von Steph_11 (Montag, 22.10.2018 - 10:05 Uhr)
In U-Bahn, Bus oder S-Bahn, überall begegnen sie mir: Kinder oder Jugendliche, die wie gebannt auf ihren sechs Zoll großen Smartphone-Bildschirm starren. Gebannt daddeln sie einen Mix aus explodierenden Kügelchen, schießen Selfies mit der Innenbildkamera oder texten, was das Zeug hält.
In manchen Momenten nervt es mich, aber in vielen fühle ich mich an meine Kindheit erinnert. Auf einem "Sechs Zoll"-Bildschirm in HD-Qualität unterwegs zu zocken war für mich damals nicht möglich. Ich hatte mein erstes Handy mit zwölf, und das war ein gutes Nokia mit echten Tasten.
Da ich recht jung bin, ist es nicht allzu lange her, dass ich meine erste, selbst gekaufte Spiele-Konsole in Händen hielt. Für die Kenner unter euch: Ich kam im Veröffentlichungsjahr des Nintendo 64 zur Welt. Und eine Nintendo-Konsole war auch die erste tragbare Spielekonsole, die ich mein Eigen nennen konnte.
In meiner Familie waren Games eher Seltenheit. Erst nach zahlreichen Klassenfahrten, in denen der Game Boy oder Nintendo DS die Runde machte, packte mich die Begeisterung, selbst eine Konsole zu besitzen. Ich wollte mir Nintendogs oder Super Mario64 nicht nur ausleihen, ich wollte mir diese Spiele selbst ins Regal stellen!
Nachdem mir meine Schwester, die schon einen Nintendo DS besaß, diesen unentwegt vor die Nase hielt, beschloss ich: Ich benötige ebenfalls eine Handheld-Konsole.
Blöd an der gesamten Sache war nur, dass leider niemand aus meiner Familie es für notwendig ansah, mir diese zu schenken. Somit hieß es also für mich, Eigeninitiative zu zeigen. Nur wie sollte ich an das begehrte Handheld kommen?
Ganze 140 Euro kostete das Gerät damals, für mich ein kleines Vermögen. Um dieses Geld aufzubringen, hieß es für mich sparen, sparen und nochmals sparen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, was für Strapazen ich auf mich nahm. Ich stand am frühen Samstagmorgen auf, um zusätzlich zu meinem Taschengeld einige Cent fürs Brötchenholen zu verdienen. Freiwillig, an einem Samstagmorgen! Noch dazu begann ich meinen ersten Nebenjob: Zeitungen austragen.
Ja, ich nahm es sogar in Kauf, von Hunden verfolgt zu werden. Und das alles für eine aufklappbare Konsole!
Nachdem ich von meinen Großeltern aus Mitleid die letzten notwendigen Euro erhalten hatte, durfte ich bald einen nigelnagelneuen Nintendo DSi mein Eigen nennen. Fast bis auf den Cent genau gab ich mein gesamtes Vermögen dafür aus.
Aber es hatte sich gelohnt.
Da ich kein Geld mehr für ein Spiel übrig hatte, begnügte ich mich die ersten Tage damit, den Nintendo DSi auf Herz und Nieren zu überprüfen. Wie viele Stunden ich allein an der Kamerafunktion hing! Denn erstmals konnte ich mithilfe einer Innenbildkamera Fotos von mir machen.
Mit schier endlosen Gestaltungsmöglichkeiten wie bunte Schriften oder Spiegelungen konnte ich meine selbst geschossenen Bilder auch weiterbearbeiten. Ganz neu war die Möglichkeit, ein Porträt mit einem anderen zu verschmelzen. Auch wenn das Ergebnis manchmal grauenhaft aussah, waren die Stunden, die ich damit zubrachte, von glücklichen Erinnerungen geprägt.
Außerdem gab es zahlreiche weitere, kleine vorinstallierte Inhalte. Mit der App „Flip Note Studio“ konnte ich meinen kreativen Wahn ausleben und die Ergebnisse meiner Kritzeleien mit der Community teilen. Erinnert ihr euch zum Beispiel auch noch an die App, mithilfe der ihr eure Stimme verzerren konntet?
Der Nintendo DSi begleitete mich die kommende Zeit über oftmals bei langen Zugreisen, Klassenfahrten oder Familienbesuchen. In dieser Zeit hatte ich einen sehr hohen Verbrauch an Touchpens, weil ich viele immer wieder unterwegs verlor. Die Grafik meiner aufgenommenen Fotos war zweifellos kein Vergleich zu den Möglichkeiten, die es heute gibt, jedoch blicke ich immer mit einem Schmunzeln auf meine Fotokünste zurück. Ich glaube mittlerweile sogar, dass die Handheld-Konsole der erste Vorläufer des Selfie-Wahns der darauffolgenden Jahre war.
Über all die Spiele zu berichten, die in den kommenden Jahren folgten, würde leider den Rahmen dieser Kolumne sprengen. Nur als kleiner Einblick: Allein in New Super Mario Bros. verbrachte ich über 200 Spielstunden.
Mittlerweile liegt die Konsole trotz einiger Umzüge immer noch inklusive Originalpackung bei mir zu Hause. Denn mich davon zu trennen, das kann ich einfach nicht. Außerdem: Sollte man sich von seinen schönsten Erinnerungen nicht immer etwas bewahren?
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