von Daniel Kirschey (Mittwoch, 10.05.2017 - 13:05 Uhr)
Divinity - Original Sin 2 ist mehr als nur ein Rollenspiel - obwohl das eigentlich schon genug wäre. Doch mit dem Game Master Mode will Larian Studios alten Rollenspieler zusätzlich einen kleinen Traum erfüllen.
Da stehe ich im Aufzug mit zwei anderen Menschen. Kurz bevor ich die Ziffer des Stockwerks drücken kann, eilt die Hand von einem der Herren zu den Knöpfen - und siehe da, die wollen in den gleichen Stock, in die spieletipps-Büros. Larian Studios, in Gestalt von Michael Wetzel und eines netten Kollegen, befinden sich mit mir im Aufzug. Der perfekte Moment mal nach diesem ominösen Game Master Mode von Divinity - Original Sin 2 zu fragen. Aber dazu geht's natürlich in eine nettere Umgebung. Der Aufzug hält auch schon.
Dass es überhaupt zum Game Master Mode gekommen sei, erklärt Michael Wetzel, liegt an der Community von Divinity - Original Sin 2. Denn, wenn die nicht über Kickstarter ganze 2.032.434 Dollar (rund 1,85 Millionen Euro) zur Unterstützung der Entwicklung locker gemacht hätten, wäre es nie dazu gekommen. Der Game Master Mode ist ein Extra, das die sogenannten Backer erst durch die magische "Zwei Millionen"-Marke geknackt haben.
Und hier soll es um genau dieses Extra gehen. Wenn ihr mehr zum eigentlichen Spiel erfahren wollt, dann lest hier rein: spieletipps-Vorschau "Divinity - Original Sin 2: Early Access mit mehr Inhalt als so manches fertige Spiel"
Hinter dem Begriff Game Master Mode verbirgt sich ein "Pen & Paper"-Modus - in das Spiel Original Sin 2 inkorporiert. Hat irgendjemand von euch mal Das Schwarze Auge, Dungeons and Dragons oder Shadowrun gespielt? Dann wisst ihr sofort, was gemeint ist.
Für alle anderen: Ein Spielleiter erzählt eine Geschichte, in der die Mitspieler agieren, wie es die Regeln des Spiels zulassen. Die Fantasie und das Regelwerk sind die Grenzen. Und genau das, hat Larian Studios in das Spiel eingefügt.
Unser Besuch übernimmt bei uns die Rolle des Spielleiters. Als solcher sieht er auf seinem Bildschirm nicht nur das, was die Spieler machen, sondern kann auch eine Anzahl an Werkzeugen nutzen, um der Geschichte, die er erzählt, in der grafischen Umgebung von Original Sin 2 Leben einzuhauchen.
Dabei sind die Spieler nicht an die Regeln des PC-Spiels gebunden. Ein Beispiel: Zwei Echsenmenschen, Söldner, die auf einen Ochsenkarren aufpassen, sehen auf einer Lichtung einen Wolf. Der nagt an einem Pferd. Alex, der Spieler der Echsenfrau Mara, will aber nicht einfach angreifen. Stattdessen versucht er das Pferd wiederzubeleben. Auch wenn die Figur Mara im Spiel Divinity keinen Erweckungszauber besitzt, kann der Spielleiter das zulassen und Alex würfeln lassen, ob er dass denn schafft.
Dementsprechend ist der Wurf dann auch schwieriger. Alex würfelt mit einem 20-seitigem Würfel eine 18. Der Zauber gelingt. Ein Klick des Spielleiters später steht das Pferd wieder lebendig da. Sehr zur Verwunderung des Wolfes.
Der Clou am Game Master Mode ist also, dass Divinity nicht mehr das eigentliche Spiel ist. Es hilft euch die Geschichte eines eigenen Spiels, mit eigenen Regeln zu erzählen.
Ihr spielt also wirklich ein "Pen & Paper"-Rollenspiel und benutzt Divinity - Original Sin 2 als ein Werkzeug, um ...
Denn, da das Spiel über Steam gespielt wird, könnt ihr euch schon vorstellen, wie viele Spieler eigene Kampagnen basteln werden und ihr euch diese einfach über den Steamworkshop herunterladen könnt. Larian selbst will aber auch eigene Kampagnen kreieren und vielleicht auch bekannte aus dem "Dumgeons and Dragons"-Universum zur Verfügung stellen.
Der Zugang zum "Pen & Paper"-Rollenspiel - gerade für Anfänger - ist deshalb einfacher, da die Spielleiter-Oberfläche einfach zu erlernen ist. Sie nimmt schon nach kurzer Zeit die eigentliche "Arbeit" einer Spielrunde erheblich ab. Die Regeln, einmal festgelegt, werden von Original Sin 2 berechnet.
Erfahrene "Pen & Paper"-Spieler und Leiter finden sich freilich noch schneller zurecht und basteln in kurzer Zeit eine Kampagne. Die spielt ihr dann beispielsweise über Skype oder Teamchat mit Kumpels zusammen. Das hat einen riesigen Vorteil. Denn das Spiel übernimmt dann auch einige der visuellen Informationen, die bei einer Online-Runde sonst verloren gehen könnten.
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Als "alter" Rollenspieler, mit beispielsweise "World of Darkness"-Erfahrungen, bin ich vom Game Master Mode, den Larian da gerade bastelt, begeistert. Schon die kleine Runde mit einem Kollegen von Giga und den Mannen von Larian Studios als Spielleiter hat für viele Lacher gesorgt.
Die Frage ist jedoch: Wird sich dazu eine rege Community entwickeln, und inwieweit beginnen Modder die Möglichkeiten des Systems zu begreifen und basteln dementsprechend beispielsweise Texturen für ein Szenario im Univerum von Das Schwarze Auge? Geschieht das nicht, bleiben viele Spieler in der grafischen Präsentation von Divinity - Original Sin 2 stecken. Eine Shadowrun-Runde ist hier dann nicht möglich. Da kommt dann die eigene Fantasie doch näher an das eigentliche Spiel heran.
Am Ende ist der Game Master Mode eher ein "Storytelling"-Werkzeug, das viele kompliziertere Aspekte vereinfacht. Und - das muss man sagen - es ist "nur" ein Extra, das ihr zu einem ganzen Spiel dazubekommt. Dafür allein könnt ihr schon vor Larian Studios den Hut ziehen!
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