von Michael Sonntag (Donnerstag, 22.09.2022 - 18:00 Uhr)
Nach fünf Jahren setzt Ubisoft sein irres Crossover fort. Nachdem Super Mario und die Rabbids ihre Streitigkeiten überwinden konnten, müssen sie sich nun einer neuen Gefahr stellen: Die dunkle Cursa will die mysteriösen Sparks verwenden, um das Universum zu beherrschen. Das heißt, wenn ihr die Sparks nicht vor ihr bekommt und ihre Kräfte gegen sie einsetzt. Das wird ein Spaß, aber auch eine Kopfnuss! Mario + Rabbids: Sparks of Hope treibt den Taktikspaß auf ein neues Level.
Es mag für Neueinsteiger immer noch merkwürdig klingen. „Wie passen Ubisoft, Super Mario, Rabbids und rundenbasierte Taktik eigentlich in ein und dasselbe Spiel?“ Es funktioniert, wir wissen auch nicht wie genau. Lasst euch einfach drauf ein! Gerade tollen und goofen die Nintendo-Charaktere noch über die Wiesen – und plötzlich fällt eine feindliche Macht ein und wir landen in einer Arena. Hier verfügt nun jeder Charakter über begrenzte Aktivitätspunkte, die er für Bewegungen, Angriffe, Items und Spezialattacken ausgeben kann. So weit, so Taktikrundenspiel.
Mario ist der Blasterschütze, Luigi der Bogenschütze und Peach hat einen Reflektor-Regenschirm. Das mag die ersten Züge noch sehr einfach aussehen lassen, aber spätere Gefechte werden euch lehren, wie wichtig das Kombinieren von Fähigkeiten ist. Der erste Angriff ist überwunden, jetzt heißt es, auf die Reise gehen, Planeten erkunden, neue Verbündete rekrutieren, Sparks retten und jeden Handlanger von Cursa besiegen.
Abseits der Kämpfe steuert ihr eure Gruppe durch hübsche und detailreiche Hubwelten. Von mystischen Ruinen über dunkle Strände bis zu bezaubernden Eispalästen ist alles dabei. Während ihr damit beschäftigt seid, kleine Nebenquests zu entdecken, etliche Belohnungen zu sammeln, Physikspielchen zu lösen und euch über jeden versteckten Joke zu freuen, kommt nie wirklich Langeweile auf.
Danach geht's wieder in den Kampf. Mit der ewig kindlich gebliebenen Atmosphäre eines Nintendo-Spiels und der taktischen Raffinesse eines Soft-XCOM 2 kommt hier ein interessanter Hybrid zusammen, der vor allem bisherige Skeptiker neugierig machen sollte, aber im Gegenzug auch eingefleischte Fans auf die Probe stellen könnte: Es ist eben erneut kein klassisches Mario-Spiel. Nicht mal in Teilen.
Der 2017er-Vorgänger Mario + Rabbids: Kingdom Battle mag heute etwas hölzern wirken, für Sparks of Hope aber hat Ubisoft alles nochmal aufs nächste Level gebracht: Die Technik wurde verbessert, die Grafik verschönert und die Menüs überarbeitet. Kurz: Das Spiel sieht schön aus, ihr werdet wieder acht sein und mit dem Lächeln nicht aufhören können. Das generelle Spielkonzept ist gleich geblieben – wieso auch ändern, wenn es schon im ersten Teil ein überraschender Glücksgriff war?
Der größte Unterschied spielt sich im Skillgewitter des Kampfes ab. Die frechen Tricks aus dem ersten Teil sind geblieben, erneut können die Helden Gegner in Fallen locken und mittels eines Sprungs schummeln und Felder überspringen. Jetzt kommen aber noch die Sparks dazu, die kleinen Sternkerlchen, die euren Attacken zusätzliche Effekte verleihen können.
