Videospielkultur

EGX Berlin 2018: gamescom-Konkurrenz für Erwachsene? (Special)

von MatthiasKreienbrink (Montag, 01.10.2018 - 15:17 Uhr)

Am vergangenen Wochenende fand erstmals die EGX in Deutschland statt, in Berlin, um genau zu sein. Wir haben die Messe besucht und verraten euch, ob die neue Gaming-Messe ernsthafte Konkurrenz für die gamescom sein könnte.

Schlangestehen - wieso tut ihr euch das eigentlich an?

Es mag paradox klingen, aber Anspruch der EGX, keine Konkurrenz zur gamescom zu sein, könnte sie genau zu dieser Konkurrenz machen. Denn die EGX, die bisher nur in England stattfand, dort die größte Spiele-Messe ist, hat einen ganz anderen Ansatz als die gamescom, die jedes Jahr in Köln stattfindet. Während es in Köln darum geht, immer mehr Menschen auf gleichbleibenden Raum zu pferchen, hat die EGX in Berlin die Tickets beschränkt. Auf der gamescom in diesem Jahr waren 370.000 Besucher, auf der EGX - offizielle Zahlen gibt es noch nicht - werden es wohl keine 20.000 gewesen sein.

Doch auch ein weiterer Umstand macht die Berliner Messe zu einem etwas anderen Event: Wenn ihr euch ein Ticket kaufen wolltet, musstet ihr mindestens 18 Jahre alt sein. Die EGX soll sich also an ein erwachseneres Publikum richten. In insgesamt drei Hallen wurden daher auch vor allem Spiele gezeigt, die nicht für Jugendliche freigegeben sind: Resident Evil 2, Days Gone oder Call of Duty - Black Ops 4.

Wir haben mit Besuchern gesprochen

Doch ging dieses Konzept auch auf? Wir haben einige Besucher der EGX 2018 in Berlin befragt, die Eindrücke ähnelten sich. Horst etwa stand gerade in einer kleinen Schlange an, um Resident Evil 2 anzuspielen. Er ging davon aus, dass er hier 20 Minuten anstehen wird - es waren schlussendlich sogar weniger. 2017 war er auch schon auf der gamescom, hält die Idee der Veranstalter, hier nur 18-Jährige reinzulassen für richtig: weil dadurch alles einfach sehr viel entspannter sei, einfach weniger Leute.

Besonders am Freitag: sehr kleine Schlangen
Besonders am Freitag: sehr kleine Schlangen

Joelle haben wir befragt, als sie gerademal eine halbe Stunde auf der Messe war. Auch ihr fielen sofort die kurzen Schlangen auf. Die gamescom hat sie bisher gemieden, weil sie keine Lust hatte, extra nach Köln zu fahren, um dann für fünf Stunden in einer Schlange zu stehen. Richard hatte, als wir ihn ansprachen schon Days Gone, Resident Evil 2 und Metro Exodus gespielt. In dem Augenblick stand er in einer Schlange an, um PlayStation VR anzutesten. Etwas, das er noch nie gemacht hat - auch er wird keine zehn Minuten anstehen.

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In unseren Gesprächen haben wir zweierlei Dinge festgestellt: die meisten Besucher kommen aus Berlin. Alle von diesen Besuchern gefällt es, dass nur 18-Jährige in die Hallen gelassen werden und, dass die Messe den Ticketverkauf beschränkt hat. Am Freitag, dem Eröffnungstag der Messe, mussten die meisten Besucher kaum länger als zehn Minuten anstehen, um ein Spiel zu testen. Am Samstag, dem deutlich volleren Tag, konnte es schon etwas länger dauern, manchmal 60 Minuten.

Leere Hallen, wenig Spiele - volle Hallen, welche Spiele?

Doch das hat wohl auch ein paar Nachteile mit sich gebracht. Wie schon oben erwähnt, waren gerade am Freitag nur wenige Besucher da, wirkten die Hallen ziemlich leer. Am Samstag, am deutlich volleren Tag, wirkte die Anspielhalle deutlich unübersichtlicher, da nicht immer klar war, welche Schlange für was genau anstand. Es stellt sich die Frage, weshalb die Angebote nicht mehr auf die anderen Hallen aufgeteilt worden sind.

Merchandise-Stände gab es auch ein paar
Merchandise-Stände gab es auch ein paar

Generell fehlte der Messe auch noch das gewisse Etwas. Während die gamescom eben auch für viel Show - Cosplayer, Wettbewerbe, Installationen usw. - bekannt ist, wirklich die EGX noch ziemlich leer. Teilweise klafften große Lücken zwischen den Ständen.

Auch die Auswahl an Spielen war noch recht überschaubar. Die Spiele, die gezeigt wurden, waren zwar sehr bestechend. Doch einige Studios wie etwa Microsoft, Nintendo oder EA fehlten auf der Messe komplett. Gerade wenn jemand von weiter weg angereist sein sollte, könnte das Angebot eine Enttäuschung gewesen sein, denn mehr als ein paar Stunden an Unterhaltung hatte die Messe nicht zu bieten.

Eher mickrig - der Retro-Bereich
Eher mickrig - der Retro-Bereich

Doch all das ist nicht weiter verwunderlich für eine Messe, die gerade zum ersten Mal stattgefunden hat. Darum wollen wir auch optimistisch in die Zukunft blicken: sollte das Angebot im kommenden Jahr erweitert werden, mehr Spiele gezeigt und mehr Aktivitäten angeboten werden, dabei aber das Konzept beibehalten werden, nur wenige Tickets zu verkaufen, könnte sich die EGX als eine alternative gamescom etablieren, die eben ein anderes Publikum ansprechen möchte. Wir sind guter Hoffnung.

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