Unterm Strich hatte die diesjährige E3 recht wenige wirkliche Überraschungen zu bieten. Ein Grund dafür sind die vorherigen Leaks. Entweder weil sie vorwegnahmen was gezeigt wird oder Hersteller sicherheitshalber selbst schon vieles im Vorfeld zeigten. Vielleicht sollten sie aber noch einen Schritt weiter gehen.
Schaut ihr euch rückblickend die Inhalte der Pressekonferenzen auf der diesjährigen E3 an, wird euch auffallen, wie wenig ihr vom Gezeigten im Vorfeld noch nicht wusstet. Sicher hat es Spaß gemacht, neue Spielszenen und Trailer zu noch unveröffentlichten Spielen wie The Last of Us 2, Assassin's Creed - Odyssey oder dem Resident Evil 2 Remake zu sehen, aber was gezeigt wurde, war vorher schon größtenteils bekannt.
Auf einer Spielemesse wie der E3, auf der in kürzesten Zeiträumen geballt Spiele vorgestellt werden, fällt besonders stark auf, wie Leaks die Wahrnehmung von und den Umgang mit Spieleankündigungen beeinflussen. Pete Hines bezog sich zu Beginn der Bethesda-Konferenz sogar ganz konkret darauf, die Veränderungen fanden aber schon lange vorher statt. Ob das gut oder schlecht ist, sei dahingestellt, aber offensichtlich gibt es hier einen Interessenskonflikt zwischen Entwicklern sowie Werbetreibenden und dem Publikum, das zu jeder Zeit umfassend informiert sein möchte.
Zuerst einmal finde ich es wichtig, dass beim Thema Leaks auseinandergedröselt wird, worüber wir sprechen. Denn dass Infos zu unveröffentlichten Spielen früher als eigentlich geplant an die Öffentlichkeit durchsickern, ist nicht neu. Wie und in welchem Umfang das passiert empfinde ich als den entscheidenden Wandel der letzten Jahre.
Dadurch, dass Blogs, Foren und Twitter-Kanäle um ein ähnliches Publikum buhlen wie die Fachpresse oder PR-Abteilungen und Geschwindigkeit eine zentrale Richtgröße für den Wert von Meldungen darstellt, kommt es dazu, dass jeder noch so kleine Infohappen den Weg in die breite Öffentlichkeit findet. Insider plaudern aus dem Nähkästchen, heimliche Foto- und Videoaufnahmen werden entgegen von Vertraulichkeitsvereinbarungen hochgeladen.
Aber auch die Fühler der Neugierigen sind länger und effektiver geworden. Egal ob ein Konzern ein technisches Patent anmeldet oder ein Spielehändler aus Kambodscha Spieletitel in seinem Online-Shop listet: Hinweise werden überall gefunden und ins Rampenlicht gezerrt.
Im Fall von Bethesda, die sich auf der E3 augenzwinkernd über den Wallmart-Leak von Rage 2 echauffierten, führte das beispielsweise dazu, dass der Ankündigungs-Trailer zum Spiel vorgezogen wurde. Auch Ubisoft schickte direkt einen offiziellen Teaser nach, nachdem ein Schlüsselanhänger Name und Szenario des nächsten Assassin’s Creed verrieten. Leaks schlagen scheinbar voll in die Marketing-Pläne.
Denn: Einmal verbreitet, ergibt es keinen Sinn, dass ein Publisher Löschungen veranlasst und so tut, als habe es den Leak nicht gegeben. Was im Internet gelandet ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, also müssen sich die Verantwortlichen darauf einstellen. Wie viel von den vermeintlichen Leaks eigentlich PR-Kampagnen sind? Man weiß es nicht. Viele Leaks waren aber sicherlich tatsächlich auch solche und passten den Publishern mal mehr und mal weniger in den Kram.
Beim Umgang damit scheitert es meiner Meinung nach: Man könnte zwar sagen, dass diese "Leak-Kultur" schade und bedauerlich ist. Dass dadurch alle Überraschungen verlorengehen. Aber die Masse scheint Leaks zu wollen, sonst würden sie sich nicht so rasant verbreiten. Verdorbene Überraschung hin oder her: Der Mensch ist neugierig.
Vielleicht könnte man Leaks somit einfach als den Zeitgeist betrachten und sich fragen, wie man damit noch besser umgeht und welchen konkreten Mehrwert Messen wie die E3 mit all dem großen Brimborium haben. Denn, was ich vor allem aus den Pressekonferenzen ziehe ist, wie krampfhaft alle Auftretenden versucht haben, aus den mitgebrachten Infos etwas zu pressen, das neu, ungewöhnlich, überraschend ist. Da muss dann schon mal etwas zu oft das Herunterbeten von Exklusiv-Versprechen herhalten. Wenn es am Ende nur darum geht, frische Trailer zu zeigen, braucht es das ganze Drumherum doch eigentlich nicht.
Publisher sollten vielleicht generell darauf verzichten, auf Teufel komm raus ein großes Buhei um Geheimhaltung zu machen, als ginge es bei Screenshots zu Videospielen um die Aktivierungs-Codes von Nuklearraketen. Denn: Einerseits zeigt es sich, dass die Geheimhaltung, so sehr sich die Verantwortlichen auch bemühen, nicht immer aufgeht. Zum anderen könnte ein transparenterer Umgang mit Informationen den "Leakern" das Wasser abgraben.
Bei Crowdfunding-Projekten zeigt sich wie dankbar Communities sind, die jederzeit in den Entstehungsprozess eingeweiht werden. So könnten auch die großen Publisher die Themen, die sich um ihre Projekte drehen, wieder selbst besetzen und müssten nicht irgendwelchen Reddit-Usern oder egozentrischen Journalisten das Spotlight überlassen. Dafür müssten sie vielleicht auf große Hypes verzichten, aber die können ohnehin auch nach hinten losgehen.
Nun bin ich natürlich nicht naiv und weiß, dass es auch im Interesse der Publisher ist, wenn manches nicht an die Öffentlichkeit tritt. Hätten Fans zum Beispiel mitbekommen, was während der Entwicklung zu Mass Effect - Andromeda alles schiefgelaufen ist, wären die Verkaufszahlen wahrscheinlich gen Null gelaufen. Da müsste dann eben an anderer Stelle nachgebessert werden, zum Beispiel bei den Veröffentlichungsplänen. Oder seht ihr das anders? Sagt uns eure Meinungen zum Thema in den Kommentaren und diskutiert mit uns, wir freuen uns drauf!
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