißen Helden nach dem anderen vor die Schnauze und Spielerinnen und schwarze Spieler/innen haben keine Auswahlmöglichkeit. Wenn ein Spielehersteller es dann aber doch einmal wagt, keinen weißen Helden aus der Vorlage 08/15 herauszustanzen, wittern Rassisten und Sexisten an jeder Ecke Bevormundung, Zwang und sogenannte "Social Justice Warriors". Das muss dann natürlich über alle Kanäle herausgeplärrt werden. Zum Kotzen.
2016 ... Oh Mann. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Erstmal: Alles was Daniel sagt. Das ist eigentlich der Punkt, der mir in einer ach, so aufgeklärten Zeit am meisten den Zorn hat aufsteigen lassen. Bin ich tatsächlich so naiv gewesen zu glauben, dass sich über die vergangenen 20 Jahre tatsächlich etwas geändert hat? Die Erkenntnis, dass wir immer noch inmitten einer Ära sind, in der auf jedes Zugeständnis ein "aber" folgt, veranlasst mich an allem zu zweifeln, was in irgendeiner Weise menschliche Größe ausmacht. Auch und vor allem in der Welt der Videospiele. Doch genug der Wiederkäuerei. Es gibt noch mehr, worüber ich mich aufregen will/muss. Und der Einfachheit halber wähle ich einen Punkt.
Mir fehlt der Zauber.
Mir fehlt schlicht und ergreifend der verdammte Zauber, der mich in Spielen so oft gepackt und in eine andere Welt gezerrt hat. Was heißt gezerrt, ich bin freiwillig mitgegangen, hab brav die Süßigkeiten der fremden Entwickler angenommen, bin ihnen weiß Gott wohin gefolgt und hab Dinge mit mir machen lassen, vor denen mich meine Eltern immer gewarnt haben (haben sie nicht, sie stehen nicht so auf Videospiele). 2016 ist mir das besonders bewusst geworden. Große Produktionen orientieren sich an realen Szenarien, bilden existierende Orte nach und bringen immer mehr die Welt um uns herum ins Spiel ein. Noch dazu muss selbstverständlich alles geteilt, geshared, geliked, geuploaded, gestreamt, getwittert und gefacebooked werden. Ein Zeichen der Zeit? Ja, warum auch nicht? Es spricht nichts dagegen, moderne Technik zu nutzen, um seine Erfahrung zu erweitern.
Jedoch werde ich schon schräg angeschaut, wenn ich sage, dass mich ein Multiplayer-Modus in Uncharted 4 nicht interessiert. Warum? Es reißt mich aus der Immersion heraus, die ich brauche, um ein Spiel nicht nur zu spielen, sondern zu erleben. Wenn in wichtigen Marketing-Meetings bei großen Herstellern besprochen wird, was gerade im Trend liegt und unbedingt ins nächste Spiel einfließen muss, weil es gerade DER Shit ist und für Absätze sorgt, stirbt irgendwo ein kleines Stückchen Fantasie. Wo sind sie, die Visionäre, die Querdenker, die Leute mit den schrägen Ideen und der farbenfrohen Vorstellungskraft? Ich weiß es: Im Indie-Sektor. Und sie hätten es verdient, mit ordentlich Publisher-Kohle im Hintergrund ihre Ideen zu verwirklichen.
Aber bitte nicht so wie im Falle von No Man's Sky.
Du willst keine News, Guides und Tests zu neuen Spielen mehr verpassen? Du willst immer wissen, was in der Gaming-Community passiert? Dann folge uns auf Facebook, Youtube, Instagram, Flipboard oder Google News.
Crisis Core: Final Fantasy 7 hat bereits 2007 zu seinem Release viele Spieler begeistert. Nun erscheint mit Crisis Core: (...) mehr