von Marvin Heiden (Freitag, 11.05.2018 - 10:32 Uhr)
Attentat 1942 ist ein tschechisches Serious-Game, das bisher in Deutschland nicht erschienen ist. Das liegt daran, dass das Spiel über die Auswirkungen des Nationalsozialismus in Tschechien aus Gründen historischer Akkuratesse Hakenkreuz-Darstellungen enthält. Laut eigenen Angaben möchte das Studio sein Spiel in Deutschland auf keinen Fall ungekürzt auf den Markt bringen und nimmt damit in Kauf, einen neuen Präzedenzfall auszulösen.
In Deutschland ist die Rechtslage zum Thema „verfassungsfeindliche Symbole in Unterhaltungsmedien“ eindeutig: Laut Paragraf 86a StGB ist ihre Darstellung nur dann gestattet, wenn sie im Kontext der Kunst, Bildung oder Wissenschaft dienen. Seit einem Urteil von 1998, das Wolfenstein 3D und damit Computerspiele insgesamt als Kunstprodukt in Frage stellt, dürfen Spiele, die Hakenkreuze enthalten, grundsätzlich nicht erscheinen. Nun kündigten die tschechischen Entwickler an, die Problematik erneut auf den Prüfstand stellen zu wollen.
"Es wird nicht einfach, aber wir sind entschlossen, Attentat 1942 auf die eine oder andere Weise in Deutschland zu veröffentlichen. Wir werden das Spiel inhaltlich nicht verändern oder zensieren, um ein USK-Rating zu bekommen. Entweder werden wir es in seiner Original-Form in Deutschland veröffentlichen, oder gar nicht. Uns ist die komplizierte Rechtslage in Deutschland bewusst und wir arbeiten an einer Lösung."
Attentat 1942 ist im Rahmen des Bildungsprogramms „Československo 38-89“ entstanden und wurde beim diesjährigen Indie-Festival A.MAZE in Berlin als „Most Amazing Game“ ausgezeichnet. Es erzählt die Geschichte des Nationalsozialismus in Tschechien aus Sicht der Überlebenden und greift dabei unter anderem auf Interviews mit Zeitzeugen und Archivmaterial zurück. In Bezug auf das satirische Spiel „Bundesfighter 2 Turbo“ kam es in Deutschland vor kurzem bereits zum Wiederaufleben der Hakenkreuz-Debatte.
Wie seht ihr die Problematik? Sind Verfassungsfeindliche Symbole in Unterhaltungsmedien pietätlos und gehören deshalb aus ihnen verbannt? Oder sollte Videospielen endlich die gleiche Anerkennung als Kunstform gezollt werden wie auch Büchern und Filmen? Diskutiert in den Kommentaren und sagt uns, wie hoch ihr die Erfolgschancen des Tschechischen Studios einschätzt.
Tags: Politik
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