Assassin's Creed - Odyssey

Assassin's Creed - Odyssey: Braucht es bei so einer Kassandra noch einen Alexios? (Kolumne)

"Ich finde sie passt nicht so ins Setting!", ist ein Satz, den ich in letzter Zeit häufiger auf Facebook, Twitter und Instagram gelesen habe. Dieser Satz bezieht sich auf die Auswahl des Helden oder der Heldin, im neuen Assassin’s Creed - Odyssey. Das Spiel stellt euch nämlich direkt zu Anfang vor eine Wahl: Absolviert ihr das Spiel als Kassandra oder als Alexios?

Diese Wahl fällt aber weitaus schwerwiegender als in den vorherigen Teilen. Während es in Assassin’s Creed – Origins und Assassin’s Creed- Syndicate immer mal wieder wechselte, ob ihr einen Mann oder eine Frau spielt, ist eure Entscheidung in Odyssey dauerhaft. Egal wen von beiden ihr wählt, es gibt kein Zurück mehr.

Die Macht der Entscheidung

Sparta oder Athen - Alexios oder Kassandra

Es scheinen sich mittlerweile zwei Lager gebildet zu haben - Die Fans von Alexios gegen die Fans von Kassandra. Beide Lager verteidigen ihre Wahl lautstark und führen verschiedene Punkte an, warum sie Recht und die Leute aus dem anderen Lager Unrecht haben. Dabei sind, wie bei allen Diskussionen im Internet üblich, die Argumente mal mehr, mal weniger stichhaltig.

Ich habe Kassandra gewählt und möchte in diesem Beitrag klarstellen, warum ich sie als die eindeutig bessere Wahl empfinde. Das ist aber ausschließlich meine persönliche Meinung und ich möchte niemanden, der Alexios gewählt hat, in seiner Entscheidung kritisieren, schließlich ist die Hauptsache, dass ihr mit eurer Wahl zufrieden seid. Jedoch finde ich es trotzdem wichtig darüber zu reden, denn hinter der Wahl zwischen den beiden Charakteren steckt ein Problem, dass nicht sofort ins Auge springt.

Ich möchte an dieser Stelle nicht darüber reden, wer von den beiden cooler aussieht oder überzeugender rüberkommt, das ist schließlich eine sehr subjektive Anschauung. Eine Aussage, der ich aber definitiv nicht zustimmen kann ist, dass Kassandra nicht ins Spiel passen würde, da sie nicht die klassische spartanische Frau repräsentiere. Erstens, halte ich es für einen Mythos, dass Spiele zwangsweise repräsentativ sein müssen, schließlich handelt es sich hierbei um Fiktion.

Die Wurzeln der Geschwister

Zweitens und viel wichtiger: Assassin’s Creed - Odyssey möchte überhaupt nicht repräsentativ sein. Kassandra ist die krasse Ausnahme. Achtung! Ein kleiner Spoiler an dieser Stelle. Kassandra ist eine Nachfahrin des spartanischen Königs Leonidas. Doch nicht nur von ihm, sondern eben auch seiner Frau Gorgo, welche, wie die Geschichtskundigen unter euch sicher wissen, eine der Wohl außergewöhnlichsten Frauen der Antike ist.

König Leonidas, den Vorfahren der Protagonisten, spielt ihr zu Beginn des neuen Assassin's Creed
König Leonidas, den Vorfahren der Protagonisten, spielt ihr zu Beginn des neuen Assassin's Creed

An dieser Stelle ein kurzer Exkurs. Gorgo war das einzige Kind des Königs Kleomenes und heiratete dessen Bruder Leonidas, der nach dem Tod des Königs dessen Thron übernahm. Ihr werden außergewöhnliche Klugheit und Charakterstärke nachgesagt. So soll Gorgo dafür verantwortlich sein, dass die Griechen überhaupt erst vom bevorstehenden Angriff der Perser erfahren haben. Auf die Frage, warum die Spartanerinnen ihre Männer beherrschen, soll sie geantwortet haben: "Weil nur sie echte Männer gebären können." Warum also soll sich nicht etwas von dieser Einstellung auf ihre Nachfahrin Kassandra übertragen haben?

Ein zweiter Punkt der häufig angeführt wird ist, dass Kassandras Körperbau es unglaubwürdig mache, dass sie gegen einen voll ausgebildeten spartanischen Krieger im Kampf bestehen könne. Zunächst ist das Kampfgeschick nicht mit der Muskelkraft gleichzusetzen. So bin ich mir ziemlich sicher, dass Jackie Chan Dwayne Johnsen im Kampf besiegen könnte, weil er eben ein ausgebildeter Kämpfer ist. Das sind die Spartaner allerdings auch, weshalb ich glaube, dass es egal ist, ob es sich um Alexios oder Kassandra handelt. Dass es einer von beiden mit zehn spartanischen Soldaten auf einmal aufnehmen kann, ist generell unrealistisch.

