von Deekmaen (Samstag, 31.03.2018 - 10:00 Uhr)
Starcraft wird 20. Ein stolzes Alter für eine Spiele-Serie. Noch stolzer als auf ihr Alter kann die Serie aber auf eines sein: Ihr einzigartiges Erbe.
Der Einfluss von Starcraft auf die Gaming-Welt ist bis heute enorm. Dota, E-Sport allgemein, die Bedeutung von Strategie-Spielen – Starcraft hat vieles bewegt – oder zumindest angestoßen. Fünf Gründe, warum speziell Starcraft 2 in den Spiele-Olymp gehört.
Ohne Starcraft wäre der E-Sport heute vermutlich längst nicht so präsent wie er ist. Noch bevor das Thema in der westlichen Welt die heutige Bedeutung erlangte, ging in Asien schon mächtig die Post ab. Die besten Starcraft-Spieler des Landes füllten ganze Stadien, wenn sie gegeneinander antraten. Fan-Clubs, Groupies, vergötterte Profi-Spieler – all das gab es dort, noch bevor League of Legends, Counter-Strike Global Offensive oder Dota 2 spielbar waren. 2002 etwa verbuchte das Finale eines „Starleague“-Turniers 25.000 Besucher. Ja, Besucher. Nicht „Zuschauer“. Menschen, die vor Ort waren. Zum Vergleich: Das Monster-Festival „Rock am Ring“ hatte im gleichen Jahr 50.000 Zuschauer. In Foren wird sogar spekuliert, dass einige Starcraft-Turniere bis zu 130.000 Zuschauer gehabt haben sollen.
Viele von euch wissen wahrscheinlich, dass League of Legends und Dota 2 ihren Ursprung im Spielmodus „DotA“ in Warcraft 3 hatten – einer von Moddern gebastelten „Fun-Map“. Doch DotA war nicht das erste Spiel seiner Art. Die Karte basiert auf der Starcraft-Karte „Aeon of Strife“. Ursprünglich waren auf dieser Karte gerade einmal acht Helden spielbar – ohne Spezialfähigkeiten, allerdings mit einem Inventar und einem (relativ) umfangreichen Item-Kaufsystem. Zugegeben: Erst mit Warcraft 3 – The Frozen Throne und der Fun-Map DotA („Defense of the Ancients“) entstand das bis heute beliebte „MOBA“-Spielsystem, wie ihr es aus aktuellen Genre-Vertretern kennt. Doch Starcraft, das 2D-Strategiespiel von 1998, ist der wahre geistige Urvater des Genres.
Ihr kennt sie alle: Lizenz-Spiele, von Experten oft als sogenannte „Shovel-Ware“ bezeichnet. Spiele, die mit einem bekannten Namen werben, spielerisch allerdings Grütze bis bestenfalls Mittelmaß abliefern. Populäre Beispiele sind etwa E.T. für Atari VCS oder Superman 64 für Nintendo 64.
Auch Starcraft sollte wohl ursprünglich ein Lizenz-Spiel werden. Gemeinsam mit Games Workshop arbeitete Blizzard angeblich ursprünglich an einer Strategiespiel-Umsetzung für das Tabletop-Spiel Warhammer 40.000. Games Workshop soll während der Entwicklung allerdings einen Rückzieher gemacht haben, sodass das Blizzard-Team einige Einheiten ummodellierte und kurzerhand sein eigenes "Science Fiction"-Universum entwarf.
Der ausbleibenden Umsetzung des Warhammer-Universums dürfte heute kaum jemand nachtrauern. Denn mit Starcraft hat Blizzard ein eigenes Universum samt dutzenden spannenden Geschichten entworfen, das Spielerherzen und bald schon die (gefühlt) halbe Spieler-Welt im Nu eroberte. Ganz ohne einen prunkvollen Namen vor sich herzutragen, der Verkäufe anregt. Elf Millionen verkaufte Spiele – eine Nummer für sich.
Wer sich gerne mit anderen Spielern misst und Strategiespiele mag, wird mit einer gefühlt fünf Wochen langen Partie Anno wohl kaum auf seine Kosten kommen. Starcraft 2 ist bis heute einer der der einzigen, wenn nicht der einzige ernstzunehmende Vertreter seines Genres. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen Echtzeit-Strategie zu den beliebtesten Genres am PC gehörte. Und zugegeben: Heute, Anfang 2018, ist auch der Hype um Starcraft 2 nur noch ein Schatten dessen, was er 2010 war.
Damals füllten Turniere des Spiels selbst auf der Spielemesse gamescom eine halbe Halle aus. Heute verzeichnet das Spiel noch immer etwa eine Million Ranglisten-Spieler weltweit. Eine geschätzte Zahl, denn offizielle Infos zu den Spielerzahlen liegen uns nicht vor.
Doch dafür, dass es Starcraft als Echtzeit-Strategiespiel 2010 überhaupt noch möglich war, ist beeindruckend. Mit sechs Millionen verkauften Exemplaren steht Starcraft 2 – Wings of Liberty laut Wikipedia immerhin auf Platz 15 der meistverkauften PC-Spiele der Welt. Die Erweiterungen Heart of the Swarm und Legacy of the Void nicht mit eingerechnet.
Es gibt dutzende, wenn nicht hunderte Geschichten, die wir noch über Starcraft erzählen könnten. Zum Beispiel über die Starcraft-Abteilung der koreanischen Armee, damit auch Profi-Spieler ihren Wehrdienst leisten können, ohne ihren „Beruf“ aufgeben zu müssen. Oder über das Sondereinsatz-Kommando aus Fans, das während der Entwicklung von Starcraft 2 die Blizzard-Zentrale belagerte. Nicht zu vergessen all die fantastisch-unterhaltsamen kleinen und großen Geschichten, Dramen und Legenden, die die E-Sports-Szene rund um das Spiel geschrieben hat.
Zu viele Geschichten für einen einzelnen Artikel. Doch genug, um sich tagelang durch Videos und Foren zu klicken, zu belustigen, und am Ende des Tages vielleicht sogar etwas sentimental zu werden. Es war eine schöne Zeit mit dir, liebe Starcraft-Serie. Auch wenn du aktuell ein wenig an Bedeutung verloren hast – dein Erbe bleibt unvergesslich. Und wir freuen uns schon jetzt auf Starcraft 3. Selbst, wenn es erst 2025 erscheint. Prost!
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