von Jannes Grunwald (Sonntag, 10.07.2022 - 08:00 Uhr)
Wer in Pokémon auf Shiny-Jagd geht, sollte verdammt viel Geduld mitbringen – denn die schillernden Taschenmonster sind echte Raritäten. Das war zwar auch mir bewusst, als ich mich auf die Suche nach einem besonderen Shiny-Pokémon machte, doch dass meine Jagd fast zwei Jahre andauern würde, hatte ich nicht erwartet. Immerhin wurde ich am Ende für mein Durchhaltevermögen gleich doppelt belohnt.
Als Pokémon Schwert und Schild 2019 veröffentlicht wurden, hatte ich mir schon längst eines der Spiele vorbestellt und zuhause sehnlichst das Paket erwartet. Als das Spiel angekommen war, spielte ich mit Eifer in drei Tagen die Story des Spiels komplett durch und levelte meine Pokémon. Doch schnell wurde mir langweilig, ich wusste nicht mehr was ich tun sollte. Ich tat also, was ich für einen netten Zeitvertrieb hielt und startete kurzerhand eine Shiny-Jagd.
Wie in meinen vorherigen Pokémon-Spielen versuchte ich nun schillernde Pokémon zu fangen – sogenannte Shinys. Ohne den Chancen erhöhenden Schillerpin, ohne zu wissen, dass ich die Pokémon nicht jedes mal besiegen muss und ohne je von der einfacheren Masuda-Methode gehört zu haben, begab ich mich auf die Suche. Ich konnte ja nicht ahnen, dass diese Jagd mich zwei Jahre meines Lebens kosten würde.
Mein Ziel: ein Shiny-Wolly. Ein kugelrundes und zuckersüßes Schaf, was mir schon am Anfang des Spieles gefiel. Ich dachte, ich hätte die schillernde Form des Pokémon schon so gut wie in der Tasche.
Nach zwei Wochen, die ich für diese kleine Schaf opferte, hatte ich die Nase voll und machte nach über 900 Begegnungen mit dem Pokémon erstmal eine Pause. Erst mit dem Beginn der Pandemie und auf der Suche nach einem neuen Abenteuer setzte ich meine Jagd fort.
Doch immer wieder musste ich Pausen einlegen. In manchen Momenten wollte ich die Jagd nach dem Shiny sogar komplett aufgeben. Es war einfach zu mühselig. Doch stets rappelte ich mich auf und sah mein Ziel vor Augen: Das Shiny-Wolly wartete auf mich – meine Hartnäckigkeit wurde belohnt.
Nach über 6.800 Begegnungen traf ich endlich das eine Wolly, auf das ich gewartet hatte – und ich bin komplett ausgerastet. Ich war überglücklich. Zwei Jahre waren seit dem Beginn meiner Shiny-Jagd vergangen und jetzt war meine Reise wirklich zu Ende. Doch, was ich damals noch nicht wusste: Das Spiel hatte noch eine Überraschung für mich auf Lager.
Nachdem ich das schillernde Wolly gefangen hatte, machte ich erstmal eine wohl verdiente Pokémon-Pause. Ein halbes Jahr später fing ich dann wieder an, schillernden Pokémon nachzujagen. Doch es fühlte sich diese mal anders an, beinahe bedeutungslos – oder zumindest dachte ich das damals noch.
Eine halbe Stunde später begegnete ich mal wieder einem Wolly. Ich dachte mir aber nichts dabei und schwelgte nur ein wenig in Erinnerungen – schließlich war ich zu diesem Zeitpunkt auf der Suche nach einem schillernden Galar-Mauzi. Anders als bei Wolly war ich mir immer noch nicht sicher, ob Galar-Mauzi wirklich das richtige Pokémon für mich war.
Doch noch am selben Tag, beantwortete das Schicksal diese Frage für mich, denn stattdessen traf ich auf ein weiteres schillerndes Wolly – diesmal auf Route 4 und nach unter 10 Begegnungen. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Was mich zuvor 80 Ingame-Stunden meines Lebens kostete, gelang mir nun innerhalb von 30 Minuten.
Ich war zwar glücklich, aber auch irgendwie enttäuscht. „Hätte es nicht einfach ein Galar-Mauzi sein können?“, fragte ich mich. Doch kurz darauf wurde mir wurde, dass Wolly mein echter Pokémon-Kamerad war. Ein wenig aus Frust – aber hauptsächlich zur Unterscheidung – entschied ich mich dazu, das zweite niedliche Shiny-Wolly in das deutlich hässlichere Zwollock weiterzuentwickeln. Mein Herz schmerzte bei dem Anblick, doch selbst ein weiteres Wolly konnte meinem ersten Shiny-Wolly nicht das Wasser reichen.
Es war eine lange Reise in einer Zeit, die schwer für viele von uns war, und ich bereue sie nicht. Bis heute haben meine beiden schillernden Schafe in der Pokémon-Home-Box einen besonderen Platz neben meinen anderen Shinys und immer wieder springe ich ins Spiel, um sie meinen Freunden zu zeigen. Es mag zwar nach Außen nicht so scheinen, doch diese beiden digitalen Schafe sind mir tatsächlich ans Herz gewachsen und haben mich durch eine einsame Zeit geführt.
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