von Emily Schuhmann (Sonntag, 13.08.2017 - 13:00 Uhr)
Endlich ist er da, der Tag an dem Spiel XY erscheint. Als braver Vorbesteller müsst ihr euch jetzt um nichts mehr kümmern und könnt einfach genießen. - Leider falsch gedacht!
Vorbestellungen sollen euch garantieren, euer heiß ersehntes Spiel pünktlich zum Release in Händen zu halten und loszocken zu können. Wenn als Bonus dann noch ein schicker Skin oder ein Schlüsselanhänger beiliegen, was wollt ihr mehr? Vermutlich vor allem, dass diese Wunschvorstellungen nicht so weit entfernt von der Realität wären, wie sie es leider oft sind.
Mittlerweile teilt sich die Spielerschaft bei jeder Ankündigung in zwei Lager. Die Begeisterten, die direkt vorbestellen und die Skeptiker, die unter Videos und in Foren dazu anhalten doch lieber abzuwarten. Vielleicht tatsächlich nicht die schlechteste Idee. Es kann einfach verdammt viel schief gehen, wenn ihr die Katze im Sack kauft. Falls ihr euch denn überhaupt für eine Vorbestelleredition entscheiden könnt. Wie beispielsweise hier bei Dishonored bietet nämlich oft jeder Händler andere Boni:
Oculus Rift war der Vorreiter der VR-Headsets für jedermann. Wobei "jedermann" bei dem Preis vielleicht das falsche Wort ist. 600 Dollar (circa 510 Euro) musstet ihr hinblättern, um das Gerät vorzubestellen. Bei so einem Preis sollte immerhin der Service stimmen, tat er aber nicht. Als ursprüngliches Lieferdatum hatte der Entwickler Ende März 2016 angepeilt, aber im Endeffekt trudelten einige Exemplare erst im August bei ihren gar nicht mehr so erwartungsvollen und glücklichen neuen Besitzern ein.
Dem einen oder anderen Spiel hätte ein verschobener Liefertermin allerdings sogar gut getan. Eines der besten Beispiele der letzten Jahre: Assassin's Creed - Unity. Tests des Videospiels durften erst nach Release veröffentlicht werden und alle, die das Spiel gezockt haben, beziehungsweise es versucht haben, können sich denken warum. Technische Probleme soweit das Auge reicht! Der Zustand war so katastrophal, dass Ubisoft allen Spielern den Season Pass schenkte. Alle, die diesen schon gekauft hatten, bekamen ein vollwertiges Spiel als Entschädigung. Dennoch verdienen die Vorbesteller der 140 Euro teuren Guillotine Collector's Edition eine Extraportion Mitleid.
Immerhin lief es für Assassine Arno auf allen Plattformen in etwa gleich schlecht. Bei dem mit Spannung und dementsprechend vielen Vorbestellungen erwarteten Batman - Arkham Knight lief eigentlich alles super ... auf Xbox One und PS4. Die PC-Variante war ein technisches Fiasko mit miserablen Texturen und Spielabstürzen, nach denen ihr fast die Uhr stellen konntet. Im Endeffekt war Publisher Warner Bros. sogar gezwungen das Produkt zurückzurufen und zu überarbeiten.
Reboots oder Remakes von beliebten Spielen sind eigentlich ein Garant für hohe Verkaufszahlen. So auch bei Sim City. Die Euphorie schlug am Erscheinungstag jedoch schnell um, denn niemand konnte spielen. Sim City benötigte eine Verbindung zu den EA-Servern und diese waren tagelang nicht erreichbar. Angeblich wäre das Spiel ohne diese Anbindung selbst für Hochleistungsrechner zu anspruchsvoll gewesen. Zu dumm, dass sich diese Aussage schnell als Lüge herausstellte.
Zehn Jahre nach Diablo 2 löste die Ankündigung des dritten Serienablegers Begeisterungstürme aus. Lange vor Erscheinen war das Spiel bereits ein Bestseller, aber genau das machte beim Launch Probleme. Statt dem Herrn des Schreckens hätten die Fans gern einem neuen Feind den Garaus gemacht: Error 37. Millionen von Spielern sahen statt Diablo 3 nur diese Fehlermeldung, und obwohl Blizzard ihre Serverkapazitäten erweiterten, dauerte es knapp zwei Tage bis jeder spielen konnte. Bald erwies sich das Echtgeld-Auktionshaus als größeres Problem, aber Error 37 blieb vielen in schmerzhafter Erinnerung.
