Heute vor 10 Jahren: Portal und die Orange Box (Special)

von Micky Auer (Mittwoch, 18.10.2017 - 14:29 Uhr)

Es gibt Spiele, die einen unglaublich starken Einfluss auf die Industrie, die Pop-Kultur und den Zeitgeist haben. Portal ist ein solches Spiel. Heute ist es zehn Jahre her, seit es als Teil der legendären Orange Box hierzulande auf den Markt kam.

Wären Feiertage im Kalender rein auf große Ereignisse in der Geschichte der Videospiele ausgerichtet, blieben Büros und Geschäfte in Deutschland heute vermutlich geschlossen. Denn dann wäre heute nämlich Portal-Tag. Am 18. Oktober 2007 stand die Orange-Box in den Läden. Neben den nicht minder legendären Half-Life 2 - Episode Two und Team Fortress 2 befand sich auch Portal im Paket.

Falls ihr in den vergangenen zehn Jahren wirklich unter einem Stein gelebt habt, oder erst ganz neu in der Gaming-Szene seid und wirklich noch nie was von Portal gehört habt, erlaubt uns, diese Wissenslücke fix zu schließen:

In Portal übernehmt ihr die Rolle der stummen Protagonistin Chell. Diese befindet sich in einer Testeinrichtung der Aperture Science Laboratories, ein direkter Konkurrent der Black Mesa Research Facility aus dem "Half-Life"-Universum. Mithilfe eines Portalgeräts, das Übergänge zwischen zwei beliebig wählbaren Oberflächen erschafft, soll sie aus der Einrichtung entkommen. Ihr größtes Hindernis dabei sind nicht nur die lebensgefährlichen Testeinrichtungen, sondern auch die Künstliche Intelligenz GLaDOS, die sich im Spielverlauf zunehmend als gespaltene Persönlichkeit entpuppt, die das Konzept der Lüge verinnerlicht hat.

Portal - Teaser Trailer

Es ist nicht bloß das Spiel an sich, das sich durch seine intelligente Mechanik einen Platz im Pantheon der absoluten Kult-Spiele verdient hat. Auch die Charakterisierung von GLaDOS, das Setting, ein vermeintlich leeres Versprechen und sogar die Marktpositionierung selbst zeugen von durch die Bank guten Entscheidungen, deren Einfluss selbst nach zehn Jahren noch deutlich sichtbare Spuren in der Branche und in den Erinnerungen der Spieler hinterlassen haben.

Irrsinn mit Köpfchen

Dreh- und Angelpunkt von Portal ist das Portalgerät, oder Portal Gun. Das Prinzip funktioniert in zwei Stufen: Zuerst feuert ihr auf eine Oberfläche und erschafft somit einen Eintrittspunkt. Der zweite Schuss auf eine andere Oberfläche erzeugt den Austrittspunkt. Durch das so entstandene Portal könnt ihr selbst reisen oder Gegenstände werfen. Durch diese einfache, jedoch in ihren Möglichkeiten äußerst komplexe Mechanik sind schon die irrwitzigsten Rätsel möglich. Damit gibt sich Portal aber nicht zufrieden.

"Speedy thing goes in, speedy thing comes out." - Was schnell reinfliegt, kommt auch schnell wieder raus.

Es gibt durchaus einen Unterschied, ob ihr nur durch ein Portal schreitet, oder vielleicht sogar von oben hineinspringt und auf einer waagerechten Ebene wieder rauskommt. In dem Fall habt ihr nämlich ordentlich Speed drauf und könnt dadurch weite Abgründe überwinden. Das Spiel mit der Physik bietet eine intelligente und gut durchdachte Grundlage, die im Laufe der Zeit zahlreiche Modder dazu inspiriert hat, ihre eigenen Kreationen zu erschaffen.

Wäre Portal allein das, nämlich eine Aneinanderreihung von Physik basierten Rätseln, wäre es immer noch ein gutes Spiel. Was aber ebenso zum Kult beigetragen hat, ist die Darstellung von GLaDOS, ihr fortschreitender Wahnsinn und die lebensbedrohliche, sowie mit geheimnisvollen Hinweisen gewürzte Umgebung. Ihr habt ständig das Gefühl, als wärt ihr die Hauptfigur in einer "Science Fiction"-Parodie, aus der ihr nur als Leiche entkommen könnt.

In der steril wirkenden Testumgebung ist GLaDOS die einzige Person, die euch begleitet, wenn auch nur als Beobachter und Kommentator. Die weibliche Computerstimme begrüßt euch, fordert euch auf an Tests teilzunehmen und verspricht euch eine Belohnung in Form eines Kuchens (dazu später mehr). Der Nachteil an diesem Reisebegleiter: GLaDOS kann man nicht trauen. Sie schwankt zwischen Fürsorglichkeit, völliger Gleichgültigkeit und irgendwann auch offener Feindseligkeit.

Bemerkenswert ist dabei, dass die Künstliche Intelligenz das Konzept der Lüge verstanden und sich dazu entschlossen hat, es auch anzuwenden. Jeder Schritt in Richtung Freiheit wird dadurch ein wenig beunruhigender. Auch deswegen, weil GLaDOS vermehrt versucht, umgekehrte Psychologie anzuwenden. Die Originastimme steuerte die damals 54-Jährige Opernsängerin Ellen McLain bei. Obwohl technisch leicht verändert, um einen künstlichen Charakter zu erhalten, ist es zu einem großen Teil ihrer Darbietung zu verdanken, dass GLaDOS kaum jemals vergessen wird.

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