Es gab eine Zeit, da standen Namen von Entwicklerstudios noch für ein sicheres Mindestmaß an Qualität - so mein Eindruck. Heute scheint es, als hätten viele der renommierten Firmen an Vertrauen eingebüßt. Liegt das an mir oder haben Capcom, Square Enix, Konami und Co. Mist gebaut?
Alles ist in ständigem Wandel. Auch Dinge, die wir als absolute Konstanten empfinden, können eines Tages erschüttert werden und wir müssen uns drauf einstellen. So war es für mich zum Beispiel einmal so sicher wie das Amen in der Kirche, dass ich mir im Laden ein Spiel aussuchen konnte, auf dem "Squaresoft" stand und am Ende Freude damit hatte. Seit einigen Jahren werde ich sogar dann noch mit großem Misstrauen erfüllt, wenn ein neues Final Fantasy angekündigt wird. Wie konnte das passieren?
Das Unternehmen Square, das heute Square Enix heißt, ist dabei keine Ausnahme. Sehr häufig stelle ich fest, dass ich mit damals rühmlichen Namen von Entwicklern heutzutage fast nichts Konkretes mehr verbinde. Zumindest nicht in Bezug auf die erwartete Qualität von Spielen. Ich möchte nicht sagen, dass ich früher Fan bestimmter Unternehmen war, aber ein "Rare" oder auch "Capcom" auf dem Cover hat bei mir ein Urvertrauen angesprochen, das heute nicht mehr da ist.
Resident Evil oder Street Fighter waren für mich immer eine sichere Bank. Resident Evil 5, Resident Evil 6, Resident Evil - Operation Raccoon City und der x-te Aufguss teils frech monetarisierter neuerer "Street Fighter"-Spiele haben es mir verdorben. Capcom lässt nicht mehr zu, dass ich dem Publisher blind vertraue.
Das heißt nicht, dass Capcom schlecht geworden ist oder ich grundsätzlich davon ausgehe, dass deren Spiele nichts taugen. Viel eher ist es so, dass so ziemlich jedes Studio mit jedem neuen Spiel wieder Überzeugungsarbeit leisten muss. Und zwar nicht im Vorfeld mit Versprechungen, sondern dann, wenn das Teil spielbar ist.
Ein ganz besonders aufdringliches Beispiel für den Vertrauensverlust ist Konami. Nicht erst seitdem sie mit Silent Hills eines der vielversprechendsten Horror-Games der letzten Jahre frühzeitig haben sterben lassen und auch die prestigeträchtige "Metal Gear"-Reihe ohne ihren Erfinder weiterführen.
Mit persönlichen Rollenspiel-Hits wie Legend of Kartia und allen voran der Suikoden-Reihe hat sich der Name Konami mit der Assoziation "Sehr gut!" fest in mein Hirn gebrannt. Diese Verknüpfung wurde schrittweise aufgeweicht, als die Spielereihe Silent Hill in halbherzige Massenware verwandelt wurde. Spätestens mit Silent Hill – Downpour, bei dem Konami lediglich als Publisher tätig war, hatten sie den Großteil meines Vertrauens endgültig verspielt.
Vielleicht liegt das Problem aber gar nicht allein bei den Unternehmen. Vielleicht spielt auch der Aspekt mit rein, dass ich sie mit der Entwicklung dieser Spiele in Verbindung bringe: Meine Wahrnehmung von Markennamen war früher eine andere und hat sich mit der Zeit gewandelt.
Früher gab es für mich etwa dieses Square oder dieses Enix. Das waren für mich so abstrakte Entitäten, die schöne Spiele wie Secret of Mana, Vagrant Story oder Terranigma "gemacht haben" - was immer das bedeutete. Schaut ihr euch an, wie sich Square Enix heute zusammensetzt, findet ihr eine Vielzahl von Spielen, für die das Unternehmen lediglich in ausführender Rolle als Publisher tätig war und nicht als Entwickler sowie Mengen an verschiedenen Entwickler-Teams, die auch in sich selbst über die Jahrzehnte hinweg nicht immer gleichbleibend sind.
Konami beispielsweise hat sich mittlerweile fast vollständig aus der Entwicklerrolle im Games-Bereich zurückgezogen und verwaltet die etablierten Lizenzen nur noch, um unter anderem Spielautomaten damit zu bestücken. Diese Diversität, die sich unter jedem einzelnen Firmennamen in der Games-Branche verbirgt, ist nicht neu - mir war sie früher nur nicht bewusst.
Außerdem: Früher habe ich andere Ansprüche gehabt, kannte viele Genres noch nicht so umfassend wie heute und habe den Wandel dieser, der bis zu dem Punkt stattgefunden hat, als ich Entwicklernamen kennengelernt habe, nicht so stark mitbekommen. Ich habe meine Maßstäbe an eben dem Status festgemacht, an dem ich mit Videospielen sozialisiert wurde. Und dabei vermutlich viele Gurken der beliebten Entwickler gar nicht mitbekommen oder sie als besser empfunden als sie das tatsächlich waren.
Es ist also zum Teil zwar wirklich so, dass Unternehmen, egal ob sie entwickeln oder "nur" die Verantwortung über beliebte Lizenzen haben, einige Reihen in den Sand gesetzt oder qualitativ haben abfallen lassen. Ein wichtiger Bestandteil für den Vertrauensverlust ist aber auch einfach die Erfahrung, die meine Wahrnehmung von Markennamen zurechtgerückt hat, weshalb es unfair wäre zu sagen, dass früher alle Studios besser waren.
Vielleicht ist es sogar gut, die Illusion losgeworden zu sein, dass hinter einem Namen ein Versprechen steht, auf das ich mich bedingungslos verlassen kann. Das mildert die Vorfreude in manchen Fällen, aber es bewahrt auch vor Enttäuschungen und lässt mich nicht zum blinden Empfänger von Werbebotschaften werden.
Wie ist es bei euch: Gibt es Namen in der Branche, bei denen ihr immer wieder unbeirrt zugreift oder seid ihr mittlerweile auch eher vorsichtig geworden und wartet ab, was jedes einzelne Spiel am Ende tatsächlich zu bieten hat? Schreibt uns eure Erfahrungen in die Kommentare. Wir freuen uns darauf, sie zu lesen!
Du willst keine News, Guides und Tests zu neuen Spielen mehr verpassen? Du willst immer wissen, was in der Gaming-Community passiert? Dann folge uns auf Facebook, Youtube, Instagram, Flipboard oder Google News.
Like A Dragon: Ishin bietet Samurai-Action der Extraklasse. (Bildquelle: spieletipps) Neun Jahre hat es gedauert, aber (...) mehr
Schusswaf (...) mehr