Sowohl bei der Anzahl von Vorbestellungen wie auch bei damit verbundenen Komplikationen, liegt ein Spiel ganz weit vorn: Watch Dogs. Nicht nur, dass am Erscheinungstag kaum jemand spielen konnte, es brauchte auch eine riesige Tabelle, um den Überblick über die verschiedenen Vorbestellereditionen und -boni nicht zu verlieren. Ihr konntet aus sage und schreibe neun Versionen wählen.
Manchmal liegt es aber auch gar nicht am Spiel, sondern am Handel. Ihr bestellt ein Spiel vor und müsst es oft auch noch anzahlen. Und dann, am alles entscheidenden Tag, findet der Verkäufer euren Namen nicht auf der Liste. Falls bis hierhin alles glatt lief, kann nur noch der Vorbestellerbonus für Frust sorgen, oder vielmehr: dessen Nichtvorhandensein. Sei es, weil nicht genug Exemplare geliefert wurden oder weil die Verkäufer sie einbehalten. Da scheint das Warten auf den Postboten die unkompliziertere Variante zu sein.
Vor merkwürdigen Vorbestellerboni seid ihr aber auch zu Hause nicht sicher. Erinnerungsjägerin Nilin aus Remember Me hatte beispielsweise nur in der Vorbestellervariante Zugriff auf drei exklusive Nahkampfangriffe. Metro - Last Light stellte euch vor die Wahl für den schwierigeren Ranger-Modus entweder später fünf Euro zu zahlen oder vorzubestellen. Viele Fans der Taschenmonster aus Japan wunderte sich über folgenden Bonus: Wer sowohl Pokémon - Omega Rubin als auch Pokémon - Alpha Saphir vorbestellte, bekam 200 Tränke obendrauf - die billigsten Heilgegenstände, die ihr im Spiel kaufen könnt.
Immerhin haben diese Belohnungen aber alle noch etwas mit dem jeweiligen Spiel zu tun. Das kann man besonders bei den physischen Beigaben oft nicht behaupten. Wessen grandiose Idee war es beispielsweise Vorbesteller von Resident Evil 5 mit einer Schnee-, Verzeihung, Sandkugel zu beschenken? Der Vorbestellerbonus zu Infamous - Second Son sorgte ebenfalls für Verwirrung: zwei Endergydrinks und im Dunkeln leuchtende Kondome.
Technische Probleme und unsinnige Prämien sind aber nicht die einzigen Gründe für Kritik an Vorbestellungen. Die Entwickler von The Division versprachen eine Welt, die zum Erkunden einlädt und die Möglichkeit gemeinsam mit Freunden zu spielen. Daraufhin konnten viele den hübsch geschnürten Vorbestellerpaketen einfach nicht widerstehen. Die Problematik im fertigen Spiel war, dass es nach der Kampagne an Beschäftigung mangelte. Sogar die Entwickler mussten eingestehen, dass es zu wenig zu tun gab. In den nächsten Monaten folgten zahlreiche Updates, aber es war bereits zu spät. All die Menschen, die teure Spezialeditionen vorbestellt hatten, standen vor einem nahezu leeren Spiel.
Mit diesem Video präsentierte Hello Games No Man's Sky vor drei Jahren. Entwickler Sean Murray sprach immer in den höchsten Tönen über das abwechslungsreiche Weltraumabenteuer und die Möglichkeit, mit Freunden zum Kern der Galaxie vorzustoßen.
Alles klang zu schön um wahr zu sein und im Endeffekt war es das dann auch nicht. Die prozedural generierten Planeten waren sich äußerst ähnlich, ein Multiplayer war nicht vorhanden und was im Zentrum wartete, sorgte bei denjenigen, die so lange durchhielten, für Enttäuschung. Steam verschärfte als Reaktion auf das Debakel sogar seine Richtlinien zu der wahrheitsgemäßen Präsentation von Spielen. Zwar ist das Spiel mittlerweile besser, aber das ändert nichts daran, dass es ein Mahnmal für Vorbesteller bleiben wird
Wer erinnert sich noch an die App Curiosity? Menschen auf der ganzen Welt tippten auf einem gigantischen Würfel herum. Das Geheimnis im Kern sollte ein Leben verändern. Später verkündete Game Designer Peter Molyneux, dass der Gewinner dieses Rennens zum Gott in seinem nächsten Projekt, einem Aufbauspiel namens Godus, werden würde. Über 17.000 Neugierige unterstützten diese neue Idee auf Kickstarter und die Kampagne brachte über eine halbe Million Pfund ein. Leider kam Godus alles andere als gut an und Molyneux zog sich recht bald aus dem Projekt zurück.
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