von Olaf Bleich (Samstag, 20.01.2018 - 10:00 Uhr)
Basisbau, Zombies und die Angst vor dem Scheitern: Das Echtzeitstrategiespiel They Are Billions ist der erste Überraschungshit des Spielejahres 2018. Aber was macht die Faszination aus?
Warcraft 2 und Command & Conquer - Der Tiberiumkonflikt begründeten in den Neunzigern den Echtzeitstrategie-Boom. In Zeiten als Shooter noch in den Kinderschuhen steckten waren plötzlich Ressourcenmanagement, Basisbau und Tank-Rush im Trend. Seinen Höhepunkt erlebte das Genre bis heute mit Blizzards Starcraft 2.
Im Jahr 2018 sind Strategiespiele nur noch eine Nische. Und dennoch spürt ihr weiterhin deren Einfluss in populären Online-Spielen wie Dota 2 oder League of Legends. Doch um den Jahreswechsel herum passierte etwas Wunderbares: Ein Echtzeitstrategiespiel rangierte plötzlich an der Spitze der Steam-Charts und verdrängte kurzfristig Playerunknown's Battlegrounds, das erfolgreichste Spiel der vergangenen zwölf Monate.
They Are Billions von Numantian Games entpuppte sich als der Überraschungserfolg der Wintersaison. Dabei besaß das erst 2013 gegründete spanische Entwicklerstudio bis dato keinerlei Erfahrung mit diesem Genre. Ihr Erstlingswerk Lords of Xulima war ein Rollenspiel. Umso überraschender, dass das bei Steam Early Access erhältliche They Are Billions die Spielewelt derart in Atem hält. Was aber macht das Spiel aus und worin besteht eigentlich dessen Faszination?
Spätestens seit den Comics und der Fernsehserie The Walking Dead sind Geschichten rund um die Untoten in aller Munde. Der Kampf gegen die Modersäcke gehört zu den gängigsten Szenarien in nahezu allen Genres und inspirierte auch Produktionen wie The Last of Us oder DayZ.
Das Meucheln von Zombies erscheint für die meisten als unschuldiger Spaß. Schließlich sind die Burschen bereits lange tot und besitzen keine Seele. Im Gegensatz zu Kriegen zwischen verfeindeten Staaten oder anderen menschlichen Fraktionen entstehen hier also keine schlechten Gefühle. Zugleich wirken die Untoten irgendwie nahbarer als etwa Roboterarmeen oder Außerirdische.
They Are Billions spielt in einer Steampunk-Welt, die von der Zombie-Apokalypse heimgesucht wird. An diesem unwirtlichen Schauplatz müsst ihr einen Rückzugsort für die letzten Überlebenden schaffen. Vor Beginn des Spiels regelt ihr den Schwierigkeitsgrad und bestimmt etwa die Zombie-Population und die Zeit, die euch bleibt ehe die finale Untoten-Welle über euch hereinbricht.
Numantian Games greifen viele Ideen aus Filmen und Comics auf. Tauchen die schlurfenden Gestalten gar in Horden auf, dann tummeln sich teils hunderte dieser Kreaturen auf dem Bildschirm. Das erzeugt sofort ein Gefühl der Bedrohung. Noch besser: Der Zombie-Virus greift rasend schnell um sich. Eure Soldaten sterben also nicht den Heldentod. Sie verwandeln sich in wandelnde Leichen. Erreichen diese eure Wohnquartiere und Produktionsstätten, werden auch Arbeiter zu menschenfressenden Monstern.
In seinem Kern jedoch geht They Are Billions zurück zu den Ursprüngen der Echtzeitstrategie: Basisbau, Ressourcenmanagement, Gebietserweiterung und der Aufbau einer funktionierenden Verteidigung stehen im Mittelpunkt. Per Pausenmodus verschafft ihr euch ein wenig Ruhe und mehr Übersicht. Genrekenner steigen durch die bekannten Mechanismen problemlos in das Spiel ein und werden ebenso schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
Die Zusammenhänge zwischen den Produktionsstätten und Rohstoffen sind simpel. Wichtigste Ressource bleiben eure Arbeiter. Diese siedelt ihr zunächst in Zelten an. Doch die guten Menschen brauchen Nahrung und entsprechend platziert ihr Jagd- und Fischerhütten.
So entwickelt sich schnell ein schöner Spielfluss, der gerade für ein "Early Access"-Spiel wie They Are Billions nicht selbstverständlich ist. Mit der Zeit rekrutiert ihr Bogenschützen oder Soldaten, platziert Türme und zieht Palisaden hoch. Das Holz dafür gewinnt ihr mit Hilfe von Sägewerken in nahegelegenen Wäldern.
Das Problem: Zwar bieten Holzwände Schutz gegen einzelne Wanderer, doch selbst mit vollständig bemannten Türmen bricht eine Horde schnell durch die Bretterkonstruktionen hindurch. Deshalb forscht mit Hilfe des Workshops und besorgt euch so Scharfschützen, Farmen für einfachen Nahrungsanbau oder verbesserte Aussichtsposten.
All diese Elemente kennt ihr vermutlich aus dutzenden anderer Echtzeitstrategiespiele. Doch trotzdem findet They Are Billions einen neuen Ansatz und ist genau deshalb ein wenig anders. Grundlage für das frische Spielgefühl bilden nämlich die Zombies selbst.
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