von Michael Sonntag (Freitag, 23.11.2018 - 10:17 Uhr)
Vor Kurzem verkündete Entwickler PUBG Corporation mit Pauken und Trompeten, dass sein exklusives „Battle Royale“-Spiel Playerunknown's Battleground - kurz: PUBG - auch endlich für die PlayStation 4 erscheinen wird - und statt zu jubeln, konnten sich die Spieler nur ein schwaches Husten abringen.
Was ist los? Hatte man nicht die ganze Zeit diesen Moment herbeigesehnt? Steht der PS4-Release etwa unter einem schlechten Stern? Ich gehe der Frage nach, warum das ikonische „Chicken Dinner“ auf der Sony-Konsole kalt werden könnte.
Die eher schwache Begeisterung gegenüber dem PS4-Release könnte mit mehreren Faktoren zusammenhängen. Es betrifft nicht nur den Zeitpunkt, sondern auch die Entwicklung, die Marke und das Schicksal des Battle Royale an sich.
Im März 2017 setzte PUBG mit dem Start seiner „Early Access“-Phase die Gaming-Landschaft in einen Hype-Brand. Das Spielprinzip „100 Spieler kämpfen bis zum letzten Überlebenden“ war nicht vollkommen neu, aber im Gegensatz zum kniffligen H1Z1 und den nischigen Minecraft-Mods machte PUBG es erstmals populär und massentauglich.
Das Spiel litt seit seinem Erscheinen unter technischen Schwierigkeiten und Bugs, denen der Entwickler sich nicht mit allen Kapazitäten widmen konnte, weil er auf der anderen Seite mit einer gigantischen Cheater-Plage zu kämpfen hatte. So oder so war PUBG aber lange Zeit ein Selbstläufer mit Millionen Spielern, der mit jedem Streamer und jeder Berichterstattung noch bekannter wurde.
Bis dann im September 2017 Fortnite seinen eigenen „Battle Royale“-Modus erhielt und das Zepter an sich riss.
Der Aufprall der neuen Konkurrenz und ihrer Ausstattung war gnadenlos: Fortnite war kostenlos, ab zwölf Jahren geeignet, gleich auf mehreren Konsolen erhältlich, technisch solide und charmant comichaft - Alles Punkte, gegen die PUBG nur den Kürzeren ziehen konnte: mit etwa 30 Euro Kaufpreis, „USK 18“-Begrenzung, langer PC-Exklusivität, technischer Unausgereiftheit und einem altbackenen Rusty-Grafikstil.
Und in diesem Kampf beider „Battle Royale“-Giganten, der beinahe auch auf urheberrechtlicher Ebene vor Gericht ausgetragen wurde, machte PUBG den entscheidenden Fehler, immer einen Schritt hinter der Konkurrenz zu sein, egal ob es jetzt das Spiel selbst, die Plattformverfügbarkeit oder den Community-Support betraf.
Dezember 2017 weitete PUBG seine Regentschaft auf die Xbox One aus. Die Microsoft-Exklusivität wurde als hohes Gut gehandelt, aber was war daran noch so besonders? Die meisten Leute hatten es sowieso bereits auf dem PC gespielt und die angepriesenen Kosmetik-Boni für die Xbox One reichten als Kaufgrund nicht aus.
Und die „PS4“-Spieler hatten keinen Grund, traurig in die Röhre zu schauen, da sie ohnehin Fortnite zocken konnten, welches zu dieser Zeit nicht mehr als PUBG-Alternative bezeichnet werden musste. PUBG galt eher schon als Fortnite-Alternative.
Wir sagen euch, welches "Battle Royale"-Spiel ihr zocken solltet:
Hatte Fortnite von Anfang an seinem Spiel einen mystischen Charakter hinzugefügt, der dazu einlud, abseits des Kämpfens über die Geschehnisse der Spielwelt zu debattieren, fing PUBG erst im Sommer 2018 damit an und das auch noch halbherzig mit irgendwelchen Truhen auf der neuen Miramar-Karte.
Und wenn es darum ging, der Community aufzuzeigen, wann PUBG endlich technisch solide sein würde, wurde erst im August 2018 das Programm „FIX PUBG“ ins Leben gerufen. So schön die Roadmap die Zukunft des Spiels auch ausmalte: Die sinkenden Spielerzahlen verdeutlichten, dass dieser Schritt für sie viel zu spät kam oder sie ohnehin nicht mehr interessierte, da sie bereits ein besseres Spiel gefunden hatten.
PUBG rang immerzu mit der quälenden Frage, was eigentlich sein besonderes Alleinstellungsmerkmal sei. Als erster den „Battle Royale“-Markt ohne wirkliche Konkurrenz dominiert zu haben, ist rückblickend keine große Leistung gewesen, zumal der PUBG-Entwickler auch als erster alle aufkommenden Probleme mit der Technik und den Cheatern angehen durfte. Er verlor an Geschwindigkeit, wurde dann überholt, beschleunigte aber nicht, weil er insgeheim wahrscheinlich noch dachte, dass er immer der wahre Gigant bleiben würde.
Wäre PUBG ein absolutes Weltklassespiel, wäre der PS4-Release mit offenen Armen empfangen worden. Jetzt ist es so, dass ein sperriges Spiel, das sich viel zu langsam weiterentwickelt hat und eigentlich keine Besonderheit besitzt, im Dezember seinen Fuß in bereits erobertes Gebiet setzt. Das wirkt jetzt mehr wie eine Verzweifelungstat als ein attraktives Angebot für Spieler.
Zum PS4-Release gibt es erneut kosmetische Boni, unter anderem können Spieler als Nathan Drake über die Karte laufen. Cool ... Was PUBG wirklich für ein Comeback bräuchte, wäre eine riesige Besonderheit, ein Ass im Ärmel, das das Spielprinzip von heute auf morgen revolutioniert, aber nur einen besonderen Skin draufzupacken, wirkt wie immense Selbstüberschätzung. Es ist nicht mehr März 2017, sondern November 2018.
PUBG kann nicht mehr allein auf seinem Phänomen aufbauen, der Nebel ist verschwunden, jetzt liegt das Spiel nackt da und wird als solches bewertet. Aber vielleicht ist es auch in jeglicher Hinsicht zu spät, da bereits das vielversprechende Call of Duty - Black Ops 4 in den „Battle Royale“-Ring getreten ist.
Ein Letztes noch: Vielleicht sollte der Early Acces in solchen Fällen als eigentlicher Release betrachtet und aus der eigentlichen Vollversion nicht mehr so ein Riesending gemacht werden - da der Spieler hierbei verwirrenderweise daran erinnert werden muss, dass jetzt ein Spiel rauskommt, dass er bereits seit einem Jahr zockt.
PUBG, was ist die wirklich große Neuigkeit? Und gibt es überhaupt noch eine, die mithalten kann?
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