The Last of Us

The Last of Us: PS5-Remake ist falsches Spiel zur falschen Zeit

von Gregor Elsholz (Sonntag, 03.07.2022 - 09:30 Uhr)

The Last of Us: Für wen ist das PS5-Remake eigentlich gedacht? (Bildquelle: Sony Interactive Entertainment / Damir Khabirov, Getty Images)
The Last of Us: Für wen ist das PS5-Remake eigentlich gedacht? (Bildquelle: Sony Interactive Entertainment / Damir Khabirov, Getty Images)

Das PS5-Remake von The Last of Us soll noch diesen Herbst erscheinen. Während der erste Trailer bereits den neuen Look einiger Charaktermodelle verraten hat, stellt sich immer noch die Frage, für wen das Spiel eigentlich genau auf den Markt kommen soll.

Ein Kommentar von Gregor Elsholz:

2013 war im popkulturellen Rückblick ein eigensinniges Jahr. Der Film Argo wurde zum Oscargewinner gekürt, die Kult-Serie Dexter endete mit einem müden Seufzer und die ganze Welt wunderte sich über die Frage: „What does the fox say?“

Inmitten dieses ganzen Durcheinanders veröffentlichte Sony Interactive Entertainment das von Naughty Dog entwickelte Endzeit-Survival-Epos The Last of Us – und schuf einen sofortigen Welt-Hit, der weit über die Gaming-Branche hinaus für Aufmerksamkeit sorgte. Nur ein Jahr später erschien die Remastered-Version für die PS4 mit Full-HD-Auflösung und dem DLC Left Behind, während ein Patch das Spiel 2016 für die PS4 Pro optimierte.

2020 erschien dann der langersehnte Nachfolger The Last of Us 2, in dem Naughty Dog die Geschichte von Ellie kompromisslos weitererzählte. Dann wurde bekannt, dass sich ein PS5-Remake von The Last of Us in Entwicklung befindet – doch die Motivation dahinter scheint auffallend planlos.

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The Last of Us: Warum ein PS5-Remake?

Der Erfolg und Einfluss von The Last of Us sind beachtenswert. Obwohl mit nur zwei Spielen eigentlich kaum von einem Franchise zu sprechen ist, hat sich TLoU als eines der Aushängeschilder der Gaming-Industrie etabliert und sowohl im technischen Bereich als auch im Storytelling Maßstäbe gesetzt.

Auch heute ist das erste Spiel immer noch beeindruckend: Aktuell kann es in der Remastered-Version in 4K-Auflösung und mit 60 FPS auf der PS5 gespielt werden. Es hat nichts von seiner Wucht, seinem Narrativ oder seiner Atmosphäre eingebüßt. Genau darin liegt jedoch das größte Problem für das Remake: Es gibt schlichtweg keinen Grund dafür.

The Last of Us ist nicht perfekt, doch ein vollumfängliches Remake scheint für die aktuelle Hardware auch nach dem ersten Trailer nicht lohnenswert. Selbst wenn die berühmte Giraffen-Szene zum Beispiel mit Raytracing sicherlich noch ein bisschen hübscher wirken wird und einige Gesichter unters digitale Messer gekommen sind – was keineswegs alle Fans begeistert – wirken die Unterschiede verhältnismäßig minimal.

Auch mit Gameplay-Verbesserungen wie zum Beispiel bei der Kampfmechanik fällt mir es deswegen schwer, den Neupreis von satten 79,99 Euro zu rechtfertigen. Zumal The Last of Us Remastered für PS-Plus-Abonnenten auf der PS5 zur Gratis-Collection zählt.

The Last of Us Part 1| Deutscher Trailer zum Remake

The Last of Us: Wen soll das Spiel ansprechen?

Das Remake sollte wohl wahrscheinlich ein neues Publikum für sich gewinnen, was jedoch bei dem außergewöhnlichen Status von The Last of Us nicht einfach ist. Viele haben The Last of Us mittlerweile im Grunde mindestens anderthalb Mal durchgespielt – da das Sequel so eng mit den Ereignissen des Originals verbunden ist. Selbst Gamer, die nur die Fortsetzung gezockt haben, sollten eine sehr genaue Vorstellung von der zentralen Handlung des ersten Spiels haben.

Für wen hat Sony dieses Remake also in Auftrag gegeben? Sollen vielleicht neue Fans der kommenden Fernsehserie angesprochen werden oder soll es sich an etablierte Fans des Franchises richten, die die wichtigsten Ereignisse der Handlung ohnehin auswendig kennen? Keine der beiden Gruppen ist klar als Zielpublikum auszumachen. Wie bei einigen anderen Remakes wäre der Verdacht der Geldmacherei eigentlich naheliegend, wenn nur irgendwie klar wäre, wer sich am Ende dieses Spiel eigentlich kaufen soll.

Naughty-Dog-Remake: Im Franchise geirrt?

Es drängt sich ein wenig die Vermutung auf, dass Sony zum Beispiel mit einem Uncharted-Remake besser beraten gewesen wäre, da vor allem das erste Spiel der Reihe deutlich von einer Gameplay- und Grafik-Politur profitieren könnte.

Weder die Grafik noch das Gameplay sind aber schlussendlich die Elemente, die The Last of Us so einzigartig und erfolgreich gemacht haben. Es sind die Charaktere und die emotional erzählte Geschichte. Ein Remake wäre nicht in der Lage, diese Aspekte zu verändern und sollte es auch unter keinen Umständen versuchen. Somit bleibt der Eindruck, dass sich Sony beim Kramen im eigenen Greatest-Hits-Katalog vielleicht ganz einfach im Franchise vergriffen hat.

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The Last of Us: Timing stimmt nicht

Ob Remakes und Remasters prinzipiell notwendig oder wünschenswert sind und wie viel Anteil sie am Output eines Studios haben sollten, ist ein eigenes Thema für eine andere Kolumne. Ich persönlich denke aber bei Weitem nicht, dass alle Remakes sinnlos sind – Crash Team Racing: Nitro-Fueled war beispielsweise ein nostalgischer Genie-Streich – bis zu dem skandalösen Nachtrag von Mikrotransaktionen.

Ich mache mir aktuell auch keine Sorgen, dass Sony in Zukunft beinahe ausschließlich alte Spiele aufwärmtwie es zumindest gefühlt bei Nintendo der Fall ist – und die alten Hits einfach immer wieder an die gleichen Kunden verkauft.

Aber Remakes müssen zur richtigen Zeit kommen und natürlich für das richtige Spiel produziert werden und ich denke, dass ein The-Last-of-Us-Remake zum Vollpreis momentan keine dieser Voraussetzungen erfüllt. Zu schick sieht das Original auf der aktuellen Hardware aus und zu frisch sind noch die Wunden, die ich aus dem zweiten Spiel mitgenommen habe.

Manche Dinge brauchen einfach etwas mehr Zeit, bevor sie wieder herausgekramt werden können. Ich wäre jetzt schließlich emotional auch noch nicht für ein Remake von What does the fox say bereit – und auch das wird voraussichtlich noch ein paar Jahre so bleiben.

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