von Sören Wetterau (Dienstag, 12.09.2017 - 13:22 Uhr)
Technik, Serverstabilität, Strikes, Abenteuer und öffentliche Events: Wir haben Destiny 2 gut eine Woche lang intensiv getestet und stellen die ganz banale Frage: Lohnt sich Bungies Fortsetzung?
Die Aufgabe von Destiny 2 könnte gewiss einfacher sein: Die Fortsetzung zu Bungies Post-Halo-Ära soll nicht nur die Veteranen erneut an Bord holen, sondern vor allem auch enttäuschte Spieler des ersten Teils und Neulinge begeistern. Mit dem Neustart in der Kampagne, die wir schon im Vorab-Test genauer unter die Lupe genommen haben, haben die Entwickler den ersten Schritt gemacht. Darüber hinaus bietet Destiny 2 noch viel mehr Inhalte und tritt dabei in weniger Fettnäpfchen als sein direkter Vorgänger.
Wer Destiny gespielt hat, der weiß wovon gesprochen wird: Nach dem Abschluss der Kampagne und dem Erreichen der maximalen Stufe von 20, geht es erst richtig los. Im Mittelpunkt steht die gewohnte Jagd nach immer besseren Gegenständen, die das sogenannte Power-Level erhöhen. Damit das nicht in repetitiven "Farm Spots" endet, hat Bungie kurzerhand den Aktivitätenzähler ganz nach oben geschraubt.
UPDATE 26.10.2017
Seit dem 24. Oktober steht auch eine PC-Version von Destiny 2 in den Läden. Ob die Portierung gelungen ist, haben wir uns für euch ganz genau angesehen. Unsere Eindrücken findet ihr unter diesem Link.
Strikes, neue Missionen, Abenteuer, Verlorene Sektoren, öffentliche Events, Regionstruhen, Patrouillen und Meditationen: Selbst nach dem furiosen Finale der "Destiny 2"-Kampagne gibt es für einen Hüter jede Menge Arbeit auf den vier unterschiedlichen Planeten. Dabei entsteht ein Spielfluss, der in stundenlangen Spielsitzungen endet, bei denen so gut wie kaum Langeweile entsteht, trotzdessen dass es erneut nur um bessere Rüstungen und Waffen geht.
Ein kleines Beispiel: Wir legen mit unserem Hüter, gerade frisch Stufe 20 erreicht, in der Europäischen Todeszone los. Zu erst nehmen wir mit anderen Hütern an einem öffentlichen Event teil. Hierbei handelt es sich um kurze Gefechte gegen größere Gegnergruppen, die ein bestimmtes Ziel verfolgen. Beim Erfüllen versteckter Bonusaufgaben lassen sich die Events sogar in den heroischen Schwierigkeitsgrad versetzen, wodurch es am Ende mehr Beute gibt.
Danach widmen wir uns ein, zwei Abenteuern, also mehrstufigen Nebenmissionen, die zwar keine Zwischensequenzen, dafür aber immerhin ein paar Dialoge bieten. Hin und wieder verlassen wir den gewählten Pfad, weil an der Seite eine Regionstruhe oder ein verlorener Sektor, eine Art Mini-Dungeon mit einem Boss, auf uns wartet.
Zwischendurch lassen sich zudem zügig ein paar Patrouillen erledigen, die zumeist nur daraus bestehen eine bestimmte Anzahl von Gegnern zu töten. Fertig ist eine Runde und unsere Taschen voll mit der Währung Glimmer, sowie etlichen Tokens. Über Letztere freuen sich die Nicht-Spieler-Charaktere ganz besonders und geben uns im Gegenzug ein Geschenk.
Den in Anlehnung an Disneys "König der Löwen" getauften "Kreislauf des Grinds" gilt es anschließend beliebig oft zu wiederholen oder zu variieren. Und wozu das Ganze? Einerseits um den Drang nach immer besserer Ausrüstung zu befriedigen, andererseits weil sich Destiny 2 weiterhin großartig spielt.
An dem grundlegenden System hat Bungie nur kleine Änderungen vorgenommen: Weiterhin wird die Wahl zwischen drei Klassen (Titan, Hexenmeister, Jäger) getroffen, ehe es in den Kampf gegen die bekannten Gegnergruppierungen aus Kabale, Vex, Gefallene, Schar und Besessene geht. Trotz verschiedener Fähigkeiten bleibt Destiny 2 weiterhin ein knallharter Ego-Shooter, der seinen Spielrhythmus nahezu perfekt in die Tat umsetzt.
Die Mischung aus Schießen, Schlagen, Laufen, Springen und Spezialfähigkeiten bildet weiterhin das Kernstück der spielerischen Erfahrung und spiegelt vor allem die Erfahrung seitens Entwickler Bungie wieder. Die Halo-Erfinder haben über Jahre hinweg an ihrer Formel gearbeitet und verfeinern sie mit Destiny 2 erneut. Im Vergleich zum Vorgänger fühlen (und hören) sich die Waffen noch knackiger an, das Treffer-Feedback ist exezellent und selbst bei minutenlangen Kämpfen gegen große Bosse tritt keine Ermüdung beim Schießen ein.
Hilfreich sind dabei die bereits erwähnten Spezialfähigkeiten, die das Dauergeballer immer mal wieder auflockern. Nach etwas Aufladezeit können Hexenmeister zu einem mächtigen Feuerschwert greifen, Titanen verwandeln sich in einen "Captain America"-Verschnitt und werfen einen Schild umher, Jäger greifen zu einer Art Schlagstock und prügeln sich den Weg frei.
Insgesamt stehen pro Klasse drei verschiedene Subklassen parat, die unterschiedliche Granaten, Nahkampfattacken und Super-Fähigkeiten besitzen. Etwas schade ist jedoch, dass Bungie es erneut verpasst, den Klassen markantere Unterschiede zu verpassen.
Destiny 2 wäre kein Destiny, wenn es keine anderen Spieler geben würde. Abgesehen vom Prolog lassen sich sämtliche Missionen und Inhalte in den frei begehbaren Welten im Koop angehen. Eine zwingend Notwendigkeit besteht dafür nicht, außer in Strike-Missionen und dem bald folgenden Raid.
Erstere sind für eine Hütergruppe von drei Leuten ausgelegt und belohnen erfolgreiche Spieler mit - wer hätte es gedacht - besserer Ausrüstung. Die insgesamt fünf Dungeons sind Bungie definitiv gelungen, fallen abwechslungsreich aus und konfrontieren uns vor allem mit schweren Bossgegnern, bei denen sämtliche Fähigkeiten unter Beweis gestellt werden müssen.
Wer lieber gerne auf andere Spieler schießt, der kann sich in den PvP-Modus, genannt Schmelztiegel stürzen. Die "Vier gegen Vier"-Matches auf den überschaubaren Kartengrößen bieten eine gelungene Alternative zu herkömmlichen Multiplayer-Spielen und sind natürlich ebenso Anlaufpunkt, um neue Ausrüstung zu erhalten.
Enttäuschend ist allerdings, dass es zum jetzigen Zeitpunkt keine Möglichkeit gibt, die Karte oder den Spielmodus vorher festzulegen. Stattdessen gibt es lediglich zwei Playlisten (offen und kompetitive), die uns im Zufallsverfahren einer Partie zuweisen.
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