Wasserschaden, Feuerschaden, Elektrizitätsschaden – und da jeder Charakter zwei Sparks zugeteilt bekommen kann, könnt ihr euch das Chaos und die Möglichkeiten sicher bildlich vorstellen. Diese Macht ist allerdings notwendig, da ihr gegenüber ein knackiger Schwierigkeitsgrad steht. Wir zeigen euch anhand einer nervenaufreibenden Situation, was wir meinen:
Wir kämpfen gegen eine Eisprinzessin, die nicht nur viel aushält und viel austeilt, ihr Kampf dauert auch mehrere Phasen an. Sie schickt unzählige Feinde ins Gefecht, nach ein paar Runden erscheinen auch noch neue aus Portalen. Kolosse, die uns zerquetschen können. Wolfscharfschützen (Ja, wirklich!), die unverschämt gut zielen können. Laufende Bomben. Wir wollen nach Hause! Aber wartet!
Nach etlichen Niederlagen halten wir eine Teambesprechung – und schalten kognitiv einen Gang höher. Und dann schlagen wir neue Brücken: Wenn Peach in die Luft springt und dabei den Reflektor verwendet, wird sich jeder schießende Wolfscharfschütze selbst verletzen. Wenn wir diese Feinde in Brand setzen und sie umherlaufen, laufen sie geradewegs in Marios Blaster. Ah, dieser Gegner ist anfällig für Wasserschaden! Ah, mit Luigis Unsichtbarkeit kann er sich an eine gute Position begeben.
Und wenn wir das so und so machen, könnten wir theoretisch in einem Zug vier Feinde auf einmal per Nahkampf ausschalten. Das ist total fies! Nein, das ist total brillant! Charakter skillen, Fähigkeiten schieben, die böseste Mannschaft aller Zeiten aufstellen – nach jeder verlorenen Partie denken wir uns: „Das war ein Fehler, Leute. Denn jetzt werden wir noch klüger und gemeiner zurückkehren!“ Sparks of Hope macht kombinationssüchtig und treibt dazu an, immer neue Taktiken zu entdecken.
Nach unserem dreistündigen Preview-Termin, in der wir ein Level vom Anfang an und eins ab der Mitte spielen konnten, waren wir definitiv überzeugt von Mario + Rabbids: Sparks of Hope und sehen jetzt schon mit Vorfreude auf den Switch-Release am 20. Oktober. Der Humor mit der ständig Selfie-schießenden Rabbid-Peach wird nach wie vor eine Geschmacksfrage bleiben. Es bleibt für das volle Spiel abzuwarten, ob der Schwierigkeitsgrad knackig bleibt und nicht irgendwann unfair frustrierend wird. Über die Spielzeit können wir ebenfalls zurzeit noch nichts sagen.
Genauso wollen wir hoffen, dass die ganze Kombinationsfreude über das Spiel hinweg immer übersichtlich und spaßig bleibt – und dass wir nicht irgendwann aus lauter Verwirrung nur eine Mastertaktik entwickeln, um die Kämpfe schnell zu meistern. Denn das müssen wir jetzt schon sagen: Nicht jeder Kampf macht gleich viel Spaß. Wenn wir beispielsweise einem Mini-Gegner in der Hubwelt begegnen, müsste nicht sofort ein ganzes Kampflevel folgen. Vor allem, wenn sich diese Kämpfe etwas grindig und unwichtig spielen. Wir sind schließlich Mario und die Rabbids, wir müssen das Universum retten! Um sowas soll sich doch bitte Toad kümmern!
Ich bin kein Super-Mario-Fan, die Rabbids kann ich noch weniger leiden und trotzdem bin ich sehr schwer angetan von Sparks of Hope. Ich denke, das sagt viel über dieses merkwürdige, aber sehr spaßige und kopfnussige Taktik-Crossover aus. Erwartet kein typisches Jump'n'Run und keine harte Taktikgranate wie XCOM 2. Es ist genau dazwischen. Und gut. Auch wenn es für mich das merkwürdigste Crossover aller Zeiten bleibt. Jetzt fehlt nur noch, dass der dritte Teil im ohnehin so crossover-lastigen Fortnite spielt. Quasi ein Avengers Endgame mit allen möglichen Gaming-Crossovers. Nein, lieber nicht. Oder doch?
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