von Michael Sonntag (Mittwoch, 18.01.2023 - 08:00 Uhr)
An mein 10-jähriges Ich: Hallo, hier ist dein erwachsenes Ich aus der Zukunft. Es gibt etwas, das mich noch immer beschäftigt: Wie konntest du damals nur so einen Blödsinn in Pokémon Silber anstellen?!
Um meinen peinlichen Moment für euch besser einzuordnen: Pokémon trat in mein Leben, als ich mich eines Sommers davor fürchtete, auf der langen Autofahrt zu unserem Urlaubsort an Langeweile zu sterben. „Dann kaufen wir dir eben ein neues Spiel für deinen Game Boy Color", entschied meine Mutter, die im Geschäft großen Wert darauf legte, dass das Spiel nicht innerhalb kurzer Zeit durchgespielt war. Als es bei der Silbernen Edition von Pokémon hieß, dass man insgesamt 251 Taschenmonster fangen musste, klang das gut genug für sie.
Im Nachhinein muss ich mein junges Ich und alle anderen Spieler, die ähnliche Fehler gemacht haben, in Schutz nehmen: Pokémon erfordert ein nicht zu unterschätzendes Organisationsmanagement. Die Attacken, das Heilen, die Wegfindung, die Verwaltung des Inventars, das Fangen und das Verstehen des ganzen Kosmos – das ist nicht ohne und deshalb verwundert es mich nicht, dass ich damals vor Glück und Stolz ein wenig weinen musste, als mein Team nach vielen Stunden und drei nervenaufreibenden Kämpfen gegen den Pokémon-Champion endlich in die Ruhmeshalle aufgenommen wurde.
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Ein sehr emotionales Spiel, nicht nur für mich, die meisten anderen Kinder im Ferienpark spielten es ebenfalls und fieberten genauso mit. Dass ich kurz nach meinem Sieg den allerdümmsten Fehler begangen hatte, realisierte ich erst, als ich die Geschichte auf dem Spielplatz erzählte und alle anderen mich auslachten. Einen Tag vorher streunerte ich mit meinem Trainer durch irgendwelche Wiesenflächen, um noch ein paar Pokémon zu fangen – als plötzlich ein Zubat erschien. Ich hatte bisher noch keins, hatte mir nie die Mühe gemacht, wollte es aber jetzt unbedingt haben.
Zu dumm nur, dass ich nicht mehr allzu viele Pokébälle dabei hatte. Die Fledermaus schleuderte die Superbälle einfach weg und dann blieb nur noch dieser mysteriöse Meisterball übrig, den ich irgendwo ergattert hatte. Das „Meister“ in der Beschreibung hätte mich stutzig machen sollen, hätte mir eigentlich vermitteln sollen, dass es nicht allzu viele von diesen Bällen gab. Der Aspekt „Garantierter Fang“ interessierte mich aber viel mehr, weil es genau das war, was ich jetzt brauchte. Es war tatsächlich gar so nicht schwer, wie es sein sollte, die Frage zu bejahen, ob ich wirklich diese Atombombe von Gadget gegen ein absolutes 0815-Pokémon einsetzen möchte.
Der Meisterball erfüllte seinen Zweck: Das Zubat war mein. SUPER! Liebes zehnjähriges Ich, ja, diese Kinder haben dir die Wahrheit nicht schonend beigebracht. Allerdings hatten sie Recht. Aber weißt du was?
Es haben sich später noch viele andere peinliche Geschichten zugetragen, das war nicht die letzte und auch nicht die schlimmste gewesen. Nichtsdestotrotz ist aus dir ein guter Gamer geworden. Und die 251 Taschenmonster hast du trotzdem bekommen. Wenn auch mit ein wenig Hilfe.
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