In so manche riesige Schlacht seid ihr in Assassin's Creed - Odyssey verwickelt
In so manche riesige Schlacht seid ihr in Assassin's Creed - Odyssey verwickelt

Jedoch sei hier angemerkt, es handelt sich immer noch um ein Videospiel, das keinen Anspruch auf Realitätsnähe erhebt. So erklärt es den Umstand, dass Kassandra und Alexios so überlegene Fähigkeiten im Kampf an den Tag legen, damit, dass der Speer ihres Vorfahren Leonidas von der ersten Zivilisation gefertigt wurde. Diese außergwöhnliche Waffe bringt ihnen also den entscheidenden Vorteil.

Kanon oder nicht Kanon - ist das überhaupt die Frage?

Nun, nachdem ich euch mitgeteilt habe, warum es mich nicht aus dem Spiel reist, wenn ich als Kassandra spiele, möchte ich aber auch erklären, warum es dem Spiel meiner Meinung nach sogar guttut, es in der Rolle der Kassandra zu absolvieren.

In einem Ask Me Anything (für "Fragt Mich Alles") auf Reddit gab Jonathan Dumont, der Creative Director von Odyssey an, dass Kassandra für weitere Publikationen, wie beispielsweise Bücher oder Comics, als der Kanon-Charakter angesehen wird. Dieser Umstand hat natürlich bei Weitem keinen so großen Effekt wie es manche gerne behaupten, es ist aber eben doch spürbar. Was viele nämlich kritisieren, nämlich dass Kassandra nicht einwandfrei in die Welt passt, macht für mich gerade die große Qualität aus. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass es beabsichtigt ist.

Der Adler Ikarus ist nicht euer einziger tierischer Begleiter, auch ander Kreaturen könnt ihr zähmen.
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Die Frau trifft ständig auf Leute, die sie kritisch beäugen, die kein Vertrauen in ihre Fähigkeiten haben, vor denen sie sich rechtfertigen muss und immer kann sie sich irgendwie behaupten. Dadurch entwickelt Kassandra einfach viel mehr Charisma und Charme als ihr männlicher Konterpart Alexios. Sie kann sich nämlich in einer Welt durchsetzen, für die sie eine genau so große Rarität darstellt wie für die ganze Spielelandschaft - als ein weiblicher Charakter, nicht nur als Frau.

So treffe ich Alexios wieder

Achtung! Wieder ein Spoiler. Der Moment, als sich das für mich komplett bestätigte, war, als ich zum ersten Mal Deimos begegnete. Deimos ist der Antagonist des Spiels und wird mit dem Charakter gefüllt, welchen ihr zu beginn nicht gewählt habt. So wird Alexios zu meinem persönlichen Gegenspieler, der wie in jeder guten Geschichte Kassandra so ähnlich, aber doch ein krasser Gegensatz ist.

Während ich als Kassandra meine Worte abwäge, viel in den Schatten unterwegs bin und meine Aktionen mit Bedacht ausführe, ist Deimos laut, handelt unüberlegt und lässt seine Fäuste sprechen. So findet auch Alexios seinen richtigen Platz im Spiel, doch damit offenbart sich für mich ein persönlicher Kritikpunkt.

Das eigentliche Problem

So, wie ich Kassandra und Alexios in meinem Spieldurchlauf erlebt habe, finden beide ihren Platz. Sie gehen in ihren Rollen auf und funktionieren wirklich gut, doch leider begeht Ubisoft hier meiner Meinung nach einen Fehler, wenn die Charaktere einfach austauschbar sind. So wähle ich nämlich nicht zwischen Alexios und Kassandra, sondern einfach nur zwischen Mann und Frau. Das hat definitiv eine Auswirkung auf mein Empfinden, der Charakter bleibt aber sehr ähnlich. Viel lieber würde ich mich dazwischen entscheiden, ob ich mit Kassandra auf Kephallenia als Söldnerin oder mit Deimos als Kämpfer des Kultes des Kosmos starte.

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Darum spiele ich also lieber Kassandra. Der Umstand, dass sie eine Frau ist, trägt nämlich viel Positives zu meiner persönlichen Spielerfahrung bei. Um die Frage aus der Überschrift zu beantworten, ob es bei so einer Kassandra noch einen Alexios braucht: Ja, es braucht ihn als alternativen Gegenspieler, nicht jedoch als männlichen Ersatz.

Jetzt kennt ihr meine Meinung, aber verratet mir doch was ihr denkt in den Kommentaren! Stimmt ihr mir zu oder könnt ihr meiner Meinung überhaupt nichts abgewinnen? Wollt ihr das Spiel vielleicht auch mit beiden Charakteren durchspielen? Bei neun verschiedenen Enden würde es sich ja anbieten.

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