von Robert Kohlick (Samstag, 18.06.2022 - 11:00 Uhr)
Hallo, mein Name ist Robert und ich liebe GTA 4 – und zwar noch mehr als San Andreas und GTA 5. Doch bevor ihr gleich die Fackeln und Mistgabeln rausholt, um mich durch die Weiten des Internets zu treiben, lasst mich kurz erklären, wie ich zu dieser Meinung komme.
Ein Kommentar von Robert Kohlick:
Welcher GTA-Teil ist eigentlich der beste von allen? Die meisten von euch werden jetzt wahrscheinlich Vice City oder San Andreas brüllen. Kein Wunder! Schließlich sind das die Serienteile, die ihr in eurer Kindheit zusammen mit euren Freunden rauf- und runtergespielt habt.
Ich kann das verstehen! Auch ich war bis vor einigen Jahren noch der Meinung, dass kein anderer Teil jemals San Andreas das Wasser reichen kann. Doch dann habe ich einen großen Fehler gemacht: Ich habe es noch einmal gespielt – 13 Jahre später.
Versteht mich nicht falsch, San Andreas hat ein paar echt coole Features: Die Bandenkriege, die vielen Charakterattribute, die man aufleveln kann, unzählige Nebenaktivitäten, der Häuserkauf, das Jetpack, die verrückten Cheats – aber die Shooter-Mechnanik und die Gegner-KI sind nach heutigen Maßstäben halt einfach absoluter Murks. Feuergefechte fühlen sich unfassbar statisch an und selbst die Bandenkriege verkommen zur öden Schießbude, wenn man erstmal festgestellt hat, dass sich der Großteil der Gegner auf dem gleichen Pfad entlang zu euch bewegt.
Es tut mir wirklich leid, euch das sagen zu müssen, aber GTA: San Andreas ist maßlos überschätzt. Bei GTA 4 hingegen ist es genau andersrum.
Zugegeben, im direkten Vergleich mit GTA: San Andreas wirkt GTA 4 auf dem Papier wie ein echtes Downgrade. Viele Features wurden gestrichen, Spieler konnten keine Flugzeuge mehr fliegen, es gab nur eine einzige Stadt – und trotzdem ist es für mich das bessere Spiel. Aber warum?
Ganz einfach: GTA 4 erzählt in meinen Augen die deutlich packendere Geschichte und verleiht vor allem seinem Hauptcharakter Niko Bellic mehr Tiefe. Während CJ in San Andreas einfach nur als Ausgestoßener wieder Anschluss zu seiner Gang finden will, kommt Niko Bellic nach Liberty City, um ein Kriegstrauma zu überwinden und ein für allemal mit seiner Vergangenheit abzuschließen – und zwar auf seine ganz eigene Weise.
Und auch in den Dialogen macht Niko deutlich mehr her als seine Vorgänger und Nachfolger. Stets hat er einen sarkastischen Spruch auf den Lippen und hält damit sein Gegenüber zum Narren – weiß jedoch auch, wann der Spaß vorbei und die Zeit für einen harscheren Umgangston gekommen ist. Rockstar gelingt in diesem Fall ein herrlicher Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit, den es in keinem anderen Teil der Serie gibt.
Man hat von Anfang an dieses ungute Gefühl, dass Nikos Reise durch Liberty City kein gutes Ende nehmen und den einen oder anderen Tribut fordern wird – und je nachdem, wie ihr euch im Laufe der Story entscheidet, trifft das mal mehr oder weniger zu. Spannend ist der Trip durch die Unterwelt der Metropole aber auf jeden Fall!
GTA 6 ist bei Rockstar in Entwicklung. Doch was muss der nächste Open-World-Hit im Vergleich zu Vorgänger noch besser machen? Wir haben echte Experten befragt – euch!
Doch das ist nicht das einzige, was mir an GTA 4 so gut gefällt. Auch einer der größten Kritikpunkte vieler Fans ist in meinen Augen eine außerordentliche Stärke: Das Handling der Fahrzeuge. Das fühlt beinahe authentisch an. Die Vehikel haben alle eine gewisse Trägheit, kommen bei abrupten Lenkmanövern schnell ins Schleudern und brauchen auch mal ein bisschen, wenn man voll in die Eisen geht, um zum Stehen zu kommen. Coole Fahrmanöver und Drifts schüttelt man nicht so einfach aus dem Ärmel – und genau deswegen fühlt es sich umso besser an, wenn sie einem gelingen.
Ebenfalls in meinen Augen ein besonders dicker Pluspunkt ist das Physiksystem in GTA 4. Jede Kollision – sei es nun mit einem anderen Auto, einem Passanten oder einer Baustellenabsperrung bei Tempo 130 – führt zu einem nachvollziehbaren Ergebnis und hinterlässt bleibende Schäden bei allen Beteiligten. Vor allem bei Niko, der anscheinend noch nie etwas von einem Gurt zum Anschnallen gehört hat.
Doch auch in Feuergefechten macht sich das deutlich dynamischere Physiksystem und Trefferfeedback bemerkbar. Denn wer einen Gegner hinter einer Deckung hervorlocken will, kann ihn mit einem Treffer ins Bein dazu bringen, kurzerhand umzukippen. Alternativ könnt ihr eure Widersacher sogar mit einem gezielten Schuss entwaffnen. Warum wurden solche wunderbaren Details nicht in GTA 5 übernommen, Rockstar?
Und wo wir gerade bei Fehlern sind: Diese wiederholen die Entwickler bei GTA 6 am besten nicht noch einmal:
Ja, GTA: San Andreas bietet deutlich mehr Nebenaktivitäten und die abwechslungsreichere Spielwelt. Und GTA 5 ist deutlich runder, hat absolut bombastisch inszenierte Missionen und einen Online-Modus, der mich auch 8 Jahre später immer mal wieder ins Spiel zieht – wenn er denn funktioniert.
Und trotzdem bleibt GTA 4 das GTA meiner Herzen und in meinen Augen der beste Teil der Serie. Die Charaktere, das Setting, die eher düstere Geschichte und das etwas trägere Gameplay ergeben zusammen eine wunderbar herbe Mischung, die bei Weitem nicht jedem GTA-Fan mundet, dafür aber genau meinen Geschmack trifft.
Jetzt bleibt nur noch eines zu klären: Wann kommt endlich das Remake, Rockstar?
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